Politik stützt und fördert Hortbetrieb

Vorschriften führen dazu, dass Zuschuss nicht gewährt wird / Start Anfang Oktober

Familienfreundlichkeit wird in der »großen Politik« ganz groß geschrieben: Berufstätigkeit und Familie sollen vereinbar sein. Doch wenn das »im Kleinen« möglich gemacht werden soll, dann wendet sich das Blatt: Vorschriften machen es Kommunen schwer, Familienfreundlichkeit umzusetzen – bestes Beispiel dafür ist der Kinderhort, der im Oktober seine Arbeit an der Grundschule in Markoldendorf aufnehmen soll.

Dassel. Geplant war, bis zu zwölf Kinder im Hort aufzunehmen, der in Räumen der Kleeblattgrundschule Markoldendorf eingerichtet wird. Ab Oktober sollten hier Kinder im Anschluss an die Ganztagsschule von 15 bis 17 Uhr, freitags von 13 bis 17 Uhr betreut werden. In den Schulferien – immerhin rund 13 Wochen - sollte die Betreuung von 7 bis 17 Uhr gewährleistet sein. Die gestaffelte Gebühr hierfür sollte zwischen 54 und 101 Euro betragen - im Vergleich zum Einbecker Hort ein günstiges Angebot. Hinzu kommt das kostenpflichtige Mittagessen, für das pro Mahlzeit lediglich 2,50 Euro gerechnet werden muss. Die Kosten für die wöchentliche Ferienbetreuungszeit liegt zwischen 25 und 46 Euro.

Für den Hortbetrieb angemeldet hatten sich fünf Kinder, darunter auch zwei Kinder, die die Ferienbetreuung in Anspruch nehmen wollten. Betreuungsbedarf lediglich in den Ferien hatten für den Herbst sieben Kinder.
Das Hortkonzept wurde der Landesschulbehörde zur Genehmigung vorgelegt. Diese bemängelt nun, dass während der unterrichtsfreien Zeit Schulkinder zur Ferienbetreuung aufgenommen werden sollen. Eine Ferienbetreuung müsse personell und unabhängig  von der Kindertagesstätte organisiert werden, hieß es - ansonsten werden der 20-prozentige Zuschuss des Landes zu den Personalkosten nicht gezahlt. Damit würden 5.000 bis 6.000 Euro fehlen. Und bedeuten würde das, dass man in den Ferien die zwei Hort-Kinder abseits von den sieben-Ferien-Hort-Kindern in getrennten Räumen betreuen müsste.

Wo ist da der Sinn? Erzieherin Kerstin Kranke, die den Hort leiten wird und zusammen mit Erzieherin Patricia Zufuß arbeitet, stellte das Konzept vor, betonte, dass man die Bedürfnisse der Kinder in den Vordergrund der Arbeit stelle. Die Kinder sollen entscheiden, wie das Leben im Hort gestaltet wird und auch die entsprechenden Regeln dafür aufstellen. Man wolle die Kinder zu fantasievollem Spiel anregen, auch gewünschte Projekte umsetzen. Sport, Bewegung, Werken – vieles ist denkbar. Die Fähigkeiten der Kinder sollen weiter entwickelt werden, ebenso ihre Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Selbstvertrauen und gleichzeitiges Gemeinschaftsgefühl werden angestrebt. Sprachliche, motorische und kognitive Fähigkeiten werden gefördert, außerdem werde das Sozialverhalten durch das Leben in der Gruppe gestärkt. Spielen ist allemal besser als die Kinder vor dem Fernseher »abzustellen« – das wissen alle Eltern.

Gerade für berufstätige Mütter ist der Hort eine notwendige Sache. Wie soll man Berufs-tätigkeit und Kinder unter einen Hut bekommen? Das pädagogische Konzept sei also durchaus wichtig, stellte Bürgermeister Gerhard Melching heraus. Dennoch: Wie soll es finanziert werden angesichts der Vorschriften?

Eine Möglichkeit wären Tagesmütter, regte Donata Hojka vom Landkreis Northeim an. Diese Kosten pro Stunde vier Euro, zwei Euro schießt der Landkreis dazu. Doch Tagesmütter müssen im ländlichen Bereich erst einmal gefunden werden, und diese Betreuung ist auch ein anderer pädagogischer Ansatz.

Die Eltern, die ihr Kind für die Hortbetreuung angemeldet haben, haben auf die Realisierung des Hortbetriebes vertraut. Angesichts des Defizites von 7,4 Millionen Euro müsste die Stadt noch 5.000 bis 6.000 Euro in das erste Jahr des Hortbetriebes investieren. Das ist zum Glück politisch gewollt: Der Verwaltungsausschuss sprach sich einstimmig dafür aus, diese Anschubfinanzierung zu leisten. Der Hortbetrieb in Markoldendorf wird also Anfang Oktober aufgenommen, auch die Ferienbetreuung steht.

Sicherlich haben die Eltern zu dieser Entscheidung beigetragen: Sie sind auf Hortplätze angewiesen. Die Politik in Dassel zeigt sich einmütig familienfreundlich und bringt den Hortbetrieb ins Rollen – auch wenn es am Anfang mit Kosten verbunden ist.sts