Ein berühmter Sohn der Stadt Dassel

Rainald von Dassel bringt Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln | Von Stadtarchivar Manfred Schnepel

In seiner Chronik von 1596 weist der Histo­riker Johannes Letzner auf das Grafengeschlecht derer von Dassel hin, das seit dem frühen Mittelalter hier seinen Stammsitz hatte. Aus diesem Geschlecht ging mit Rainald einer der bedeutenden Söhne ­Dassels hervor.

Dassel. Ausgebildet an der Domschule in Hildesheim und nach wissenschaftlichen Studien in Paris, kehrte Rainald als Dompropst zurück nach Hildesheim. Schon bald wurde Kaiser Friedrich Barbarossa auf den scharfsinnigen und redegewandten Rainald aufmerksam. Dem kaiserlichen Wunsch, sein Reichskanzler zu werden, konnte Rainald nicht widersprechen. Dieser Aufgabe widmete er sich mit ganzer Kraft und bestimmte in entscheidender Weise für seinen kaiserlichen Herrn die politischen Geschicke des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in den Jahren 1156 bis 1167. Bereits zwei Jahre nach seiner Berufung in die Reichskanzlei bereitete er für Barbarossa einen Feldzug nach Italien vor.

Nach dem Tode des Kölner Erzbischofs Friedrich II. von Berg  wurde Rainald von Dassel im Juni 1159 in Abwesenheit zu dessen Nachfolger als 47. Erzbischof von Köln gewählt. Zu dieser Zeit war er weder Priester noch Bischof. Erst im Jahre 1165 ließ er sich auf Drängen anderer Bischöfe im Mai zum Priester und im Oktober zum Bischof weihen, nachdem er ein Jahr zuvor seiner Stadt Köln aus Italien kommend ein wertvolles Geschenk überbrachte: Nach der Eroberung Mailands erhielt Rainald als Kriegsbeute die Gebeine der Heiligen Drei Könige, einen Schatz mit besonderer Symbolkraft, der »kostbarer ist als Gold und Edelsteine«, wie er nach Köln übermitteln ließ mit der gleichzeitigen An­kün­digung, die irdischen Überreste dieser drei Gottes­männer in die dortige Domkirche bringen zu ­wollen. Am 23. Juli 1164 traf Rainald schließlich nach dreijähriger Abwesenheit in Köln ein und wurde begeistert vom Klerus und zahlreichen Bürgern ­der Stadt am Rheinufer empfangen. In einer feierlichen Prozession und mit dem Gesang geistlicher Lieder wurden die Reliquien in die Domkirche getragen.

Die Stadt Köln entwickelte sich seit Überführung dieser Reliquien zu einem der größten Wallfahrtsorte der Christenheit. Seither wurde die Stadt zum »Heiligen Köln«. Zur Aufbewahrung der Gebeine fertigte ein namhafter Künstler einen goldenen, mit Edelsteinen verzierten Dreikönigenschrein an, der bis heute als der berühmteste Reliquiensarkophag des Abendlandes verehrt wird. Für die Zahl der Pilger, die aus dem gesamten europäischen Raum in frommer Verehrung nach Köln strömten, reichte die bescheidene Domkirche schon bald nicht mehr aus. Deshalb wurde im Jahre 1248 der Grundstein für ein größeres und moderneres gotisches Gotteshaus gelegt, das in Größe, Pracht und inhaltlicher Aussage alle bisherigen Kathedralen übertreffen sollte. Der Dreikönigenschrein als zentrales Heiligtum des neuen Domes erhielt in der Mitte der Vierung einen seiner Bedeutung angemessenen Standort. Noch heute kommen täglich zahlreiche Besucher aus nah und fern in den Dom, um den auch als »Das Goldene Haus« bezeichneten Schrein zu betrachten.

Im 13. Jahrhundert übernahm die Stadt Köln die drei Kronen dieser Heiligen, deren Gebeine im Dreikönigenschrein aufbewahrt werden, in ihr Wappen.oh

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