654 Dasseler haben sich vor Ort impfen lassen

Mit mobilen Teams | Viel Arbeit war für Terminvergabe zu leisten | Bürgermeister dankt für große Einsatzbereitschaft

Im Empfangsbereich des Dasseler Impfzentrums: Bürgermeister Gerhard Melching dankte den Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung und freiwilligen Helferinnen für ihre Unterstützung bei der Regelung der Formalien während der Aufnahme. Michael Hasslinger von der Feuerwehr Lüthorst sorgte am Freitagvormittag für den geregelten Einlass.

Dassel. »Haste gut gemacht!« Über ein spontanes Lob konnte sich Dassels Bürgermeister Gerhard Melching beim Besuch des in der Sporthalle in der Lessingstraße eingerichteten Impfzentrums freuen. In einer großen Kraftanstrengung ist es seit Ende März gelungen, zu den in Frage kommenden Einwohnern im Stadtgebiet Kontakt aufzunehmen und mit ihnen Termine zu vereinbaren. Von den 842 Impfberechtigten haben 654 Personen die Möglichkeit genutzt, sich in Dassel ortsnah gegen Corona impfen zu lassen – dazu war das erste dezentrale Impfzentrum im Landkreis eingerichtet worden.

Am 25. März habe die Kreisverwaltung ihm das Angebot gemacht, in Dassel ein dezentrales Angebot zu schaffen, berichtete Bürgermeister Melching. Ab dem 6. April sollte es in der Sporthalle der Grundschule in der Lessingstraße so weit sein. Die Herausforderung dabei sei unter anderem gewesen, dass die Stadt selbst die Termine vergeben sollte. Aber welche Einwohnerinnen und Einwohner sind über 80 Jahre und bereits geimpft – im Impfzentrum in Northeim oder über eine Senioreneinrichtung? Zu dieser Frage gab es keine Informationen, die Antworten waren aber insofern wichtig, als dass diejenigen, die bereits Termine für das Impfzentrum Northeim gemacht haben, in Dassel nicht zum Zuge kommen sollten.

Eine für den 26. März angesetzte Besprechung der Feuerwehren nutzte der Bürgermeister, um die Kameradinnen und Kameraden mit ins Boot zu holen: Sie sollten in den Ortschaften die Impfberechtigten, also die vor dem 6. April 1941 Geborenen, zu Hause besuchen und befragen und somit Impfstatus beziehungsweise Impfwilligkeit ermitteln; die Basis waren die aktuellen Meldedaten der Stadt Dassel mit 842 in Frage kommenden Personen. Nach dem Ergebnis der Befragung vom 28. März waren 42,04 Prozent bereits geimpft. 9.03 Prozent hatten kein Interesse an einer Impfung. 5,58 konnten nicht erreicht werden. 17,34 Prozent hatten bereits einen Termin im Impfzentrum, 4,39 Prozent waren verzogen, ohne sich umgemeldet zu haben, und 21,62 Prozent beziehungsweise 182 Einwohner äußerten ihre Impfbereitschaft. Einige, berichtete Melching, hätten im Vorfeld einen Rückzieher gemacht, weil sie nicht mit AstraZeneca geimpft werden wollten; ein anderer Impfstoff stand allerdings nicht zur Verfügung.

Aus jeder Abteilung der Stadtverwaltung war eine Mitarbeiterin eingebunden, um für diesen Personenkreis beziehungsweise nach einer Nachbearbeitung für 192 Berechtigte Termine am 6. beziehungsweise 7. April zu organisieren. 30 Termine pro Stunde sollten vergeben werden, die Einteilung erfolgte im 15-Minuten-Takt, um längere Wartezeiten vor dem Impfzentrum zu vermeiden. Damit vor Ort vor dem Einlass niemand der Witterung ausgesetzt ist, hatte die Feuerwehr auf dem Parkplatz ein großes Zelt aufgebaut, mit auf Abstand gestellten Stühlen.

Dass es anschließend mit der Altersgruppe Ü70 weitergehen sollte, erfuhr die Stadtverwaltung am 29. März. Am folgenden Vormittag wurde der Personenkreis vom Team aus dem Rathaus angerufen, soweit das möglich war. Man habe dabei festgestellt, dass inzwischen längst nicht mehr alle Bürger auch im Telefonbuch verzeichnet seien; andere Daten habe man zur Kontaktaufnahme nicht zur Verfügung gehabt, so der Bürgermeister. Es konnten Termine ab dem 7. April vergeben werden: 211 wurden nun am Mittwoch dieser Woche geimpft, 156 am Donnerstag. Weiter waren noch 210 Termine am Freitag frei, für die am Dienstag nach Ostern zwei Leitungen bei der Stadtverwaltung freigeschaltet waren. Hier konnten sich weitere Interessierte aus der in Frage kommenden Altersgruppe ab 70 Jahre anmelden, und 95 nutzten diese Gelegenheit und die Chance, sich impfen zu lassen.

Insgesamt 654 Termine innerhalb so kurzer Zeit vergeben zu können, das sei vor allem möglich geworden durch das Engagement der Feuerwehren, dankte der Bürgermeister für diese Einsatzbereitschaft. Die Feuerwehren hätten auch die Arbeit im Impfzentrum mit mindestens jeweils drei Mitgliedern begleitet, beim Einlass, bei der Lenkung im Gebäude und bei der Aushändigung der Unterlagen für den Folge-Impftermin in zwölf Wochen.

