Gute Wünsche für ein »Leben hoch drei«

Gottesdienst und Abschlussfeier der Abiturienten der Paul-Gerhardt-Schule | Die Frage nach Ehrlichkeit

Dassel/Markoldendorf. Mit Gottesdienst und Abschlussfeier sind die Abiturienten 2017 der Paul-Gerhardt-Schule Dassel feierlich verabschiedet worden. 76 Schüler haben ihr Abitur bestanden. Die Jahrgangssprecher Alina Fröse und Kilian Ropeter begrüßten die Abiturienten und ihre Familien sowie die Lehrer der PGS in der voll besetzten Markoldendorfer Martinskirche. »Our Way«, »Unser Weg«, das hatte sich der Jahrgang als Motto für das Abitur genommen.

In den zwölf oder mehr Jahren der Schulzeit hätten alle viel gelernt und wieder vergessen. Hinter ihnen liege eine schwierige, aufregende und schöne Zeit, in der sie das ABC ebenso wie binomische Formen gelernt hätten. Gemeinsame Unternehmungen wie die Berlin-Fahrt hätten den Jahrgang gestärkt. Schöne Momente im Unterricht gab es, aber auch Enttäuschungen, wenn sich das viele Lernen nicht ausgezahlt habe.

Mit dem Abitur beginne ein neuer Lebensabschnitt. Bekanntes lasse man zurück, neue Herausforderungen gelte es zu meistern, mit mehr Verantwortung und eigenen Entscheidungen. »Wir werden diesem Weg zu unserem Weg machen«, waren die Jahrgangssprecher sicher. Alle seien mit den Herausforderungen der vergangenen Jahre gewachsen, und die Paul-Gerhardt-Schule habe als wichtiger Teil des Lebens dazu beitragen, erwachsen zu werden.

Allen, die daran mitgewirkt hätten, dankten sie. Später werde man sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge an die Schulzeit erinnern. Ein neues Bild der Schüler habe er vor zwei Wochen bei der Bekanntgabe der Noten bekommen, berichtete Schulpastor Thorsten-Wilhelm Wiegmann.

Eine Gefühlsachterbahn sei das gewesen. Ihn habe dabei beeindruckt, wie die Schüler Anteil genommen und miteinander umgegangen seien. Das falle nicht vom Himmel. Für den künftigen Weg wünsche er ihnen, dass sie nach vorn und zurück schauen würden. Ein weiter Horizont tue sich auf, Gott stelle die Füße auf weiten Raum. Das könne man genießen oder es grenzenlos beängstigend finden.

»Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und Licht auf meinem Weg«, das sei ein hilfreicher Psalm - Worte, die Orientierung und Sicherheit geben könnten. Den eigenen Weg finden: Er sei guter Dinge, dass das in diesem Jahrgang klappen werde. Viele Jahre der Anstrengung, der Mühe und des interessanten Unterrichts lägen hinter den Schülern, stellte Schulleiter Gerhard Wittkugel fest, viele prall gefüllte Schuljahre.

Das Abitur wurde nicht im Vorbeilaufen verschenkt. Man habe den Schülern Raum zur Entfaltung gelassen, und manchmal seien gutes Zureden und klare Ansagen notwendig gewesen. Pädagogik sei kein einfaches Geschäft. Die Zeit dieses Jahrgangs an der Schule sei fast Geschichte. Nun könnten alle probieren, wagen, Neues erleben: »Der Globus wartet auf Sie.«

Die Welt sei in Bewegung, die Zeit der friedlichen Kooperation aufgebraucht, Euopäische Union und die Demokratie überhaupt gäben Anlass zur Sorge, und das Ringen um die Wahrheit verliere am Boden. Es werde gelogen, dass sich die Balken biegen würden. Über »Ehrlichkeit«, »Honesty«, habe Billy Joel 1979 ein Lied veröffentlicht, was Wittkugel kurz am Keyboard verstellte.

