Dassel. Die Stadt Dassel liege am westlichen Rand im Landkreis Northeim. Der Anteil an Arbeitsplätzen im Bereich Dienstleistung und Verwaltung sei bereits unterdurchschnittlich. Die Einwohnerentwicklung sei zudem stark rückläufig. Die mögliche Schließung des Forstamtes Dassel verringere die Zahl der Arbeitsplätze im Verwaltungsbereich überproportional stark, heißt es in der Begründung.

Die Stadt Dassel könne seit dem Haushaltsjahr 1996 keinen ausgeglichenen Haushalt vorweisen und benötige dringend strukturelle Hilfen, um den Prozess der demografischen Entwicklung und der industriellen Anpassung erfolgreich zu bestehen. Ein zukünftig wichtiger Baustein für die Entwicklung der Stadt soll die Entwicklung eines »Nischentourismus« unter anderem für Jäger und Reiter werden. Der Ausschuss für Kultur und Tourismus hat diesen Schwerpunkt im Rahmen der Destination »Weserberglandtourismus« vorgegeben. Der Erhalt des Forstamtes Dassel würde die Planung erheblich fördern.

Die Stadt Dassel sei zudem ein »hervorragender Schulstandort«. Alle allgemeinbildenden Schulen sind ortsansässig. Die Paul-Gerhardt-Schule mit angeschlossenem Internat ist als Umweltschule ausgezeichnet worden. Die Zusammenarbeit des Forstamtes Dassel mit den Schulen  – beispielsweise der Waldtag mit den Grundschulen – sei vorbildlich und eine große Bereicherung für den Schulstandort Dassel. Der große persönliche Einsatz der Mitarbeiter im Forstamt Dassel habe das Verständnis der Schüler für die Belange des Waldes, der Tiere und der Umwelt außerordentlich positiv beeinflusst. Durch das Forstamt Dassel werde das Bildungsangebot der Schulen in Dassel erheblich bereichert.

Das Forstamt Dassel sei das einzige Forstamt mit relativ zentraler Lage und der besten Verkehrsanbindung im westlichen Bereich des Landkreises Northeim und betreue Forsten bis zur Autobahn A7. Die zentrale Lage der Stadt Dassel zwischen den Kreisstädten der Landkreise Northeim (32 Kilometer nach Northeim) und Holzminden (24 Kilometer nach Holzminden) sei ein klarer Standortvorteil für das Forstamt Dassel. Nur der Erhalt des Forstamtes Dassel könne die gute Versorgung des gesamten Kreisgebietes des Landkreises Northeim sichern. Die Restrukturierung der Forstämter dürfe nicht dazu führen, dass für die 16 Ortschaften der Stadt Dassel unterschiedliche Forstämter zuständig werden.

Das Forstamt Dassel sei in einem modernen Verwaltungsgebäude untergebracht. Durch den
in der Vergangenheit durchgeführten Abbau von Arbeitsplätzen im Forstamt stünden gut ausgestattete Büroräume und Parkplätze in ausreichender Anzahl zur Verfügung. Nach Auffassung des Rates der Stadt Dassel könnten zusätzlich Mitarbeiter ohne weitere Investitionen am Standort Dassel optimal untergebracht werden. Eine mögliche Schließung des Forstamtes Dassel führe zu einem weiteren Leerstand eines Gebäudes. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sei der Standort Dassel die richtige Entscheidung, stellt der Rat in der Resolution fest.
Der Rat der Stadt Dassel fordert den Erhalt des Forstamtes Dassel. Die Betriebsleitung der Landesforsten wird angehalten, die Gründe der Entscheidung über die Standorte der Forstämter im Solling für die Bürger plausibel und transparent darzustellen und die Bedeutung für die Stadt Dassel zu berücksichtigen. Die Niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung, Astrid Grotelüschen, und die gesamte Landesregierung werden gebeten, ihren Einfluss zum Erhalt des Forstamtes - wegen der besseren Bürgernähe und der erheblichen Strukturschwäche der Stadt Dassel –  einzubringen. Es sei von »eminenter Wichtigkeit«, dass Dassel das Forstamt behalte und nicht auf die »andere Seite des Sollings« verlagere, stellte Bernd Stünkel für die Gruppe Bürgerforum/FDP fest.

Dass am Ende die Fakten und nicht eine Resolution entscheide, war die Meinung von Joachim Stünkel, CDU. Auch Karl August Bartels, CDU, zweifelte den Nutzen einer Resolution an und enthielt sich bei der Abstimmung. Dass der Sitz des Forstamtes in Dassel Bürgernähe bedeute, hob Achim Lampe, SPD, heraus. Und da auch oftmals politische Gründe ausschlaggebend seien, wie Karl Tolle, SPD, und auch Bernd Stünkel, Bürgerforum, feststellten, bemühte man sich, noch Einigkeit herzustellen, damit alle der Resolution zustimmten. Doch auch als die Post aufgelöst worden sei und man damals noch mehr Arbeitsplätze verloren habe, habe man keine Resolution verfasst, führte Bartels an. Man wolle hier für die Dinge einstehen, meinte Wolf Koch, SPD. Und man müsse mit der Resolution nach außen hin dokumentieren, was das Forstamt bedeute, so auch Bernd Stünkel. Hier kämpfe man um jeden Arbeitsplatz, betonte auch Bürgermeister Gerhard Melching. Bei einer Enthaltung wurde die Resolution angenommen.

Zum Hintergrund: Insgesamt werden von den Landesforsten im Solling 40.000 Hektar Landes- und Betreuungswald bewirtschaftet mit jährlicher Holzerntemenge von 290.000 Kubikmetern. Die neue Organisation findet nur auf der Ebene der Forstämter statt, die 30 Revierförstereien sind nicht betroffen. Die Details werden zurzeit von einer Arbeitsgruppe mit Mitgliedern der beteiligten Forstämter erarbeitet.

Noch offen ist, wo zukünftig die Standorte der beiden Forstämter sein werden. Die Entscheidung hierüber wird erst fallen, wenn der Flächenzuschnitt der beiden zukünftigen Forstämter feststeht. Mit den betroffenen Mitarbeitern der drei Forstamtsbüros werden Personalgespräche geführt, um dann sozialverträgliche Lösungen zu finden.
sts