»Gut Brand« für Meilertradition

Sehr guter Besuch am Meilerplatz zwischen Sievershausen und Abbecke beim Entzünden

Kurz nach dem Entzünden des Meilers zeigte sich der erste Rauch. Während der gesamten Brennzeit bleibt die Meiler-Mannschaft zur Überwachung vor Ort.

Sievershausen. Altes Solling-Handwerk wird in Sievershausen gepflegt. Oberhalb des Dorfes, kurz vor der Abbecke, raucht am Rothesohl-Weg wieder der Meiler. Er ist am Sonntag angesteckt worden, und damit verbunden war ein Meilerfest.

Den Auftakt machte ein Gottesdienst mit Pastor Roland Ressmann, bevor der Meiler im Beisein zahlreicher Gäste angesteckt wurde. Schon kurz darauf zeigte sich dichter, grau-weißer Rauch, der zunächst den Fuß des Meilers umwaberte und dann aus dem Wald hinaus zog.

»Der Köhler lebt in eigener Welt, die mir bei allem Ruß gefällt«: Mit einem Köhler-Gedicht aus dem Jahr 1833 begann Ortsbürgermeister Günther Kelter sein Grußwort. Es sei schön, dass der Sollingverein Sievershausen die Köhler-Tradition fortsetze. Das sei einmal ein wichtiges Waldgewerbe gewesen, das nun lebendig gehalten werde.

Überhaupt sei der Verein aus dem Dorfgeschehen nicht mehr wegzudenken. Der Meiler sei dabei nur eine der zahlreichen Aktivitäten. Die Pflege der Wartung von 50 Ruhebänken in und um ­Sievershausen gehöre ebenso dazu, und die Sollingscheune sei ein kultureller Mittelpunkt im Dorf. Plattdeutsche Frünne, Wandergruppe und Trecker- und Landmaschinenfreude: Sie alle sorgten immer wieder für ­Aktivitäten. »Gut Brand« wünschte er dem Meiler-Team, das die nächsten Tage intensiv gefordert ist, denn das Abbrennen muss rund um die Uhr bewacht werden.

Die Mannschaft um Hartmut Lotz hat eine Bodenplatte mit einem Durchmesser von 7,20 Metern installiert. Die mit 33 Metern Buchenholz gefüllte Kuppel ist drei Meter hoch. Zur Verkohlung eignen sich alle Hölzer, es darf jedoch nur Holz des gleichen Verbrennungsgangs genutzt werden. In Sievershausen wird ausschließlich Buchenholz verwendet, das ein Jahr vorgetrocknet wurde, gespalten und auf einen Meter Länge geschnitten. Im Meiler wird es lagenweise rund gestapelt. In der Mitte des Meilers befindet sich ein Zugschacht, der mit sehr trockenem Holz befüllt ist.

Der Meiler wird mit Laub, Reisig und Rasen abgedichtet und mit Erde bedeckt. Durch die mehrfach genutzte Erde entwickelt sich der Verbrennungsgang immer besser. Die Verbrennung wird durch Zug­löcher geregelt, die in den Meiler gesetzt werden. Zunächst tritt Wasserdampf aus, dann beißender Rauch, der die Freisetzung von Essigsäure anzeigt, und schließlich kommt weißblauer Rauch. Wenn schließlich blauweißer Rauch austritt, ist die Verkohlung abgeschlossen. Der Meiler muss danach einige Tage abkühlen.

Der Prozess wird etwa 14 Tage dauern. Die Ausbeute an Holzkohle beträgt gegenüber der ursprünglich eingesetzten Rohstoffmenge 30 Prozent. Der Sollingverein verkauft die Holzkohle in der Sollingscheune. Dass die Original-Meilerholzkohle aus der Sollingbuche nachgefragt wird, freut die Organisatoren sehr. Über eine Vorbestellungsliste sind bereits 150 Säcke zu je zehn Kilogramm verkauft worden, die dann etwa ab dem 1. Juli abgekühlt und abgepackt zur ­Abholung bereitstehen. Während der Meiler begann, ruhig vor sich hin zu brennen, wurde den Gästen ein interessantes Programm geboten.

Für das leibliche Wohl war am Grillstand gesorgt, und die Bläsergruppe »Peter-Paul Schroeder« der Einbecker Jägerschaft ließ einige Jagdsignale und Märsche erklingen. Auch die Lauenberger Sollingmusikanten spielten.

Pilzexperte Günter Schier informierte über die Pilze des Sollings, und ein Holzschnitzer schuf Kunstwerke mit der Ketten­säge. Die Niedersächsischen Landesforsten hatten ihr Glücksrad mitgebracht.

Nach dem legendären »Regenmeiler« 2014 waren jetzt die Organisatoren sehr zufrieden mit dem Kaiserwetter zur Meilerzündung in diesem Jahr. Mit fast 100 Besuchern beim Waldgottesdienst und weiteren rund 300 Gästen während des Tages sind die Erwartungen des ausrichtenden Sollingvereins erfüllt worden. Insbesondere das Begleitprogramm für die Kinder wurde phantastisch nachgefragt, freute sich der Vorsitzende des Vereins, Armin Ristau.

Die Termine in der Region besser abzu­stimmen, werde eine Daueraufgabe der nächsten Jahre bleiben, stellte er weiter fest. So bleibe es dann die Herausforderung der ­Interessierten, sich aus der Fülle der Ver­anstaltungen das herauszusuchen, wo sie einen netten und interessanten Tag verbringen können. »Das wollen wir mit einem Meiler Ende Mai/Anfang Juni 2019 wieder als Herausforderung an nehmen«, kündigte er an.ek

Dassel

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