Es gebe viele unwahre Sätze - etwa die Versicherung, die Hausaufgaben ohne Wikipedia gemacht zu haben, stellte er fest. Die Frage nach der Wahrheit sei kompliziert: Wenn man sie kenne und eine Lüge nenne, sei das ein Verbrechen. Was ist Wahrheit, das sei eine philosophische Frage, die Thomas von Aquin so beantwortet habe: »Wahrheit besteht in der Übereinstimmung von Verstand und Sache.«

Wahrheit werde unterschiedlich und begrenzt wahrgenommen. Um zu Wahrheit zu kommen, brauche es ehrliche, offene Diskussionen. Die Gefahr sei nicht die Lüge, sondern wenn man die Unwahrheit mit einem Achselzucken hinnehme. Man brauche Menschen, die ringen und den Mund aufmachen würden. Ehrlichkeit, so Billy Joel, sei ein einsames Wort, und Ehrlichkeit sei das, was man am meisten von anderen benötige.

Die Abiturienten brauchten ebenfalls Wahrhaftigkeit: Menschen, die ihnen ehrlich begegneten, wahre Freunde, aufrichtige Partner und auch klare Widersacher. Er dankte schließlich dem Lehrerkollegium und vor allem den Eltern, die das meiste an diesen großartigen jungen Menschen getan hätten und von denen gute Rückmeldungen kamen. »Danke für die gemeinsame Zeit. Auf Wiedersehen«, verabschiedete sich der Schulleiter.

Elternvertreter Eckhard Kahnert vermutete, dass es ein Wahnsinnsgefühl für die Absolventen sei, es nun geschafft zu haben - mit Zielstrebigkeit, Fleiß oder wie auch immer. Sie hätten gelernt, gelacht, geweint und sich als Menschen schätzen gelernt. Sie könnten Stolz auf sich sein. »Ihr seid eure eigene gute Investition in die Zukunft.« Allerdings: Es komme immer anders, an der Volksweisheit sei etwas dran.

»Alles ist relativ«, auch das sei richtig. Jetzt beginne das Leben: Wohnung suchen, für sich selbst sorgen: »Ihr könnt das, macht was draus, taucht ins Leben ein«, ermunterte er die Schüler. Er empfinde die Abschlussfeier als echt, authentisch und tiefgründig, lobte Superintendent Jan von Lingen.

»Leben hoch 3« sei sein Wunsch für die Abiturienten. Eine Potenzzahl sei eine Kraftzahl. Die Vergangenheit könne man hinter sich lassen, sich mutig auf den Weg machen und sich der Zukunft anvertrauen. In diesem Dreiklang gebe es Fragen wie nach der künftigen Arbeit, dem Lebensstil und möglichem ehrenamtlichen Einsatz, und auch das christliche Bild von Glaube, Liebe und Hoffnung habe drei Elemente.

Für die kommende Exkursion wünsche er den jungen Erwachsenen Gottes Segen, alles Gute und Glück - ebenfalls ein Dreiklang. Die Schüler verabschiedeten ihre Tutoren mit witzigen und ironischen Rückblicken, bevor Oberstufenkoordinator Manfred Renger Statistiken vorstellte: 77 Schüler wurden zum Abitur zugelassen, 76 haben bestanden. Die Durchschnittsnote lag bei 2,58.

Die 44 Abiturientinnen erreichten dabei einen durchschnittlichen Notenwert von 2,50. 32 Abiturienten kamen auf 2,69. »Das ist im oberen Bereich der letzten Jahre«, stellte er fest. 18 Schüler haben eine Eins vor dem Komma, das ist etwa ein Viertel. Auszeichnungen wurden für das Engagement in der SV und im Lernfonds vergeben.

Für gute Leistungen im Fach Religion zeichnete Jan von Linden Carla Skerjes, Louisa Ebel, Anne Marie Meisiek, Johanna Melching, Anna Rose und Mirja Stille aus. Die besten Leistungen in Physik hat David Löwens erbracht, die besten Leistungen in Chemie Louisa Ebel.

Das beste Mathematik-Abitur hat Konrad Janik. Geehrt wurde außerdem Elizaveta Bubnova, die erst seit drei Jahren in Deutschland lebt und einen Notendurchschnitt von 2,9 erreicht hat. Nina Wedemeier und Kilian Ropeter haben ihr Abitur mit 1,3 abgelegt, Anne Marie Meisiek mit 1,2, und mit der Traumnote 1,0 war Louisa Ebel die beste Abiturientin des Jahrgangs. Musikalisch umrahmt wurden Gottesdienst und Feier von der Bläserklasse der PGS, Pearl Voigt und Anna Moersener, Louisa Ebel, Elizabeth Oer und Dr. Friedhelm Flamme. Verabschiedet haben sich die Schüler mit »ihrem« Lied: »Our Way«.ek

Dassel

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