Rathaus Dassel im Ritterhof

Eine Vision als Master-Studienarbeit | Trotz Entwicklung: Ideen für nachhaltige Nutzung

Dassel. Der Rathaus-Neubau in Dassel ist beschlossene Sache. 2014 hatte Almut Stock, die aus Dassel kommt und seinerzeit Architektur in Oldenburg studierte, die Idee zur Umnutzung des Ritterhofs als Verwaltungsgebäude mit Räumen für Ehrenamtliche, Ausstellungen und Café.  Die Arbeit, eingereicht im Januar 2015 und bewertet mit »sehr gut«, stellte sie jetzt vor.

Sabine Meyer, Düsseldorfer Eigentümerin des 275 Jahre alten Ritterhofs, sucht nach Nutzungsideen, 2014 suchte Almut Stock nach einem Master-Studienarbeits-Thema. Als Dasselerin war ihr die Historie und Situation des Hofs bekannt.

Die Sache ist entschieden. Um trotz der Rathaus-Entwicklung Ideen anzustoßen für eine nachhaltige Nutzung des denkmalgeschützten Ensembles stellte die 28-Jährige jetzt einem eingeladenen Kreis ihre Ideen vor – natürlich im Ritterhof. Sitzbänke, Getränke, Bullerofen – die Atmosphäre stimmte.

Eine Nutzungsmischung von Arbeit, Freizeit und Treffpunkt war der Grundgedanke, so dass das Ganze von Vielen belebt wird: Neben repräsentativen Räumen für die Stadtverwaltung wollte Stock Räume schaffen für die vielen Ehrenamtlichen, die sich in Dassel einbringen, wie Archiv und Bücherei, sowie eine Ausstellungsfläche für lokale Gruppen und ein Café. In den kleinen Ställen, die teilweise Natur-Bruchstein-Wände haben, plante sie das Café mit einer Küchen-»Glasbox« dazwischen als verbindendem Element.

Ein Pendant im Grundriss zu diesen Ställen sollten zwei kleine Erweiterungsbauten sein, mit einer Glasfront, in der sich die Bäume widerspiegeln. Hier plante sie Ausstellungsflächen im Erdgeschoss, das Stadtarchiv im Keller, einsehbar von einer darüberliegenden Galerie sowie flexible Arbeitsplätze für Ehrenamtliche im Obergeschoss, offen und durchlässig. Davor eine gewölbte Holzüberdachung: Ein öffentlicher Treffpunkt, der zum Sitzen einlädt. Auch für den Pferdestall plante sie über der barrierefreien Bücherei ein Galeriegeschoss.
Anschaulich stellte sie mit Plänen, konstruktiven Schnitten, Zeichnungen und einem Modell das Projekt dar. Das Rathaus sollte im Herrenhaus – 610 Quadratmeter Wohnfläche – sein. Hier wollte sie das Dachgeschoss nutzen für Besprechungs- und Aufenthaltsräume. Kurz erläuterte sie auch hier Veränderungen wie Zwischenwände und Lift.  

»Bauen im Bestand« sei spannend. Der Architekt müsse andere Arten von Lösungen finden, müsse kreativer und flexibler sein. »Der Erhalt historischer Bausubstanz  ist wichtig für unser städtebauliches Empfinden. Architektur macht einen Ort aus, prägt ihn, gibt Beständigkeit und Kontinuität, die besonders in unserer heutigen schnelllebigen Zeit wichtig sind«, erklärte sie. Doch für jede Erhaltung sei sinnvolle Nutzung zwingend notwendig. Das ist es, was Sabine Meyer sucht, deren Familie den Ritterhof seit 80 Jahren besitzt. Sie habe sich über den Zuspruch zum Stadtfest und zur Adventszeit gefreut. Sie sei offen für Ideen und hoffe auf Rückmeldungen in ein bis zwei Monaten. Auch ein Café in Genossenschafts-Form kann sie sich vorstellen. Dassels Stadtarchivar Manfred Schnepel bot sich an als Kontaktstelle und Ansprechpartner für Nutzungsideen.

Ein Semester in Vollzeit beschäftigte sich Stock mit dem Projekt, auch unter Berücksichtigung der Arbeitsstättenverordnung, maß aus im Ritterhof, erstellte eine Analyse zu Historie, Verkehr, Grünflächen und Denkmalschutz-Bauten in der Innenstadt und stieß auf eine »wirklich gut erhaltene Stadtstruktur«. Sie wurde unterstützt von Meyer und Schnepel.  

Anschließend wurde ausführlich gelobt, diskutiert und nachgefragt von den rund 40 Interessierten. Carlo Böker, Interessengemeinschaft Bauernhaus, beklagte die häufige »Kaputtsanierung« durch Architekten. Hier beglückwünschte er Stock zu ihrem Weg. Dr. Bernd von Garmissen, Nachkomme der einstigen Eigner-Familie lobte das  »tolle Konzept«. Jetzt sei es die »Kunst, die Idee wach zu halten«. Auch Ratsherr Bernd Stünkel gefiel die Präsentation. Die jetzige Rathaus-Situation erläuterte er ausführlich – ein Architekturbüro in Schoningen ist mit Entwürfen betraut. Mehrgenerationenhaus-Konzept und Bildungseinrichtung waren weitere Publikums-Vorschläge. Dieses Architektur-Konzept solle doch nochmals öffentlich vorgestellt werden, wurde mehrfach angeregt.

Zusammenfassend hatte Schnepel zuvor kurz die wechselvolle Geschichte des Ritterhofs und derer von Garmissen erläutert, vom 13. Jahrhundert über Vorgängerhaus-Brand 1664, Lazarettnutzung im Siebenjährigen Krieg, Wohnung des Bürgermeisters Elias Merkel, bis zum Verkauf an Meyers Vorfahren 1936. Die zweiläufige Treppe vor der Tür und die Steintafel mit Spruch und Namen des Ehepaars kam dann zum Rittergut Friedrichshausen.
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