Pro und Kontra im Rededuell

»Jugend debattiert« an der Paul-Gerhardt-Schule | Fairness, Teamgeist und überzeugendes Argumentieren

Dassel. Auch die Gegenseite hat ihre Argumente und nicht selten etwas gesehen, an das man selbst nicht gedacht hat. In diesem Sinne laden Debatten ein, Dinge neu oder anders zu sehen, und immer etwas zu lernen, sei es über die eigene oder eine andere Sicht auf die Welt. Genau das können Schüler in ganz Deutschland erleben, wenn es heißt: Jugend debattiert.

In der Paul-Gerhardt-Schule startete jetzt der erste Schulwettbewerb »Jugend debattiert«. Die PGS ist im dritten Jahr dabei und gehört dem Regionalverbund Göttingen an, der einmal jährlich im Januar/Februar einen Regionalwettbewerb durchführt. Zwölf Schulen Südniedersachsens gehören dem Verbund in Südniedersachsen an, darunter im Landkreis Northeim auch das Gymnasium Corvinianum.

An der PGS sind inzwischen zwölf Lehrer als Debatten-Trainer ausgebildet. In diesem Schuljahr ist es zum ersten Mal gelungen, den ganzen achten Jahrgang zeitgleich im Debattieren zu unterrichten. Das Projekt lief von Oktober bis Dezember in den Fächern Deutsch, Politik und Selbstorganisiertes Lernen.

Im Rahmen des jetzigen Debattenwettbewerbs traten die jeweils vier besten Debattanden aus den Klassen in den Wettstreit. Die Teilnehmer erhielten zehn Tage vor dem Wettbewerb zwei Streitfragen, um sich vorzubereiten, und traten dann in zwei Debattenrunden an. Fairness, Teamgeist, zuhören, sich auf einander beziehen, strukturiert und deutlich sprechen und überzeugend argumentieren – all  das gehört zu den Basiskompetenzen eines guten Debattanden.

Die Debattanden mussten Pro- und Kontra-Argumente finden auf die Fragen, ob künftig ein zusätzliches Sportangebot am Nachmittag verpflichtend belegt werden muss und ob Schüler in Deutschland verpflichtet werden sollen, im zehnten Jahrgang ein Sozialpraktikum zu machen. Je zwei Befürworter und zwei Gegner argumentierten in den Rededuellen. Beäugt wurden sie dabei von einer Jury samt Zeitwächter, der bei Zeitüberschreitung einschritt. Einführungsrede, Standpunkt samt Argumenten, Aufgreifen der Argumente und abschließende Bewertung der ausgetauschten Aussagen – die Schüler zeigten, wie man reden und überzeugen kann. Die Jury bewerte die sachlich geführten Debatten. Am Ende siegten Justus Hake (9B), Wieland Menke (8B), Lucia Bohnsack (9B), Anneke Riemenschneider (8D), Kai Beddies und Constantin Tilmann Schott (beide 9 B).

Sucht man die Antwort auf eine Frage, so lohnt es sich immer, zu debattieren. Ebenso wichtig wie die Antwort auf eine Frage ist in einer Debatte die Begründung dieser Antwort. Mit Debatten kann man herausfinden, was für und gegen eine Entscheidung spricht und welche Argumente am meisten überzeugen.

Eine Debatte besteht aus drei Teilen: In der Eröffnungsrunde beantwortet jeder Teilnehmer in zwei Minuten die Streitfrage aus seiner Sicht. Die Freie Aussprache dauert zwölf Minuten. Hier werden weitere Argumente gebracht und miteinander abgeglichen. In der Schlussrunde hat jeder Teilnehmer noch einmal eine Minute Zeit, die Streitfrage ein zweites Mal zu beantworten: diesmal im Lichte all der Argumente, die er gehört hat.

Der Bundeswettbewerb »Jugend debattiert« ist mit 200.000 jährlich teilnehmenden Schülern an etwa 1.100 teilnehmenden Schulen der größte Bundeswettbewerb im Bereich der politischen und sprachlichen Bildung. Meinungs- und Persönlichkeitsbildung stehen im Vordergrund. Der Wettbewerb entstand 2002 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau. Alle folgenden Bundespräsidenten haben die Schirmherrschaft für den Wettbewerb übernommen und wohnen dem Bundesfinale, das jährlich im Juni in Berlin durchgeführt wird, bei.

An der PGS hat der Dasseler Bürgermeister, Gerhard Melching, die Schirmherrschaft übernommen. Er hob heraus, wie wichtig eine Streitkultur mit der Möglichkeit des Argumentenaustausches sei. Bei der verbalen Auseinandersetzung müsse man allerdings versöhnlich bleiben. Oftmals entstehe dann der Eindruck – beispielsweise bei Ratssitzungen, dass »alle unter einer Decke stecken«. Allerdings würden in den vorangehenden Fachausschusssitzungen die Argumente ausgetauscht.

Referendarin Charlotte Seitz berichtete aus ihrer eigenen Debattier-Erfahrung, sie war sich sicher, dass die Schüler viel aus dem Wettbewerb mitnehmen würden – für alle Bereiche. Und Monika Fahrenbach, stellvertretende Schulleiterin, hob heraus, dass Debattieren in einer Demokratie wichtig sei und dass man damit dem »postfaktischen Zeitalter« trotzen könne.sts

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