Neun gegen Zwei: Gegenwind für Ortsbürgermeisterin

Beim Bürgerfrühstück: Versuch, die erhobenen Vorwürfe zu entkräften | Ortsratssitzung am Donnerstag

Dassel. 20 Monate ist Petra Kersten, CDU, Ortsbürgermeisterin von Dassel. Bei der Kommunalwahl 2011 erhielt sie 263 Stimmen. Seit vier Monaten fungiert die 59-Jährige auch als Ortsbeauftragte. Vor knapp drei Wochen hatten ihr die anderen neun Ortsratsmitglieder mitgeteilt, dass sie in der bisherigen Form im Dasseler Ortsrat nicht mehr weiter mit ihr –und auch nicht mit ihrem Stellvertreter Detlef Muschalla, Bürgerforum – zusammenarbeiten könnten. Der Brief sollte der Christdemokratin angesichts des starken Gegenwindes die Möglichkeit eröffnen, von ihrem Posten zurückzutreten, so dass eine Abwahl der Ortsbürgermeisterin nicht auf der Tagesordnung der nächsten Ortsratssitzung hätte stehen müssen.

Petra Kersten machte das Schreiben öffentlich. Beim Bürgerfrühstück wollte sie zu den von den neun Ortsratsmitgliedern – Max Schlüter, Antje Freund, Christian Vierroth, Heike Hoffmann, Fritz Sarstedt, Rolf Albrecht, Irfan Kandemir, Kathrin Worm und Martina Gödecke – erhobenen Vorwürfen Stellung beziehen. Diese neun Kommunalpolitiker sind sich einig: Die Ortsbürgermeisterin habe Beschlüsse des Ortsrates nicht beachtet und »missliebige Ortsratsmitglieder« nicht mehr zu Sitzungen des Festausschusses eingeladen. Den Termin für das erste Bürgerfrühstück habe die Ortsbürgermeisterin ohne Absprache mit dem Ortsrat festgelegt. Eine Absprache über stellvertretende Besuche bei Ehejubiläen habe es nicht gegeben. Die neun Ortsratsmitglieder wünschen sich aber eine parteiübergreifende Zusammenarbeit im  Ortsrat. Fünf Ortsratssitzungen und 647 Tage sei nichts passiert, stellte Antje Freund abschließend fest.

Diskussionsreich, offen und ehrlich – so wünschte sich der stellvertretende Ortsbürgermeister, Detlef Muschalla, das Bürgerfrühstück. Und so genehmigten sich die rund 50 Bürger erst einmal die von Anne Sölter aufgetischten Köstlichkeiten, bevor diskutiert werden konnte. Ortsbürgermeisterin Petra Kersten betonte, dass der Bürger der Souverän sei, sie stehe für offenen Dialog. Die Arbeit als Ortsbürgermeisterin beinhaltet für Kersten, Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Am Aufbau des Seniorenheims habe sie mitgearbeitet, weiter habe sie angeregt, eine Ausgabestelle der »Tafel« in Dassel zu etablieren. Zurzeit arbeite sie daran, eine Marschrichtung für das Rittergut zu entwickeln. Ihr Augenmerk richtet die Ortsbürgermeisterin zudem auf den Leerstand der Geschäfte und verschiedene stadtbildprägende Gebäude. Doch Ideen will sie nicht im Vorfeld »zerreden«. Die drei Mitarbeiter in der Grünanlagenpflege hätten durch »enormen« Einsatz Erfolge erzielt. Der beseitigte Wildwuchs sei nicht in ihrer kurzen Amtszeit entstanden, bekräftigte Kersten. 27 Monatsstunden habe es gegeben, um die Grünanlagen zu pflegen. Im Vergleich zu den Vorjahren sei das ungefähr die Hälfte. Ein Mitarbeiter der Grünanlage  erklärte, dass es nötig sei, weitere Mitarbeiter einzustellen. 23 Termine wahrgenommen hat die Ortsbürgermeisterin bei Jubiläen. Weitere Termine habe sie an andere Ortsratsmitglieder abgegeben, so Kersten weiter. Zudem sei die erste Liste der Stadt nicht aktuell gewesen, habe überarbeitet werden müssen. Parteipolitik wolle sie nicht in diese Arbeit bringen. Und sie habe immer alle Fraktionen eingeladen zu Fraktionssitzungen. Ihrer Einladung zu einem Gespräch sei der Ortsrat nicht nachgekommen. Wer wolle nach diesem »Theater« noch für die Stadt ehrenamtlich tätig sein, fragte die Ortsbürgermeisterin. Das Ehrenamt werde hier mit Füßen getreten.

Der stellvertretende Ortsbürgermeister Detlef Muschalla sah damit alle Vorwürfe als entkräftet an. Er bescheinigte Kersten gute Kommunikation.

Doch der Scherbenhaufen ist unübersehbar. Die Fronten sind verhärtet, stellte ein Zuhörer zu Recht fest. Schlecht gewählte Formulierungen, Ehrverletzungen, ein fragwürdiger Stil: »So geht man auf kommunaler Ebene nicht miteinander um«. Aber auch die zum Bürgerfrühstück der Ortsbürgermeisterin erschienen Ortsratsmitglieder sahen sich massiven Anfeindungen ausgesetzt. Sie luden alle ein, am Donnerstag, 29, August, ab 19 Uhr zur Ortsratssitzung in das Dasseler Rathaus zu kommen. Dort würden alle Fragen beantwortet. Die Abwahl der Ortsbürgermeisterin steht auf der Tagesordnung. Kersten will ihr Mandat im Ortsrat behalten und »weiter für die Stadt da sein«, bekräftigte sie, schließlich sei sie gewählt.

Kerstens Einnahmen aus Tätigkeit als Ortsbeauftragte – vier Monate lang je 204 Euro – fließen in Bürgerfrühstück,  der Rest wird an die Feuerwehr und die »Tafel« in Dassel gespendet.sts

Dassel

Hegering IV sammelt Müll