»Vor dieser großen Einsatzbereitschaft kann ich nur den Hut ziehen«, betonte Gerhard Melching. Auch der Verwaltungsausschuss habe das schon deutlich gemacht, genau wie den Dank an die Mitarbeiterinnen der Verwaltung, die ins Thema eingebunden waren. Teilweise sei das auch aus dem Urlaub heraus erfolgt. In der Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen habe man den Dasseler Bürgern hier die einmalige Möglichkeit bieten können, sich nicht auf den Weg nach Northeim machen zu müssen und stattdessen vor Ort versorgt zu werden. Das wussten die Bürger auch zu schätzen: »Sehr schön, dass wir die Impfung hier bekommen können. Da sparen wir uns den Weg nach Northeim«, freute sich eine Sieverhäuserin, und viele waren mit ihr einig.

Gelegentlich gewünschte kurzfristige Änderungen seien leider nicht möglich gewesen, führte der Bürgermeister aus. Man habe Namenslisten ins Impfzentrum in Northeim melden müssen, spontane Abweichungen konnte man nicht berücksichtigen.

Das Impfteam vor Ort habe allerdings viel möglich gemacht, würdigte Melching die Tätigkeit. Eine Herausforderung für die Verwaltung sei zudem gewesen, von der Terminvergabe bis zum Serienbrief alles selbstständig zu regeln: »Das mussten wir selbst erfinden«, so Melching, Vorlagen habe es dafür nicht gegeben. In einer Excel-Tabelle hat er die Impflinge den Zeitfenstern zugeordnet. Verschickt wurden die Anschreiben mit dem Aufklärungs- und Abfragebogen, außerdem mit einem Anfahrtsplan; die erforderlichen und ausgefüllten Unterlagen wurden im Eingangsbereich der Turnhalle von Verwaltungsmitarbeiterinnen und freiwilligen Helfern kontrolliert.

Die Zweitimpfung findet vom 30. Juni bis zum 2. Juli statt, nach derzeitiger Planung ebenfalls wieder im Dassel.

»Wir hätten 150 Impftermine mehr vergeben können, gern hätte ich 800 gehabt – aber wir haben alles gegeben«, zog der Bürgermeister eine durchweg positive Bilanz der Aktion. Gut wäre jedoch ein Zugriff auf das Impfportal des Landes gewesen, gerade auch mit Blick auf die über 70-Jährigen, die man teilweise nur schlecht erreichen konnte. Auf dem Portal seien dagegen alle Kontaktdaten hinterlegt, für die Terminvergabe wäre das wesentlich einfacher gewesen. So sei eine hohe Belastung für die Kommune und die Feuerwehren entstanden. »Der Schutz der Menschen sollte in diesem Fall vor dem Schutz der Daten stehen«, forderte Melching – zumal alle, die sich über das Portal registriert hätten, ihr Einverständnis zur Impfung erklärt hätten. »Niemand hätte sich beschwert, wenn wir das genutzt hätten«, ist er sicher. Es bleibe für ihn unverständlich, warum dieser Weg nicht zur Verfügung stehe.

Der Erfolg dieses ersten dezentralen Impfzentrums zeige, und darauf ist der Bürgermeister wirklich stolz, die Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft des öffentlichen Dienstes, der sonst so oft kritisiert werde. Große Hilfsbereitschaft hätten bei der praktischen Ausstattung auch der Bauhof der Stadt Dassel und der Schulhausmeister gezeigt.

Nach den Formalien bei der Aufnahme ging es zum Arztgespräch und anschließend zum von vielen lange erwarteten und erhofften Piks, gesetzt von Mitarbeitern des Arbeiter-Samariter-Bundes. Dass in Dassel alles gut geregelt sei, mit kurzen und effizienten Wegen, bestätigte Julia Rose, die zugleich die Spritze mit AstraZeneca setzte. Nach einer 15-minütigen Wartezeit war der Besuch im Impfzentrum dann beendet; nach Hause ging es mit den vorbereiteten Unterlagen für die Zweitimpfung.

»Wir würden hier gern weitermachen«, stellte der Bürgermeister mit Blick auf weitere Impfangebote für die jüngeren Einwohner fest, »aber nicht mit diesem Aufwand.« Mit den mobilen Impfteams laufe es hervorragend, aber die Anmeldeprozedur müsse einfacher werden, vielleicht analog zu den Anmeldungen zu den Schnelltests. Den Jüngeren, die künftig geimpft würden, könne man wohl zumuten, sich auf diesem Weg anzumelden.
Dank sagte er auch der Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, dass sie diese Chance in Dassel eröffnet habe. Er könne es nur unterstützen, dass auch weitere Kommunen dezentrale Impfzentren erhielten.

In der Dasseler Sporthalle gibt es ab dem Freitag, 16. April, die Möglichkeit, sich kostenlos einem Corona-Schnelltest zu unterziehen. Getestet wird freitags von 9 bis 12 und von 12.30 bis 15.30 Uhr. Terminreservierungen sind online unter www.landkreis-northeim.de/coronatest erforderlich, in Ausnahmefällen auch telefonisch über das Bürgerbüro im Dasseler Rathaus unter der Nummer 05564/2020.oh

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