Eine echte Perle landschaftlicher Schönheit pflegen

Sollingverein Dassel: Festakt zum 125-jährigen Bestehen | Minister Christian Meyer überreicht Eichendorff-Plakette

Für den Solling-Haupt­verein überbrachte Heinrich Hugo Noack (am Pult) die Glückwünsche zum 125-­jährigen Bestehen des Sollingvereins Dassel.

Dassel. Dassels Ortsbürgermeister Max Schlüter versicherte, der Ortsrat sei sehr angetan vom Sollingverein. »Ohne euch würde viel fehlen. Der Ortsrat steht voll hinter euch.« Vieles sei geschaffen worden, die Mitglieder zeichneten sich durch große Aktivität aus.

Das Besondere an diesem Jubiläum sei nicht das Einmalige, der schöne Kick, sondern das, wofür die Menschen einstehen würden – und das währe nun schon über Jahrzehnte, sagte Bürgermeister Gerhard Melching. Das 125-jährige Bestehen sei ein echter Höhepunkt für Dassel. Der Sollingverein beziehungsweise die Mitglieder hätten viel geleistet mit Mitmenschen, Natur und Heimat, dafür sprach er seine Anerkennung aus. Früher sei der Solling- auch der Verkehrsverein gewesen, habe sich um die Vermietung von Fremdenzimmern gekümmert. Heute liege diese Aufgabe bei der Solling-Vogler-Region, aber für den Sollingverein gebe es immer noch genug zu tun. Dazu zählten die Pflege der Kurt-Bäger-Hütte, die Aufstellung und Betreuung von Bänken sowie die Pflege der Wanderwege für ein touristisch nutzbares Angebot, von dem aber auch die Dasseler Bürger profitierten – ein Einsatz für eine lebenswerte Stadt. Erhalt und Pflege der Heimat habe sich der Sollingverein seit 125 Jahren zur Aufgabe gemacht. »Sie werden weiter dringend gebraucht«, so Melching in seiner Gratulation, begleitet unter anderem von einem Präsentkorb mit »Echt!«-Produkten.

Ein solches Jubiläum sei ein guter Grund zum Feiern, aber auch, um Dank für das in Jahrzehnten gezeigte ehrenamtliche Engagement auszusprechen, betonte der stellvertretende Landrat Jens Hampe. Die Mitglieder würden sich verantwortungsvoll und in großer Zahl einbringen. Inklusion sei schon immer umgesetzt worden. Ohne zuzupacken gelinge kein aktives Gestalten, und es wäre um die Gesellschaft schlecht bestellt. Die Pflege der eigenen Kultur und der Heimat hätten beim Sollingverein hohen Stellenwert. Alte Werte sollte man nicht leichtfertig über Bord werfen, sondern die Herkunft bewahren. Die Menschen müssten einen Ort haben, zu dem sie sich zugehörig und wohl fühlten, mit dem sie sich identifizierten und den sie mitgestalten wollten. Damit gebe man auch der jungen Generation ein Beispiel, dass es sich lohne, sich einzusetzen. »Bitte machen Sie weiter, gestalten Sie Ihren Zusammenhalt.«
Auf den Namensgeber der Eichendorff-Plakette ging der Niedersächsische Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Christian Meyer, zunächst ein, den preußischen Beamten, Lyriker und Schriftsteller Joseph von Eichendorff (1788 bis 1857). Er habe für das gesorgt, was man heute Work-Life-Balance nenne, habe neben dem Beruf Wert auf Freizeit gelegt. Es sei ihm eine Ehre, so Meyer, diesen 1983 vom Bundespräsidenten gestifteten Orden zu überreichen. Die Vorgaben, die dafür gemacht wurden, würden vom Sollingverein nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Die Eichendorff-Plakette wird verleihen für die in langjährigem Wirken erworbenen besonderen Verdienste um die Pflege und Förderung des Wanderns, des Heimatgedankens und des Umweltbewusstseins verdienten Wander- und Gebirgsvereine, die mindestens 100 Jahre alt sind. Er selbst, so Meyer, sei ein Kind des Sollings, und so habe er gern gelesen, dass der Verein 1887 von »naturfrohen« Männern in Relliehausen gegründet wurde. Die Gründung in Dassel erfolgte 1889 als sechster Zweitverein. Nach zehn Jahren gab es bereits 1.000 Mitglieder in 14 Zweigvereinen. Es wurde Werbung für den Solling betrieben, die Pflege des Fremdenverkehrs war wichtig, ebenso von Geschichten, Sagen, Flora und Fauna. Im Mittelpunkt stand der Solling, eine echte Perle landschaftlicher Schönheit, und das gelte immer noch, betonte der Minister. Wenn Wandern wieder modern sei, gelte es, junge Menschen mitzunehmen; Wanderer verfügten häufig über herausragende Naturkenntnisse, seien Umwelt-, Natur- und Tierschützer. Prägte früher die Landwirtschaft die Natur, habe sich das inzwischen verändert. Doch Landwirtschaft müsse in Einklang mit Natur, Boden und Umweltpflege stehen. Dazu brauche es mehr Menschen, die sich wie der Sollingverein der Natur annäherten. Mit seinen 160 Mitgliedern leiste der Verein einen wertvollen Beitrag für Wege, Bänke oder Grillplatz. Als Forstminister liege ihn daran, dass Nachhaltigkeit und die Förderung des Heimatgedankens umgesetzt würden. Vereine seien Begegnungsstätten. »Nehmen Sie andere mit«, so seine Bitte. Gemeinsame Aktion förderten das Miteinander und seien Beispiele für bürgerschaftliches Engagement. Die Dörfer seien auf intakte soziale Strukturen angewiesen. »Danke für Ihr Engagement in Dassel.«

