Friedvolles Miteinander in Flüchtlingsunterkünften

Bundestagsabgeordneter Dr. Priesmeier besucht CVJM-Haus/Außenstelle Friedland und Notunterkunft in Dassel

»Es gibt keine Sensationen zu berichten. Alles ist friedlich, und alle sind froh und dankbar, hier angekommen zu sein«, diese Botschaft erhielt der Bundestags­abgeordnete Dr. Wilhelm Priesmeier aus Markoldendorf sowohl bei seinem ­Besuch der Erstaufnahmeeinrichtung der Außenstelle Friedland im CVJM-Haus »Solling« als auch in der Notunterkunft Dassel in der ehemaligen Rainald-von-Dassel-Schule.

Dassel. Meistens nur eine Stunde Vorlauf hat das CVJM-Haus »Solling«, bevor die Flüchtlinge aus Friedland, wo sie mindestens eine Nacht verbracht haben, in Dassel eintreffen. 218 Menschen aus Syrien, Afghanistan, Irak oder Nepal leben aktuell in der einstigen Familienferientagesstätte des CVJM.  Untergebracht sind sie zumeist in Vier- bis Sechsbett-Zimmern mit eigener Dusche und WC. »Es ist insgesamt sehr ruhig«, berichtet Ramon Haag, der die Häuser des CVJM leitet. Natürlich komme es manchmal zu kleinen Reibereien, doch neben der Ein-Personen-Security sorgen die Bewohner selbst dafür, dass es schnell wieder friedlich wird.

Gerald Stehrenberg ist der Ansprechpartner im Haus »Solling« vor Ort. Eine große Herausforderung sei es herauszufinden, ob die Menschen wirklich akut erkrankt seien und einen Arzt benötigten. Zwar habe man einen Dolmetscher, doch der arbeite auch nicht 24 Stunden am Tag. Über den CJD sind zudem sechs pädagogische Betreuer angestellt. Deutschkurse werden angeboten, die gut besucht werden. 320 Essen werden täglich zubereitet. Es werde nicht »halal« gekocht, erfuhr Dr. Wilhelm Priesmeier auf Nachfrage – es gebe einfach kein Schweinefleisch. Der Buslinienverkehr funktioniere auch. Insgesamt sei man seitens des CVJM mit der gesamten Entwicklung zufrieden. »Zuerst mussten die Basics wie Essen und Unterkunft erfüllt sein. Die ersten drei Wochen haben uns an die Grenzen gebracht, denn wir haben alle noch kein Flüchtlingsheim geleitet. Jetzt können wir das Freizeitangebot erweitern und uns öffnen«, resümiert Ramon Haag.

Dazu gehört auch, dass Weihnachten gefeiert wurde, auch wenn 95 Prozent Muslime sind. 120 Päckchen der Aktion »Weihnachten im Schuhkarton« konnte Haag für die Bewohner organisieren, die Gerald Stehrenberg Heiligabend überreichte. »Sie müssen uns und unsere Kultur auch akzeptieren«, erklärten Haag und Stehrenberg ab­schließend. Dr. Priesmeier brachte zudem noch 50 Exemplare des Deutschen Grundgesetzes in arabischer Sprache mit, die ebenfalls verteilt wurden.

Provisorischer ging es hingegen zu Beginn in der Notunterkunft Dassel zu, wie DRK-Geschäftsführer Kay Malchow dem SPD-Bundestagsabgeordneten Priesmeier und einigen SPD-Ortsvertretern berichtete. Die Heizung funktionierte anfangs nicht, und die Duschen mussten mit Gasflaschen betrieben werden. Zwischenzeitlich wurde im einstigen Schwimmbad der Rainald-von Dassel-Schule der Speisesaal eingerichtet, indem ein stabiler Boden eingezogen wurde. 350 Flüchtlinge wurden bislang aufgenommen, aktuell sind 120 vor Ort. »Die Flüchtlinge sind sehr hilfsbereit. Sie packen mit an, helfen bei der Montage von Betten, übernehmen Verantwortung bei der Gebäudereinigung, fegen den Hof oder streichen die Räume. Alle machen irgendwie mit«, schildert Malchow das fast schon familiäre Zusammenleben in der Notunterkunft in der Hermannstraße. Es gebe keine Schwierigkeiten mit den verschiedenen Gruppen, wie Afghanen und Syrern. Auch findet hier Deutschunterricht statt: aufgeteilt in Männer und Frauen sowie in Analphabeten und des Lesens und Schreibens Mächtige lernen sie in den Räumen der einstigen Schule. Diese wird von den Firmen praktisch im Vorbeigehen weiter ausgestattet: Waschmaschinen und Trockner wurden angeschlossen, die alte Schulküche wurde reaktiviert, eine neue Brandmeldeanlage installiert. Untersuchungsräume sowie Kranken- und Isolierstation und die Kleiderkammer wurden gemeinsam von freiwilligen Helfern, DRK-Mitarbeitern und den Bewohnern eingerichtet. Noch stehen die Duschcontainer auf dem Innenhof, doch Malchow hofft, dass auch diese Situation bald ein Ende haben wird. »Am Anfang war das wirklich eine Baustelle, sodass viele Flüchtlinge schnell wieder weitergezogen sind. Das ist hier zwar kein Luxus, doch wir wollen es ihnen so komfortabel wie möglich machen. Sie fühlen sich heimisch, denn sie merken, dass wir uns um sie kümmern. Jetzt wollen sie eigentlich gar nicht weg, aber wir müssen ihnen sagen, dass sie von hier aus weiterverwiesen werden«, umschreibt Kay Malchow dem SPD-Politiker die Situation vor Ort. Und überall, wo die Besuchergruppe um Wilhelm Priesmeier hinkommt, gibt es eine freundliche Geste, wechseln einige freundliche und dankbare Worte. Selbst die Großfamilie Ali – mit 15 Personen in einem Raum – ist glücklich und voll des Lobes, wie Dolmetscher Cengiz Dogan übersetzt und die jüngeren Erwachsenen und Jugendlichen auf Englisch antworten.

Wilhelm Priesmeier ist froh, dass es in beiden Flüchtlingsunterkünften ruhig zugeht. »Allein der geringe Einsatz an Sicherheitsleuten zeigt, dass alle gewillt sind, diese für uns alle neue und auf die Dauer sehr anstrengende Situation mit besten Wissen und Gewissen zu meistern. Dazu gehört viel Kraft und Einsatz aller Beteiligten – vor allem aber auch das Engagement vieler Ehrenamtlicher, die den Flüchtlingen helfen wollen. All diesen Menschen danke ich ganz herzlich«, sagte Wilhelm Priesmeier.
oh

Dassel

Hegering IV sammelt Müll