Zeitgemäße Architektur - puristische Bauweise

Städtebaulicher Missstand behoben, in Zukunft investiert: Neues Rathaus öffnet am Dienstag

Ab kommenden Dienstag ist die Tür zum neuen Verwaltungsgebäude - an der Architekt Tim Grimme und Fachbereichsleiter Bau & Ordnung Volker Fuchs stehen - am Kirchplatz für die Bürger geöffnet.

Einbeck. Fertiggestellt ist das neue Verwaltungsgebäude der Stadt Dassel. Ab kommenden Dienstag, 23. Oktober, werden die Mitarbeiter der Stadtverwaltung in ihren neuen Büros am Kirchplatz die gewohnten Dienstleistungen anbieten. In 16 Monaten wurde das neue Rathaus gebaut.

Grund für den Neubau war zum einen der schlechte Zustand des Verwaltungsgebäudes an der Südstraße - das Dach ist undicht, der Brandschutz ist nicht gewährleistet, es gibt keine Barrierefreiheit. Heizung- und Warmwasserversorgung stammen wie das Gebäude aus den 1970er Jahren. Bei dem Stahlbeton-skelett mit vorgehängter Fassade ist klar: »Wir heizen durch die Wände«, stellt Fachbereichsleiter Bau & Ordnung, Volker Fuchs, fest. Hinzu kommt, dass viel freie Fläche beheizt werden muss - das Verhältnis Büros und Nebenfläche beträgt je 50 Prozent.

Beim Neubau sieht das anders aus - hier liegt das Verhältnis bei 70:30. Nur punktuell wurden in den vergangenen Jahren notwendige Reparaturen am Rathaus vorgenommen, der Rat hat das Verwaltungsgebäude immer wieder zurückgestellt und in andere Projekte investiert. Mittlerweile aber hatten sich die Bauschäden summiert, eine Sanierung des Gebäudes sollte 1,6 Millionen Euro kosten - und das bei »galoppierenden Baukosten«.

Ob ein Neubau sinnvoll, gerechtfertigt und wirtschaftlich sei, musste auf politischer Seite überlegt werden. Die Sanierungskosten hätten den städtischen Haushalt in der Weise belastet, dass nur noch wenig Spielraum für anderes bliebe. Zudem hätte man bei laufendem Betrieb sanieren müssen - mit allen Einschränkungen. In Dassel wurde 25 Jahre lang Stadtsanierung betrieben, doch im Stadtkern standen noch baufällige Privatgebäude.

So entwickelte sich die Idee, in diesem städtebausensiblen Bereich die maroden Gebäude abzureißen und und an gleicher Stelle ein neues Rathaus zu bauen. Fachbereichsleiter Fuchs besprach sich mit dem Baudezernenten des Landkreises und eruierte mit dem Architekten Tim Grimme vom Büro »K17 Steingräber. Architektur Projektentwicklung Design« aus Uslar, ob ein Ersatzbau zu den errechneten Sanierungskosten machbar ist.

Die Rechnung ging auf, im Winter 2016/2017 konnten dank der Arbeit des Architekten alle Gewerke in einem Stück zeitgleich und beschränkt ausgeschrieben werde, um regionale Firmen für den Bau zu gewinnen. Wie Grimme erklärt, gab es ein »super Ausschreibungsergebnis«. Die maroden Gebäude samt angrenzenden Messie-Haus am Kirchplatz konnten abgerissen werden, allerdings unter der Bedingung, dass der seit Jahrhunderten umrahmte Kirchplatz städtebaulich wieder geschlossen wird. »Das Rathaus in die Stadt zu bringen, ist baukulturell wichtig«, unterstreicht Architekt Grimme.

Er hebt besonders auch das »außerordentliche Engagement von Fachbereichsleiter Fuchs« bei diesem Projekt hervor. Beim Entwurf habe er sich an den Vorgängerbauten orientiert, beschreibt Grimme den Planungsprozess. Das Grundstück ist verwinkelt geschnitten, ein niedriges Budget und die Anforderungen an ein modernes Bürogebäude bestimmten den Neubau. Die hohe Satteldachform mit Spitzboden, in dem Technik, Server, Archiv und Putzmittel untergebracht werden können, sparte den kostenintensiven Kellerbau ein.

Der Aufzug führt bis obenhin und verschwindet damit im Gebäude, muss nicht außen angebaut werden. Durch den Balkon werden Brandschutzauflagen erfüllt, das Treppenhaus muss nicht geschlossen werden. Gebaut wurde natürlich nach dem neuesten Wärmestandard.

Durch den Rücksprung des Gebäudes hat sich sogar noch Platz für einen Bürgersteig »An der Kirche« ergeben. Wenig Verkehrsfläche, baurechtliche Mindestmaße, eine simple Putzfassade, nur drei verschiedene Fensterformate und sichtbare Betonwände verdeutlichen die sparsame Bauweise. Verwendet für das Dach wurden normale Tonziegel, die Wände sind in Kalk-Sandstein gebaut, um statische und Schallschutz-Anforderungen zu erfüllen.

Grimme hat architektonische Elemente dem Standort angepasst, beispielsweise den Sandstein außen in Anlehnung an die Kirche und die Umgebung. Im Innern setzt der Parkettboden einen gelungenen Kontrast zu Betonflächen und weißen Wänden - »puristische Bauweise, zeitgemäße Architektur«.

Mit der Ausführung der beteiligten Baufirmen sind Grimme und Fuchs zufrieden. Auf Sicht gesehen, so Fachbereichsleiter Fuchs, sei der Neubau »deutlich wirtschaftlicher« als die Sanierung des Altbaus. Dassel setze damit auch ein Zeichen für die Zukunft, für den Erhalt des Verwaltungsstandorts. Ab Dienstag, 23. Oktober, sind die Mitarbeiter der Stadtverwaltung wieder für alle Bürger da. Die Außenanlagen werden in der nächsten Zeit fertiggestellt.sts

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