Donnernder Applaus für die Naturhornsolisten

Konzert in St. Laurentius begeistert das Dasseler Publikum | Breites und mitreißendes Repertoire | Seminar-Abschluss

Dassel. Sie freue sich, dass die Naturhornsolisten ihr 13. Konzert in Dassel geben würden, sagte Frauke Stein in ihrer Begrüßung. So viele musikalische Koryphäen habe man selten beieinander: Aus dem ganzen Bundesgebiet und aus Frankreich seien sie angereist, um in Dassel zusammen zu spielen. Das Seminar im CVJM-Haus »Solling« sei von einer fröhlichen Atmosphäre geprägt, davon habe sie sich überzeugen können, und so wünsche sie sich: »Kommen Sie wieder.«

Mit drei Sätze einer Komposition von Jean Joseph Kenn (geboren 1757) stiegen die Naturhornsolisten, allesamt Dozenten des mehrtägigen Seminars, in ihr Programm ein. Der Auftritt in der Kirche sei stets der Höhepunkt des Aufenthalts in Dassel, versicherte Wilhelm Bruns als musika­lischer Leiter der Fortbildung. Er selbst spiele seit 26 Jahren Naturhorn, und man müsse diese Musik schon sehr lieben, um sich diese Instrumente ohne Ventil anzutun, schmunzelte er. Wie besonders sie aber klingen können, zeigte unter anderem ein Stück von Jacques François Gallay (1795 bis 1864), des »Königs des Naturhorns«, der sich vehement gegen die zu Beginn des 19. Jahrhunderts eingeführten Ventile gewehrt habe. Aus einem Duett und einem Solo formierten die Musiker einen interessanten Mix.

Einen Zufallsfund von Alexis Martin konnten die Solisten ebenfalls präsentieren. Vermutlich sei das Stück 100 bis 150 Jahre alt – viel mehr sei über den Komponisten nicht herauszufinden, hieß es. Man könne jedoch davon ausgehen, dass dieses Werk bisher in Deutschland noch nicht gespielt wurde, und so freue man sich, Auszüge vorzustellen, »die es in sich haben«. Die Vielfalt rief beim Publikum absolute Begeisterung hervor.
Leichtigkeit verbreitete ein französisch-italie­nisches Stück zur Jagd, bei dem ein Solist im hinteren Teil der Kirche im Wechselspiel zu den Kollegen im Altarraum spielte.
Der »Jägerchor« aus der Oper »Der Freischütz« von Carl-Maria von Weber stand ebenfalls auf dem Programm – auch Weber sei, so Bruns in seiner Moderation, ein Verfechter des Naturhorns gewesen. Nicht nur musikalisch führte der Leiter der Naturhornakademie Bad Dürkheim durch den Abend, sondern er vermittelte den Gästen auch viel Wissen über die Instrumente.
Aus dem Mutterland des Naturhorns, von wo aus es sich zu Zeiten Ludwigs XIV. und XV. ausbreitete und wo es noch immer eine ungebrochene Tradition für das Jagdhorn, das »trompe de chasse«, gibt, war Hubert Heinrich angereist, eine »lebende Legende«. Er verfüge nicht nur über einen immensen Notenvorrat dazu, sondern habe sich auch bereiterklärt, ein Seminar zu leiten. »In diesen Schafen steckt ein Wolf«, versicherte Bruns zu den D-Hörnern, mit denen der zweite Teil des Konzerts begann, traditionell im Keil mit dem Rücken zu den Zuhörern geblasen. Hubert Heinrich hat bereits als Jugendlicher eine Hubertusmesse komponiert, aus denen vier melodische und zugleich vielseitige Teile gespielt wurden. Sowohl lieblich als auch druckvoll schmeichelten sich die Töne in die Ohren. Mit »Souvenirs de Londre«, »Erinnerungen an London«, erklang ein weiteres Stück erstmals in Deutschland. Mit 13 Jahren hat Heinrich eine »Hommage au piqueux« geschrieben, eine sanfte Melodie, die die Hörner durch St. Laurentius wehen ließen: »Dieser wunderbaren Musik ist nicht mehr viel hinzuzufügen«, waren die Besucher mit Wilhelm Bruns einig. Stehenden Beifall gab es für »La Manola des Chasseur«, bevor zum Abschluss zwei Zugaben und ein »allerallerletztes Stück« gespielt wurden: Dabei erfreuten die Musikern mit Märschen in ungewöhnlicher Interpretation.

Am Ende des Abends, bevor es auf den Kirchplatz zu einer Stärkung unter den Bäumen und zu Gesprächen mit den Musikern ging, stand ein Dank an Dassel für die herzliche Aufnahme. »Für uns ist das immer ein besonderes Konzert«, versicherte Wilhelm Bruns im Namen des gesamten Kurses. Besonders dankte er Familie Krückeberg und allen Helfern, die die Veranstaltung möglich gemacht hätten. Diesmal sei das Wetter so gewesen, dass man durchweg draußen musizieren konnte – beim nächsten Mal und bei schlechtem Wetter komme man aber gern auf die Übungs­räume in der Stadt zurück.
Mit stehendem, donnerndem Beifall quittierten die Besucher in St. Laurentius den großartigen Auftritt.ek

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