Mit einer »guten Portion Widerständigkeit«

Paul-Gerhardt-Schule feiert 70. Geburtstag | Eigener pädagogisch-didaktischer Weg führt zu guter Schule

Für Unterhaltung war bestens mit der »Comedy Company« mit Dr. Stefan Graen und Lars Wetzold gesorgt.

Dassel. Als modernes Gymnasium mit vielseitigem Angebot präsentierte sich die Paul-Gerhardt-Schule in Dassel an ihrem 70. Geburtstag. Gut aufgestellt und mit vielen Kooperationspartnern an der Seite kann die Schule den Schülern viele Extras bieten - das wurde beim Festakt zum 70-jährigen Bestehen deutlich. Die Schule steht zudem für ein gutes Miteinander von Schülern und Lehrern.

Schulleiter Gerhard Wittkugel und Schülersprecher Fritz von Gierke begrüßten die zahlreichen Gäste in der »Paula«. Es sei berührend zu wissen, wie damals alles begonnen habe, so Wittkugel. Er bewundere den Mut, die Energie und die Improvisationkunst der Gründer der Schule, die dafür gesorgt hätten, dass viele Schüler eine gute Schulbildung erhalten. »Wir gehen gerne zur Paul-Gerhardt-Schule«, blickte von Gierke auf die heutige Zeit.

In ihrer Festansprache ging Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track auf das Thema »Bildung« ein. Mit Blick auf die Überschrift des Abends -»Besuch einer alten Dame« von Dürrenmatt - betonte sie, dass Schule immer »an der Zeit und modern« sein müsse. Schule heiße »Reform, Reform, Reform«, schließlich gehe es darum, Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. So rief sie auch die Entwicklung der Schule in den vergangenen Jahren ins Gedächtnis, beispielsweise die Einführung der Laptop-Klasse.

Dass sich die Schule um Flüchtlinge kümmert und Kontakt zu ihren Austauschpartnern hält, schätzte Gäfgen-Track. Von Anfang an habe die Schule in evangelischer Manier gearbeitet und mit einer »guten Portion Widerständigkeit« versucht, ihren Weg zu gehen. Die eigenverantwortete Pädagogik sei vielleicht das größte Plus der Schule, resümierte sie. Auf dem eigenen pädagogisch-didaktischen Weg finde man heraus, was gute Schule sei. Zudem sei Bildungsgerechtigkeit von Anfang an sei ein großes Thema gewesen. Denn »Bildung gefährdet die Dummheit und macht stark«.

Da es keine einfachen Antworten gebe, helfe Bildung, differenziert zu denken und abzuwägen. Versöhnung sei ebenfalls ein Thema evangelischer Schule, denn in dieser Welt müssten Menschen Probleme wahrnehmen und bereit sein, dem Anderen die Hand reichen. »Bildung ist eine Haltung«, die bedeute Lust aufs Leben, auf Engagement zu machen. Evangelisch gesehen werde Bildung beschrieben durch Freiheit, Widerstand, Haltung und die Bereitschaft zum Engagement. Und die Schüler bräuchten Hoffnung, dass ein Gott da sei.

»Ein Gott, der Mut schenkt, die Zukunft zu gestalten.« Sie wünschte sich, dass viele bildungsbegeisterte Schüler aus der PGS hervorgehen. Schulpastor Torsten Wiegmann freute sich, wie selbstverständlich an der PGS Religion gelebt werde. Gemeinsam stimmte das Auditorium das Paul-Gerhardt-Lied »Geh aus mein Herz« an. Dassels Bürgermeister Gerhard Melching lobte die Schule, die »immer vorneweg und ganz bedeutend« sei. »Die PGS ist eine erstklassige Bildungseinrichtung in Südniedersachsen.«

Stephanie von Lingen, Superintendentin des Kirchenkreises hob anerkennend das individuelle Lernen, die Weltoffentheit, die Mehrsprachigkeit, das demokratische Miteinander und das Engagement heraus. »Hier wird Bildung gelebt und für Geist und Bildung gesorgt.« Für die Gründungsklasse von 1946, die damals 28 Schüler hatte, überbrachte Professor Dr. Dieter Weber Glückwünsche.

Er erinnerte daran, dass viele damals durch Kriegserlebnisse geprägt waren. Trotz aller Unterschiede habe man sich gut verstanden, der Zusammenhalt verbinde die Klasse bis heute. Eltern und Schulgründern gelte Dank, dass sie sich den Schließungsabsichten widersetzt hätten. Evangelische Schule bedeute »den Mut zur Zukunft« Nicht nur Verfügungswissen werde den Schülern hier vermittelt, sondern vor allem werde ihnen auch ein Raum für Orientierung gegeben.

Er überreichte Papier, das dem Papier vor 70 Jahren glich - »fürs Archiv«. Lebendige Zukunft, langes Leben und breite Aufstellung wünschte Rolf-Erich Wandhoff, Vorsitzender des Ehemaligen-Vereins, der Schule. Er blickte in die Geschichte der Schule und schenkte ein Bild, erschaffen vom ehemaligen Lehrer Mittendorf. Linet Anzigare, Leiterin der Goibei-Highschool, gratulierte ebenfalls. Die vielen guten Wünsche werde man, so Schulleiter Wittkugel, mit in die Zukunft nehmen.

Die PGS feierte aber nicht nur mit Festreden, sondern auch mit einem runden Rahmenprogramm: Mit einem flotten Film riefen die Schüler Alon Heise, Max Rieke, Melina Möller und Pridon Rabius das vor wenigen Tagen gefeierte Schulfest in Erinnerung. Prämiert wurden die besten Geschenke, die das Engagement der Schüler zum Geburtstag unterstrichen: Der erste Preis, eine Veranstaltung, ging an Poetry-Slam der 9b, der zweite Preis, ein Besuch im PS. Speicher, an das Modell, das die PGS in 70 Jahren zeigt, von der 7b.

Dritter wurden die Luftballons mit Grußkarten der 6b, ihr Preis ist ein gemeinsames Eisessen. Zudem wurden Hannes Garbelmann und Torben Böker, beide Jahrgang 11, für ihre Schmiedekunst geehrt. Mit einem Sonderpreis bedacht wurde das Paul-Gerhardt-Lied »Geh aus mein Herz und suche Freud« vom zehnten Jahrgang. Des Schulleiters Dank galt seiner Stellvertreterin, Monika Fahrenbach, die viel Arbeit in die Organisation des Geburtstags gesteckt hat.

Beim Poetry-Slam teilte Constantin Tilmann Schott seine Gedanken zum Perfektsein mit den Zuhörern. Lucia Bohnsack servierte einen lustigen gereimten Text über die Taten ihrer drei Brüder - geschrieben auf dem Handy. Für den musikalischen Rahmen sorgte die Bläserklasse 7d unter der Leitung von Anke Wurmstädt mit »Fluch der Karibik« und der Bearbeitung einer Bizet-Suite. Die Moderation des Abends übernahmen Louisa Ebel und Christina Amelsberg. Für Unterhaltung war bestens mit der »Comedy Company« mit Dr. Stefan Graen und Lars Wetzold gesorgt.sts

Dassel

Dassel grillt mit guter Stimmung an