»Dassel ist voller Geheimnisse«

Ergebnisse der archäologischen Grabung am Kirchplatz | Öffentliche Führung am Donnerstag ab 15 Uhr

Dassel. Ein Pfeifenkopf, ein Stück einer Tüllenkanne, Ofenkacheln, eine Frischwasserrinne, Bemalungsreste und Kellerstrukturen - die Archäologen haben auf dem Grabungsfeld am Kirchplatz, wo das neue Verwaltungsgebäude entstehen soll, einen Blick in Dassels Geschichte werfen können.

Frank Wedekind, Archäologe des Büros Streichardt und Wedekind, erläuterte die Grabungsfunde. Freigelegt wurden zwei Keller, bei denen die Verfüllung datiert ist. Brandschutt lässt auf die Verfüllung eines Kellers um 1664 schließen, als Dassel durch einen großen Brand geschwächt wurde.

Der zweite Keller wurde um 1700 verfüllt. Ab welcher Zeit die Keller in Benutzung waren, kann nicht gesagt werden. Bedeutendster Befund sind die Bodenverfärbungen, die bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen. Scherben lassen auf einen Kachelofen auf dem frühen 16. Jahrhundert schließen.

Am nördlichen Ende des Grabungsfeldes findet sich eine Wasserleitung, Messungen haben ergeben, dass es sich um eine Frischwasser-Zuleitung handelt. Gefunden wurde auf dem rund 800 Quadratmeter großen Areal auch ein Pfeifenkopf. Ein Stück einer Tüllenkanne stammt aus dem späten 13. Jahrhundert.

Aus der Zeit um 1500 stammt der Ofen im westlichen Bereich; hier wurden Ofenkacheln gefunden, die man verwendete um die äußere Oberfläche zu vergrößern. Eventuell dazu passt die gebrannte Keramik, die als Bekrönung des Ofens gedient haben könnte. Außerdem berichtet Wedekind von Bemalungsresten, früher wurden sogenannte Begleitstriche auf den Wandputz als Schmuck angebracht.

Über die erste archäologische Grabung in Dassel freute sich Kreisarchäologin Dr. Petra Lönne, schließlich sei Dassel im Mittelalter »durchaus stark« gewesen. Die gefundenen mittelalterlichen Spuren seien - möglicherweise durch den Lössboden - sehr gut erhalten, stellte sie fest.

Bürgermeister Gerhard Melching freute sich ebenso wie die Kreisarchäologin über die Funde. Und Professor Dr. Ludger Kappen, Leiter des Museums »Grafschaft Dassel« konnte feststellen: »Dassel ist voller Geheimnisse«. Mit den Grafen von Dassel aber können die Funde wohl nicht in Verbindung gebracht werden- nur bis 1325 haben die Grafen von Dassel hier gelebt.

Das älteste Denkmal ist der Irmingard-Stein, der auf einen Unfall der Mutter des letzten Grafen verweist. Ob im Zentrum der Stadt eine Burg gestanden hat, ist umstritten. Kappen verortet sie eher über der Ilme am Burgberg. Zu einer öffentlichen Führung sind Interessierte am kommenden Donnerstag, 13. April, um 15 Uhr auf die Grabungsfläche eingeladen.

Nach Abschluss der archäologischen Arbeiten wird voraussichtlich nach den Osterfeiertagen mit den Erdarbeiten für das neue Verwaltungsgebäude begonnen.sts

Dassel

Dassel grillt mit guter Stimmung an