Haus »Solling« heißt Flüchtlinge willkommen

Ab dem 25.November Belegung bis mit zu 250 Flüchtlingen | Rainald-von-Dassel-Schule als Notunterkunft

220 bis 250 Flüchtlinge werden ab dem 25. November eine vorübergehende Heimat im CVJM-Haus »Solling« oberhalb von Dassel finden. Der deutsche CVJM-Gesamtverband stellt das Gästehaus als Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Friedland zur Verfügung – bis Ende 2016, mit der Option auf ­Ver­längerung bis Ende 2017.

Dassel. Bereits in den 1950er Jahren hat das CVJM-Haus  Flüchtlinge Unterschlupf gewährt. Heute stehen den Flüchtlingen rund 75 Zwei- bis Sechs-Bett-Zimmern zur Verfügung. Vorwiegend werden die Flüchtlinge in Vier-Bett-Zimmern untergebracht. Die Gruppenräume sollen für pädagogische Angebote genutzt werden. Zwölf neue Arbeitsstellen würden hier entstehen, erklärte der CVJM-Verband: Für die Betreuung der Flüchtlinge werden - anstelle der vorgeschriebenen drei - sechs Fachkräfte eingestellt, die pädagogisch und psychologisch  für die Flüchtlinge da sind. Die pädagogische Leitung übernimmt der CJD, das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland. Auch im Bereich Küche, Technik und Rezeption werden weitere sechs Stellen geschaffen. Unter der Gesamtleitung von Ramon Haag bereitet sich das CVJM-Haus auf die Flüchtlinge vor. 

Ein Sicherheitsdienst soll rund um die Uhr für Ruhe sorgen, die Ilmebahn wird viermal werktags für den Transport der Flüchtlinge bis Dassel sorgen. Im CVJM-Haus werden die Flüchtlinge registriert und gesundheitlich untersucht. 90 Prozent der Flüchtlinge werden aus Syrien, Irak, Afghanistan, Pakistan und Eritrea kommen, informierte Heinrich Hörnschelmeyer, Leiter des Erstaufnahmelagers Friedland. Darunter seien Familien, aber auch alleinreisende Männer. Ihr Aufenthalt soll für die Dauer der Registrierung vier bis sechs Wochen betragen, es wird ein »ständiges Kommen und Gehen« geben. Kindergarten oder Schule werden die Flüchtlings-Kinder nicht besuchen. Nach der Erstaufnahme und damit der Gewährung von Taschengeld werden die Flüchtlinge auf die Kommunen im Bundesgebiet verteilt. Sie seien aber »freie Menschen« und könnten dorthin gehen, wo sie möchten.
Dem CVJM ist es wichtig, die Flüchtlinge ernst zu nehmen, betonte Ramon Haag, der die Gesamtleitung des Hauses »Solling« inne hat. Die Flüchtlinge werden vollverpflegt, es wird ohne Schweinefleisch gekocht, neben einem Andachtsraum für Christen wird einer für Muslime eingerichtet. Es soll Sprachkurse und kulturelle Programmangebote geben, um Flüchtlinge in der Erstaufnahme zu begleiten und ihre Integration zu unterstützen. Helfer sind dabei immer willkommen.

Anliegen des CVJM ist es, Begegnungsmöglichkeiten zwischen Bürgern aus Dassel mit den geflüchteten Menschen zu schaffen, stellte auch Gerald Stehrenberg fest, der regionaler Ansprechpartner für das Haus »Solling« ist. Gedacht wird an ein offenes Sonntags-Café. Einen Zaun um das Außengelände des CVJM-Hauses wird es nicht geben.  Alle seien willkommen. Am 23. November – also kurz vor der Belegung des Hauses mit Flüchtlingen – sind Interessierte eingeladen, sich umzusehen.

Um Verbindung in die Heimat zu halten, ist das Internet wichtig. Wie der CVJM erklärt, soll die bisherige 1.000er Leitung verbessert werden. Denn »ein Zugang zur Heimat« sei wichtig. Damit Menschen den Winter nicht in Zelten überleben müssen, prüft der CVJM-Verband weiter, ob maximal 300 Menschen oberhalb von Dassel untergebracht werden können. »Mehr als 300 Menschen wird es in unserem Haus nicht geben«, erklärte Haag auf Nachfrage. Denn es gehe nicht im »Aufbewahrung«, sondern um  Gestaltung in den ersten Wochen.
Die Lage aber bleibt angespannt: Wie Michael Lemmel vom Niedersächsischen Innenministerium und zuständig für den Aufbau von Erstaufnahmeeinrichtungen, mitteilte, hätten bis zum vergangenen Freitag 33.581 Flüchtlinge in Niedersachsen eine Zuflucht gefunden. Allerdings sind rund 14.000 Flüchtlinge noch nicht registriert. 1.200 bis 1.500 weitere Flüchtlinge würden täglich dazu kommen. In Dassel hofft er auf ein friedliches Miteinander, im CVJM-Haus könnten die Familien, die Krieg und Flucht hinter sich haben, zur Ruhe kommen.

Weil nicht alle Flüchtlinge zunächst registriert und medizinisch untersucht werden können, wird inzwischen ein Großteil der ankommenden Flüchtlinge unregistriert in alle Bundesländern per Bahn und Bus weitergeleitet. Bevor sie registriert und medizinisch untersucht werden, müssen für sie Notunterkünfte gefunden werden. Im Rahmen der Amtshilfe sind die Kommunen zur Aufnahme verpflichtet. Heute oder in den nächsten Tagen wird die ehemalige Rainald-von-Dassel-Schule als Notunterkunft genutzt werden müssen. Betreiber wird anscheinend der DRK-Kreisverband Einbeck sein.

Bisher leben wenig mehr als 100 Flüchtlinge im Dasseler Stadtgebiet – »sehr friedlich«, wie Rudi Pfeiffer von der Flüchtlingsinitiative Dassel erklärte. Das CVJM-Haus biete beste Voraussetzungen für Flüchtlinge, stellte auch Bürgermeister Gerhard Melching fest. Für die Stadtverwaltung sagte er Unterstützung zu.
Der CVJM begrüßt die Willkommenskultur, nimmt aber auch Ängste und Sorgen in der Bevölkerung wahr. »Dafür haben wir Verständnis, nicht jedoch für Ressentiments, Gewaltaktionen und Hass.« Die aktuelle Flüchtlingssituation berge nicht nur Probleme und Herausforderungen, sondern auch Chancen.sts

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