Für den Solling-Hauptverein hob der Vorsitzende Heinrich Hugo Noack die unverwechselbare Flora und Fauna der Region hervor: Wiesentäler, Eichenalleen oder Buchendome gelte es zu erhalten, beispielsweise gegen überdimensionierte Windparks, die die Existenzbedingungen für Mensch und Tier belasteten. Im Sinne der Heimatpflege müsse man eng zusammenstehen. Die Vereine seien immer Zukunftswerkstätten für Kulturarbeit gewesen.

Zahlreiche Vereine gratulierten zum Jubiläum. Sie lobten das vielseitige und kontinuierliche Wirken, den Teamgeist und die ehrenamtliche Stärke. Neben dem »Flachgeschenken« gab es vom Deutschen Roten Kreuz Erlöse aus dem HeJaHo-Laden zur Beschaffung von zwei Sitzbänken. Als früherer Förster stiftete Hans Henke dem Vereinen einen von seiner Frau gearbeiteten Tischwimpel.

An die Anfänge des Vereins erinnerte der Vorsitzende Rolf Albrecht: Die Gründung in Dassel fand vor 125 Jahren mit 76 Mitgliedern statt. Die Euphorie konnte über die Jahre zwar nicht immer gehalten werden, aber der Verein konnte sich schnell fest in der Gemeinschaft verankern. Zu den stetigen Arbeiten gehörten Pflege und Ausweisung der Wanderwege. Während in den 50er bis 70er Jahren der Fremdenverkehr in der Region boomte, wurde Infrastruktur installiert und regelmäßig gepflegt, um den Gästen die Schönheiten der Region zu zeigen. Unter anderem wurde ein Verkehrspavillon an der Algier installiert. Mit der Übernahme der Fremdenverkehrsaktivitäten durch die Stadt konnte sich der Verein auf seine eigentliche Arbeit rückbesinnen. Bei der Jubiläumsfeier zum 70-jährigen Bestehen sprach der damalige  Ministerpräsident Ernst Albrecht, »heute macht das Rolf Albrecht«, schmunzelte der Vorsitzende. Ihm stehe, betonte er, ein sehr guter Vorstand zur Seite, dem er ebenso dankte wie dem Festausschuss und den Sponsoren des Jubiläums.ek

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