Geschichte in Form eines Theaterstücks

»Stille Hunde« bringen »Die Besserung« ins Klassenzimmer der Rainald-von-Dassel-Schule

Eine beeindruckende Geschichtszeitreise erlebten jetzt die Klassen H10, R10a und R10b mit ihren Geschichtslehrern Ralf Pahl und Simone Taube an der Rainald-von-Dassel-Schule: Mit dem Stück »Die Besserung« waren die »Stillen Hunde« zu Gast. Eindringlich inszenierten die Schauspieler Stefan Dehler und Christoph Huber das Stück, das die menschenverachtende Ausgrenzungsideologie der nationalsozialistischen Machthaber zum Thema hat. In einem Nachgespräch mit Anne Berghoff vom Verein »Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen« wurde deutlich, wieviel Wahres in dem Schauspiel verarbeitet wurde.

Dassel. Die »Stillen Hunde« haben in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte auf der Grundlage von Zeitzeugenberichten und anderen historischen Quellen ein Theaterstück entwickelt, das ein Schlaglicht auf die Ideologie der Nationalsozialisten und ihre Umsetzung in der Praxis wirft. Im Mittelpunkt der »Besserung« steht der 14-jährige Franz. 1942 wird er als »Herumtreiber« und Pubertätsversager« aktenkundig. Nach zwei Fluchtversuchen aus einem Jugendheim – er wollte nur seine Mutter sehen – kommt er in das »Jugendschutzlager« Moringen. Dort soll er »ordentlich erzogen« werden, damit er als »arischer Typ« seinen Platz in der »Volksgemeinschaft« wieder ausfüllen kann. Schwere Arbeit und weitreichende Misshandlungen sind an der Tagesordnung. Hunger prägt seinen Lageraufenthalt.

Die ganze Geschichte bis hin zur Befreiung durch die Amerikaner kommt erst 50 Jahre später ans Licht. Auf dem Totenbett erzählt Franz sie seinem Sohn. Und er gibt ihm einen Brief an Wilhelm Priebe. Der wiederum ist verstorben, hat aber auch einen Sohn. Die beiden Söhne kommen ins Gespräch, ihnen wird bewusst, wie wenig sie von ihren Vätern wissen.

Die kriminalbiologisch begründete Selektion der jugendlichen Häftlinge, die wirtschaftliche Ausbeutung der Insassen durch Zwangsarbeit, die alltägliche Gewalt, die Rohheit und Willkür der Aufseher – all das wird thematisiert in dem Stück. Am Ende lüftet der Brief ein Geheimnis: dass Franz sein Leben Wilhelm verdankt, der dafür sogar einen verkrüppelten Arm in Kauf nahm. Im Gespräch wird den Söhnen klar: Ihre Väter haben nicht verstanden, warum sie nach Moringen gekommen sind. Denn: »Niemand versteht das.«

Finanziell unterstützt wurde die Veranstaltung durch den Förderverein der Schule. Das Stück entstand mit finanzieller Unterstützung des Landschaftsverbandes Südniedersachsen und der Jugendstiftung des Landkreises Northeim. Es wurde für das Klassenzimmer konzipiert und kann als Gastspiel gebucht werden.sts

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