Neues Rathaus soll am Kirchplatz entstehen

Abriss der Gebäude an der Westseite | Investitionsstau am Rathaus in der Südstraße | Funktionaler Neubau

Dassel. In Dassel soll ein neues Rathaus am Kirchplatz gebaut werden. Die Politik hat jetzt die Weichen dafür gestellt und will mit dieser Investition in Höhe von 1,6 Millionen Euro mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen können durch Abriss des alten Gebäudes am Oberen Tor städtebauliche Missstände am Kirchplatz beseitigt werden. Zum anderen soll dort ein Verwaltungsgebäude entstehen – ein Zweckbau, der energetisch auf der Höhe der Zeit und zudem barrierefrei sein wird.

Der Dasseler Kirchplatz wird umrahmt von restaurierten Häusern und der St. Laurentiuskirche. An der Westseite steht ein optischer Schandfleck - marode Gebäude, die nur mit Investitionen in Millionenhöhe zu retten wären. Die zerfallenen Ge­bäude – Wohnhaus und Scheune sind um 1800 gebaut – sind auch Besuchern der Stadt beim Stadtjubiläum aufgefallen, die Dasseler Bevölkerung konnte beim Hausverfall in den vergangenen Jahren nur zusehen.

»Die Stadt hat das Gespräch mit den Eigentümern der betroffenen Immobilien gesucht, und man hat sich einvernehmlich auf einen Verkauf der Grundstücke an die Stadt Dassel verständigt«, berichtet Gerhard Melching, Bürgermeister der Stadt Dassel. Dieses Vorgehen wurde in der Verwaltungsausschusssitzung vom 5. November mehrheitlich beschlossen. Durch den Kauf wird die Stadt Eigentümerin von Grund und Boden am Kirchplatz.
Die Politik hat sich in der Sitzung auch für den Bau eines neues Verwaltungsgebäudes ausgesprochen, um die Baulücke am Kirchplatz zu schließen. Denn seit längerem ist bekannt, in welch schlechtem Zustand das Rathaus an der Südstraße ist: Risse in den Stahlbetondecken und in tragenden Mauerwerkswänden sowie Undichtigkeiten in Dach und Fassade und notwendige Brandschutzauflagen  führen bei der Sanierung des Gebäudes aus dem Jahr 1974 zu einem Investitionsvolumen von rund 1,4 Millionen Euro. »Selbst wenn das Gebäude umfangreich saniert würde, haben wir ein riesiges Problem nicht beseitigt – die hohe energetische Belastung und die fehlende Barrierefreiheit auf allen drei Stockwerken«, stellt Volker Fuchs, Fachbereichsleiter Bau und Ordnung, fest.
Intensiv wurden die Fakten in den Sitzungen diskutiert. »Die finanziellen Aufwendungen für eine zeitgemäße Instandsetzung des alten Rathauses entsprechen denen eines Neubaus«, erklärt Volker Fuchs. Und so überwogen am Ende die Vorteile: Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen und vor allem energetische Aspekte waren überzeugend. Nicht zuletzt wird auch der Kirchplatz im Herzen der Stadt aufgewertet.

Viel erreicht habe man in den vergangenen Jahren mit der Stadtsanierung, stellt Fuchs fest. Als Abschluss könne man nun die »Wunde am Kirchplatz« schließen. Diese Chance müsse man ergreifen, urteilt Wilhelm Fricke, SPD. Den Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes samt Scheune stuft Joachim Stünkel, CDU, als »wirtschaftlich sinnvoll« ein, zudem habe man eine Fürsorgepflicht den 24 Mitarbeitern gegenüber, die ihren Dienst derzeit in  dem sanierungsbedürftigen Rathaus tun. Auch »die Dasseler werden es uns danken, wenn wir den Kirchplatz attraktiv gestalten«, ist sich Achim Lampe, SPD, sicher. Dass man bestimmte Dinge einfach nicht retten kann, unterstreicht Wolf Koch, SPD: »Das Schrotthaus muss weg.«

Dass der Rat der Stadt in den vergangenen Jahren auf Nachhaltigkeit gesetzt habe, betont Bernd Stünkel, UBW. Die Sanierung des jetzigen Rathauses wäre »abenteuerlich«. Hier werde durch die Wände geheizt. Zudem gebe es im Rathaus durch das große Treppenhaus »zu viel Fläche, die tot ist«,. Bereits nach zehn Jahren, ergänzt Günter Fricke, CDU, sei das Rathaus ein Sanierungsfall gewesen, nach rund 40 Jahren nun soll »die Bausünde der 1970er Jahre« Geschichte werden.

Fast zwei Jahre haben sich Politik und Verwaltung mit dem Thema beschäftigt. Alternativen, die wirtschaftlich sind, wurden für den Kirchplatz nicht gefunden. Der Rathaus-Neubau scheint sinnvoll, zumal er auch haushaltstechnisch günstiger ist als die Sanierung des jetzigen Verwaltungsgebäudes. Mit dem Neubau setze man einen »Pflock für Dassel«, urteilt Lampe. Man wolle die Stadt so lange es gehe, selbstständig halten. Und falls das irgendwann nicht mehr möglich sein sollte, habe man immer noch die Möglichkeit, Verwaltung vor Ort im neuen Gebäude zu haben. »Für Dassel ist das richtig, richtig gut«, stellt auch Heike Hoffmann, SPD, heraus. Die Beauftragte für Barrierefreiheit, Simone Stolzenbach, lobt den Entschluss als »gelebte gesellschaftliche Inklusion«.

Die Stadt Dassel sei der Wirtschaftlichkeit verpflichtet, urteilt Bürgermeister Melching, der daran erinnerte, dass die Stadt die erste Kommune in Niedersachsen war, die den Zukunftsvertrag erfüllt hat. Abriss und Neubau seien die wirtschaftlichste Variante, und er dankte dem Rat für die große Geschlossenheit in dieser Frage.

Der Eigentümer, hieß es, werde zeitnah mit dem Abbruch beginnen – noch in diesem Jahr. Am Montag, 26. November, wird sich der Bauausschuss mit dem Thema befassen, allerdings nur finanziell. Art und Gestaltung des Neubaus werden später beraten, einen Entwurf wird ein Fachbüro erstellen. Der Rat hat eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich damit befasst. Wenn alles gut läuft, so der Bauamtsleiter, könnte im zweiten Halbjahr 2016 mit dem Bau begonnen werden, mit der Fertigstellung ist dann in der zweiten Hälfte 2017 zu rechnen. »Lasst uns die Ärmel hochkrempeln«, forderte Ludolf von Dassel, CDU.

Eine große Ratsmehrheit aus CDU, SPD?und UBW scheint hinter diesem Vorhaben zu stehen, wie sich Bürgerforum, Grüne und der ehemals Linke entscheiden, bleibt abzuwarten. Der endgültige Beschluss wird bei der Ratssitzung im Dezember gefällt.
sts

Dassel

Hegering IV sammelt Müll