Großes Lesevergnügen

Publikum begeistert von den Geschichte der Gruppe »Federkiel«

Dassel. Das goldene Licht der untergehenden Frühlingssonne empfing die zahlreichen Besucher im Museum »Grafschaft Dassel«. Gespannt sahen sie den »Museumsgeschichten« entgegen, die die Autorinnen der Gruppe »Federkiel« sich so ausgedacht hatten.

Schon seit 18 Jahren haben sich etwa sieben Damen an verschiedenen Orten zu regelmäßigem literarischen Austausch zusammengefunden, erläuterte Bärbel Spann, Dassel, in ihrer Einführung. Man habe auch schon etliche öffentliche Lesungen wie in Bad Gandersheim, Delligsen und mehrfach Einbeck hinter sich. Die Dasseler Autorin eröffnete den Reigen der Lesenden und stellte einen »Herrn Meier« vor, der unscheinbar und harmlos sein eintöniges Leben fristet.

Seine regelmäßigen Museumsbesuche waren jedoch kein Zeitvertreib, sondern eine Obsession. Und so geschah das gänzlich Unerwartete, dass er zum Kunsträuber wurde. Ein Erdbeben verhalf ihm, die ach so verehrte und geliebte Marmorstatue aus den Museum zu entwenden und als eigene Tochter aufzunehmen. Nach diesem verkappten Krimi folgte eine gänzlich andere Szenerie, die eher wie ein nachgedunkeltes Gemälde aus der Spätromantik anmutete.

Bruni Ernesti aus Salzderhelden erzählte unter dem Titel »Museumstag« die behutsame Geschichte von der kleinen Tine, die beim Besuch des Salinenmuseums in Salzderhelden ihre Großmutter als einstige Badefrau kennen lernt und im Gespräch erlebt, wie der Badebetrieb dort einst zugegangen war.

Einen ganz anderen Aspekt des Museumswesens deckte Edith Schmidt, Einbeck, mit dem Beitrag »Die Museumswächter« auf. Sie beobachtete, dass in jeder Abteilung des Museums eigene Populationen winziger und freilich für den Menschen unsichtbare Wächter existieren. Argwöhnisch verteidigen sie ihr Reich und betrachten die Wächter der benachbarten Abteilung eher als Feinde.

Jedoch eine Katastrophe führt dazu, dass sich ein Wächter der einen in eine Wächterin der anderen Abteilung verliebt und schließlich beide Populationen sich festlich versöhnen. Köstlich, wie die Winzlinge da zwischen den todbringenden Absätzen der Menschenschuhe umher eilen.

Mit einem Gedicht über die Barbiepuppe, die die ausgestellten alten Museumspuppen degoutant fand, wurden die pausengestärkten Zuhörer zur zweiten Runde empfangen. Es wurde von Bärbel Spann vorgetragen, weil die Autorin Ulla Becker, Lüthorst, leider erkrankt war.

Carmen Heinrich-König aus Wenzen führte mit »Zauberhafte Begegnungen« das faszinierende Phänomen vor, wie Virtuelles in das Reale einzugreifen vermag. Hatte doch die treue, ältliche Museumsbesucherin vor ihrem Lieblingsbild eine Herzattacke überfallen, was bis zur Schließung des Museums unbemerkt blieb.

Da packte das Mitleid die Figuren des Gemäldes. Sie schafften es, mit vereinten Kräften das ganze große Ölbild mit dem schweren Rahmen auf den Boden zu stürzen und mit diesem Krach den Nachtwächter zur Stelle zu rufen und der Frau das Leben zu retten. Nach diesen Einblicken in das Eigenleben des Museums und seiner Exponate kam durch die Geschichte »Ein Abenteuer der besonderen Art« von Annekatrin Zillich, Immensen, ein handfester Lausbubenstreich zur Sprache.

Zwei Jungen, die sich in ihrem Wesen ideal ergänzten, ersannen einen Weg, ja eigentlich nur der aktive von den beiden, um endlich ohne Eintritt zu bezahlen in das sie so faszinierende Fahrradmuseum zu gelangen. Die Einschleusung als Nachzügler einer Gruppe Gleichaltriger gelang mühelos.

Gleichwohl mussten sie unerkannt die reizvollen Konstruktionen besichtigen. Und dann geschah, was kommen musste: Anschluss verpasst, im plötzlich dunklen Museum hängen geblieben. Nach einer dramatischen Bergungsaktion kam alles wieder ins Lot.

Ursula Grimme aus Vogelbeck fasste in ihrem Beitrag »Nacht der Museen« alle Stationen des imaginären Museumsrundganges elegant zusammen. Welch eine reichhaltige Folge von Bildern, Vorstellungen und Einfällen wurde uns hier in spannenden und lebendigen Vorträgen geboten. Das Publikum applaudierte begeistert. Es erlebte einen Höhepunkt der Veranstaltungen zum zehnjährigen Jubiläum des Museums »Grafschaft Dassel«.oh

Dassel

Dassel grillt mit guter Stimmung an