Dassel

»Schließung war absehbar«

»Treffpunkt Mitte«: Nebenkosten-Zuschuss weg | Ortsrat stellte Forderungen

Dassel. Der Ortsrat Dassel hat Ernst gemacht: Nachdem die Jugendlichen im »Treffpunkt Mitte« sich nicht an Vorgaben des Ortsrates gehalten haben, wurden die monatliche Zuschüsse gestoppt. Zum 1. Juli gab es kein Geld mehr. Mit einer Sammlung und mit eigenen Mitteln haben sich die Jugendlichen noch über diesen Monat gerettet, aber zum 1. August werden sie ihr Domizil verlassen müssen. Das sei gekommen »Dank vieler Unklarheiten und Kommunikationsproblemen«, heißt es in einer Mitteilung der Jugendlichen.

»Soll es das jetzt gewesen sein?«, fragen die Jugendlichen darin. Im Januar gründete sich die Jugendinitiative »Treffpunkt Mitte«, eigene Räume konnten bezogen werden. Der »Treffpunkt Mitte« wurde Mitglied im Stadtjugendring. »Die Jugendlichen fühlten sich sicher und dachten, der Fleiß den sie aufbrachten, würde reichen. Über den Jugendring erklärte sich der Ortsrat bereit, monatlich 135 Euro für Nebenkosten zu übernehmen. Doch es habe, so die Jugendlichen weiter, »Missverständnisse« zwischen den Jugendlichen und dem Ortsrat gegeben und in der Folge »große Unruhen«. Viele Dasseler Bürger hätten schlecht von den Jugendlichen geredet, die angeblich nichts für ihr Geld tun würden. Das habe die jungen Leute sehr enttäuscht, die sich daraufhin weitere Veranstaltungen ausgedacht hätten, etwa eine School’s-out-Party zu Beginn der Sommerferien oder »Dassel rockt und popt«. Außerdem hätten sie viele Veranstaltungen des Stadtjugendrings unterstützt und bei der »Welle 15« im vergangenen Jahr mitgemacht. »Die Jugendlichen waren immer mit Herz und Seele dabei, Dassel interessanter für andere Jugendliche zu machen«, versichern sie, obgleich ihnen dabei auch großes Misstrauen und Vorwürfe entgegengebracht wurden.

Zum 1. Juli wurden die Zuschüsse für die Jugendlichen gestrichen, zum 1. August habe der »Treffpunkt Mitte« keine Räumlichkeiten mehr, nachdem die Jugendlichen in Dassel um Spenden gebeten hätten und so einen weiteren Monat bleiben könnten. »Die Räumlichkeiten sind für viele, fast alle Jugendlichen in Dassel ein Zufluchtsort gewesen. Egal ob Mitglied oder nicht«, sind sie überzeugt. »Es war zwar kein Jugendraum, wie viele dachten, aber viele, die nicht in die Initiative eintreten wollten, hatten trotzdem Zugang.« Die Jugendlichen bedauern, dass es nicht möglich gewesen sei, frühzeitig eine Lösung zu finden, gerade angesichts vieler freier Räume in Dassel.

Die Schließung ist nicht aus heiterem Himmel passiert, sondern schon während der Ortsratssitzung im Mai hat sich so etwas angedeutet. Damals hatte der Ortsrat bemängelt, dass der Jugendraum für Jugendliche, die nicht der Jugendinitiative angehörten, gar nicht als öffentliche Einrichtung erkennbar sei. Die Jugendlichen hätten ihre Zusagen bisher nicht eingehalten - und das, obwohl der Ortsrat großzügig gewesen sei. Die Ortsratsmitglieder forderten damals, dass der Raum für alle Jugendlichen offen sein müsse. Er machte seine Unterstützung ausdrücklich davon abhängig, dass der Jugendraum für eine offene Jugendarbeit zur Verfügung stehe. Beschlossen wurde, dass es von April bis einschließlich Juni weiterhin den beantragten von 135 Euro pro Monat für Nebenkosten geben soll. Sollten die geforderten Maßnahmen zur Transparenz und öffentlichen Wahrnehmung erfüllt sein, würden sich die Mitglieder des Ortsrates gegebenenfalls per Mail über eine Verlängerung des Zuschusses abstimmen. Zu den Forderungen zählten konkret ein Schild am Haus, eine Klingel, die Angabe der Öffnungszeiten und Berichterstattung in der Zeitung.

Auf diese Vorgabe hat Bürgermeister Gerhard Melching auch in einem Schreiben an die Vorsitzende des Stadtjugendrings, Birgit Tomaszewski, vom 11. Juni hingewiesen. Sie antwortete ihm und dem Ortsrat Ende Juni, dass der Jugendring dem Wunsch nachkommen und die Räume der Jugendinitiative schließen werde. »Wir können den von Ihnen geforderten Maßnahmen nicht entsprechen und eine öffentliche Einrichtung unterhalten«, heißt es in dem Schreiben. Das wäre die Aufgabe der Stadt Dassel und nicht des Stadtjugendrings. »Es ist nicht realisierbar, Ihren Forderungen nachzukommen und in einem Mehrfamilienhaus einen offenen Jugendraum zu betreiben.« Die Mitgliederzahl der Jugendinitiative sei soweit gestiegen, dass die Kapazitäten der Räume voll ausgeschöpft seien, auch Jugendliche, die selbst nicht direkt zur Jugendinitiative zählten, hätten Zugang. »Ihre Forderung nach Öffnungszeiten kann nicht erfüllt werden.« Bislang waren die Räume der Jugendinitiative unverschlossen und somit jederzeit (außer nachts) für jedermann zugänglich. Diese Tatsache sei den Jugendlichen bekannt, sie habe sich schnell herumgesprochen. Somit habe es ein ständiges Kommen und Gehen gegeben. »Es lief alles super. Die Jugendlichen waren motiviert. Ihre Forderungen sind nicht realistisch«, heißt es in dem Brief.

Ortsbürgermeisterin Petra Kersten sagte auf »EM«-Nachfrage, sie sei enttäuscht vom »Treffpunkt Mitte« und sehr traurig, dass der Jugendpfleger in dieser Angelegenheit nicht beruhigend eingegriffen habe. Der Ortsrat habe in Verbindung mit seinem Zuschuss die Forderung nach Offenheit und Transparenz aufgestellt, das bedeute Zugang für jeden. Man habe jedoch den Eindruck gewonnen, dass es sich um einen »geschlossenen Kreis« handelte, der dorthin gegangen sei. Die Angelegenheit sei auf dem Rücken der Jugendlichen und zu deren Nachteil ausgetragen worden. Von der ursprünglichen Forderung, als Gegenleistung eine Reinigung im Luisenpark zu verlangen, sei der Ortsrat nach einem einmaligen Arbeitseinsatz abgegangen, erinnerte die Ortsbürgermeisterin. Die Forderungen nach einem Schild, nach Öffnungszeiten und Öffentlichkeitsarbeit seien aber aufrecht erhalten worden. Spätestens nach dem Schreiben des Jugendrings sei für den Ortsrat klar, dass er sich nicht auf den Arm nehmen lasse. Die Schließung sei deshalb absehbar gewesen, und darüber habe es im Ortsrat auch Einigkeit gegeben.ek

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