Gottes frohe Botschaft in mitreißender Musik

Gottesdienst und Gospelkonzert von G:P:S in St. Laurentius in Dassel | Vergebung ist schwierig, aber befreiend

Dassel. Donnernder Applaus in einer voll besetzten Kirche – der Gospelgottesdienst mit dem Gospelprojekt Solling G:P:S und der Kirchenkreisband »Ephatha« in St. Laurentius in Dassel war etwas Besonderes. Das Gospelprojekt hat einen Gottesdienst mit konzertantem Ausklang gestaltet, »zwei in eins«, wie Pastor Martin Possner die Besucher scherzhaft begrüßte. Der Gottesdienst, zu dem die Gemeinde und der Förderkreis Kirchenmusik St. Laurentius eingeladen hatten, werde bereichert durch viele Lieder mit dem Ziel, heilsame Stimmung zu verbreiten. »Lächeln, schnipsen, klatschen, singen und beten Sie mit«, lud er die Besucher ein.

Mit »Lord, I come before you«, »Herr, ich komme zu dir«, stimmten die rund 100 Sängerinnen und Sänger auf den Gottesdienst ein, und mit der Ballade »My life is in your hands« leiteten sie zu Psalm 31, »Meine Zeit steht in deinen Händen«. Der Wechsel zwischen den Psalmversen und den Gospelzeilen konnte die Gemeinde gut mit einbinden.

G:P:S begleitete beim Kyrie und beim Dank an den Herrn mit »Holy, Holy, Holy is the Lord«, und mit »He has done marvellous things – praise the Lord« führte ein weiterer Gospel hin zum Evangelium. Das passte genau zum Text aus Lukas 5, der Geschichte über die Heilung eines Gelähmten. »Vergebung mobilisiert«, das lehre Jesus mit diesem Geschehen, so Pastor Martin Possner, der sich in seiner Predigt der Kunst des Vergebens widmete.
Wenn Menschen einander verletzten, seien ganze Lebenskonzepte gefährdet. Vergeben, etwa nach einem Betrug oder schweren Vertrauensbruch, dauere seine Zeit, verschiedene Phasen müssten durchlebt werden, und das Ergebnis sei offen. Vergeben und verzeihen seien leicht gesagt und schwer getan. Dahinter stehe die Sehnsucht, dass alles gut werde: »Wir wünschen uns Heil.« Der Umgang miteinander werde nicht mehr wie vorher sein, aber jeder wünsche sich, dass am Ende die Harmonie stimme. Auch Gospel bringe Harmonie, und Wolfgang Teichmann, der Initiator des G:P:S, verstehe, die Liebe zur Musik in die Herzen zu pflanzen, Texte mit Tiefgang und klarer Wahrheit.

Jesus habe das System gebrochen, in dem Menschen lebten, er habe angefangen zu vergeben, und diese »außerirdische« Vergebung färbe ab. Die Kunst der Vergebung sei eine harte Arbeit, ein Kampf mit sich selbst, an dem man am Ende loslassen müsse, ein Ringen mit eigenen Rachegefühlen und Wertvorstellungen. Vergebung sei ein emotionales Verstehen, mit dem man neuen Respekt gewinne. Damit könne sich das Leben verändern, und viele wollten das nicht. Vergebung, das zeige das Evangelium, mobilisiere:?Jesus habe einen Gelähmten zum Gehen gebracht. Will man vergeben oder lieber am Status quo festhalten??Jesus verschleuderte Güte und Gnade, wollte nicht »Auge um Auge, Zahn um Zahn«. Er erlebe oft, so Possner, wie Menschen Verletzungen viele Jahre mit sich herumtragen würden und sie nicht loswerden wollten:?kein Interesse an Versöhnung. Aber manchmal gebe es ebenso doch eine Überraschung, eine Meinungsänderung, und die Last sei weg. »Das macht frei, und das ist gut so.« Groll zu pflegen, koste viel Energie, warnte er, diese Energie könne man besser in die Pflege von Beziehungen stecken. »Was haben wir von Vergebung?«, diese Frage sollte man mit »Eine ganze Menge« beantworten: Wohlbefinden sowohl aus der Sicht des Arztes als auch des Theologen. Wieder ein Lächeln in die Beziehung zu den Mitmenschen zu bringen, koste zwar Überwindung, mehr aber auch nicht.
Possner dankte G:P:S, begleitet von donnerndem Applaus, für die außergewöhnliche Gestaltung des Gottesdienstes, insbesondere Wolfgang Teichmann, aber auch Silvia Marienfeld, die für die Choreographie zuständig war.

Bei an die Predigt anschließenden ruhigen »People get ready« von »Ephatha«, gesungen von Stephanie Deichmann und Christine Wedemeier, hatte die Gemeinde Gelegenheit, die Gedanken nachklingen zu lassen. »Feiern wir das Leben«, damit unterstützte G:P:S die Gemeinde beim Gesang, bevor alle aufgerufen waren, den 100-stimmigen Chor noch zu vervielfachen: »Halleluja, Ha-le-lu-ja« forderte mit seinem ungewohnten Rhythmus etwas Konzentration, konnte aber alle von den ­Kirchenbänken reißen.
 
Ein afrikanischer Gospel, »Wasama ajelile«, zeigte die Lebensfreude, die in den Liedern steckt, und »Ev’ry time I feel the spirit« machte deren Kraft deutlich. »Lord, I know I’ve been changed« war ein mitreißendes Beispiel für ein modernes Stück. Mit »He is always close to you« und der Chorvariante von »Sound of silence« zeigte G:P:S weitere Ausschnitte aus dem vielfältigen Projekt. Zu »May the blessing«, einem ruhigen Segensstück, verabschiedete sich G:P:S von einem begeisterten Publikum. Solopartien wurden gesungen von Thomas Tillner, Heike Bürger, Jan Bürger, Marcel Lohmann, Heike Champignon, Detlef Muschalla und Frede­rike Muschalla.

Rhythmen, Bewegungen, Melodien, die Vorbereitung sei zum Teil harte Arbeit gewesen, berichtete ein Chormitglied. Aber auch der Alltag zeige häufig harten Seiten, vieles mache Sorgen oder löse persönliche Krisen aus. Wenn man einmal nicht mehr klar sehe, könne man die Stimme erheben und singen. »Manchmal kam ich niedergeschlagen nach Dassel, aber anschließend fühlte ich mich wohl.« Gospel sei die frohe Botschaft Gottes, hoffnungsvoll auf morgen zu schauen, und Jesus sei der Überbringer der guten Nachricht Gottes: Gott habe wunderbare Dinge getan. 

Die neue Gottesdienst-Variante mit konzertantem Ausklang wurde von den Mitwirkenden als sehr schön empfunden; dennoch ist geplant, für den nächsten G:P:S-Durchlauf wieder Konzerte und einen Extra-Gottesdienst mit Gospelbegleitung einzuplanen.ek

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