»Auf dem Rücken ist gar kein Fell«

Knipraths beringen Turmfalken an der Paul-Gerhardt-Schule | In geraden Jahren Ring am rechten Bein

Die Kinder durften die drei kleinen Turmfalken in die Hand nehmen.

Dassel. Der Regenguss tat der Aktion keinen Abbruch: Pünktlich zur Beringung der kleinen Turmfalken an der Paul-Gerhardt-Schule in Dassel regnete es, das hielt die kleinen und großen Interessierten jedoch nicht davon ab, dabei zu sein. In einem Wirtschaftsgebäude der Schule hat ein Turmfalkenpaar einen windgeschützten attraktiven Brutplatz gefunden, einen eigentlich für Schleiereulen angebrachten Nistkasten.

Mit einer Webcam kann es beobachtet werden. Mitte April beginnt alljährlich das Brutgeschäft der Turmfalken. Der Trieb ein Nest zu bauen - wie es viele andere Vögel tun indem sie Äste, Zweige, feines Reisig, Moos oder weiche Pflanzenfasern zusammentragen – fehlt den Falken.Sie nutzen als Felsbrüter Höhlungen, Simse oder Nischen, als Baumbrüter die soliden Nester von Krähenvögeln, Reihern oder anderen Greifvögeln. Wenn die Nestmulde für die fast kreisrunden Eier hergerichtet ist, ist mit der Eiablage zu rechnen.

Drei Eier hat das Dasseler Turmfalkenpaar in diesem Jahr gelegt. Die Eier benötigen die Körperwärme der brütenden Falken, damit sich die befruchteten Eizellen entwickeln können. Die kalten Tage hat die Brut unter dem wärmenden Gefieder überstanden. Das Brutgeschäft wurde per Kamera beobachtet, und am 1. Juli erhielt der Waldpädagoge Olaf Hettling aus Hannover die Meldung, dass das erste Ei angepickt sei. 13 Tage später nahmen der Biologe Dr. Ernst Kniprath und seine Frau, die Ornithologin Susanne Stier-Kniprath, jetzt die Beringung der Jungfalken vor.

Zuvor aber zeigten sie den Zuschauern einzelne Federn der Tiere, legten die - etwas verschüchterten - Tiere behutsam in die Hände der Kinder. »Auf dem Rücken ist gar kein Fell«, stellte ein Mädchen beim Streicheln des zarten Daunenkleides fest. Und so erläuterten Knipraths den Unterschied zwischen Fell und Federn und lieferten weitere Informationen zur Lebensweise der Tiere. »In geraden Jahren wird das rechte Bein beringt«, erklärte Stier-Kniprath.

Die Nummern 5526287, -88 und -89 wurden behutsam angelegt. Zuständige Betreuungszentrale ist die Vogelwarte Helgoland mit Sitz in Wilhelmshaven. Sie überwacht den Wildvogelbestand. Über die Ringnummer kann man erfahren, wo das Tier geschlüpft ist und wie alt es ist. Diese Daten geben außerdem noch Aufschluss auf das Zugverhalten und Zugwege der Vögel, Ansiedlungsmuster der Jungvögel, Ortstreue der Brutvögel, Lebenserwartung und Todesursachen.

Mit zunehmen Alter wird die Welt außerhalb des Nistkastens nun interessanter für die Jungfalken. In etwa drei Wochen wird man sie draußen sehen, in sechs Wochen werden ihre Flugübungen abgeschlossen sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Jungvogel sein erstes Lebensjahr überlebt, liegt jedoch nur bei etwa 50 Prozent. Eine hohe Sterberate ist in den Monaten Januar und Februar zu verzeichnen, wenn sowohl ausgewachsene Vögel als auch Jungvögel gelegentlich verhungern, weil die Witterungsbedingungen ihre Jagd zu sehr einschränken.sts

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