Eine Schranke am Ortsausgang

Bau der Ortsdurchfahrt Lüthorst bis zum Sommer | Anwohner fühlen sich behindert, kein sicherer Schulweg

Ihrem Ärger zur Erneuerung der Ortsdurchfahrt in Lüthorst machten die Dorfbewohner Luft. Eine neue Planung führt zur längeren Bauzeit. Verkehrsbehinderungen sorgen für Unmut.

Lüthorst. »Pures Chaos«, Gefahr für Kinder, lange Umwege, Sorge, dass bei den Unternehmen keine Lieferungen ankommen oder sie nicht ausliefern können, aber auch »himmlische Ruhe« - die Bauarbeiten an der Ortsdurchfahrt Lüthorst sorgen für Aufruhr im Ort. Bei der jüngsten Ortsratssitzung informierte der Bauträger, die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau, Geschäftsbereich Gandersheim, über den Fortgang der Arbeiten.

Und da mussten die Lüthorster erfahren: Der Weg in Richtung Wangelnstedt wird abgeschnitten - voraussichtlich nächste Woche wird - wenn die verkehrsbehördliche Genehmigung vorliegt - eine Schranke am Ortsausgang Richtung Wangelnstedt aufgebaut. Lediglich Rettungsdienste, Feuerwehr und Räumdienst sollen per Schlüssel in diese Richtung noch fahren können - bis zum nächsten Sommer, wenn der »vollgebundene Oberbau« mit 30 Zentimeter Deckschicht erledigt sein soll.

Die Lüthorster sind sauer, die Bauarbeiten an der Ortsdurchfahrt ziehen sich hin und damit auch die Verkehrsbeeinträchtigungen. Seit vielen Jahren bemüht sich Lüthorst um die Erneuerung der Ortsdurchfahrt, denn der durch den Ort fahrende Schwerlastverkehr belaste auf der rumpeligen Straße die Anwohner. Dass Straße, Gosse und Bürgersteige in äußerst schlechtem Zustand seien, sei für jeden sichtbar, stellte ein Anwohner fest.

Ortsratsmitglied Joachim Stünkel unterstrich: »Die Lüthorster haben gewusst, da ist Schrott drunter.« Dennoch war vom Land eigentlich nur eine Deckenerneuerung vorgesehen. Dieter Schulz, Sachgebietsleiter im Straßenbauamt, stellte klar, dass es keinen Vollausbau gebe. Aber: »Da uns die Straße immer mehr um die Ohren flog«, wurde eine Fahrbahnerneuerung ins Auge gefasst.

Nach zwölf Probe-Bohrungen war man von einer 14-Zentimeter-Tragschicht und vier Zentimeter starken Deckschicht ausgegangen. Bei weiteren Bohrungen, veranlasst vom WAZ, wurde allerdings dann festgestellt, dass die Straße nicht gleichmäßig aufgebaut ist, der Frostschutz ist nicht ausreichend. Es musste umgeplant werden, nun soll ein frostsicherer, sogenannter »vollgebundener Oberbau« mit 30 Zentimetern Deckschicht erfolgen. Denn ein Vollausbau sei nicht finanzierbar, so das Straßenbauamt.

Im kommenden Sommer soll die Ortsdurchfahrt wieder befahrbar sein, wurde angekündigt. Der Ortsrat sei froh, dass das Bauvorhaben nun angegangen wird, erklärte Ortsbürgermeister Uwe Fingerhut. Die Stadt Dassel ist nur für die Nebenanlagen zuständig. Jahrelang habe man sich für einen Vollausbau eingesetzt, erinnerte Volker Fuchs, Fachbereichsleiter Bau & Ordnung, nun sei man froh gewesen, dass wenigstens die Deckensanierung durchgeführt werde.

Jetzt aber sei die Situation in Lüthorst »unglücklich«, räumte er ein, gemeinsam müssten jetzt die Probleme gelöst werden. Joachim Hawranke, Geschäftsführer vom WAZ »Solling«, sagte, dass die Wasserleitung erneuert wurde. Aufgrund der geänderten Bauplanung ist man jetzt aber gezwungen, Regen- und Schmutzwasserkanäle zu erneuern beziehungsweise zu sanieren. Insgesamt sind 52 Häuser betroffen, mehr als 100 Anschlüsse werden erneuert.

Verbunden mit der Maßnahme sind hohe Baukosten: Rund 1,2 Millionen Euro wird der WAZ insgesamt verbauen. Die Grundstückseigentümer werden nicht direkt belastet, die Refinanzierung wird allerdings durch die Gebühren in den nächsten Jahren erfolgen müssen. Der Ausbau - Ende sollte im vergangenen Oktober sein - bringt eine geänderte Verkehrsführung mit sich, die die Lüthorster belastet.

Lange Umwege müssen in Kauf genommen werden, Schleichwege werden genutzt, auf denen in zu hoher Geschwindigkeit gefahren wird. Die Schulkinder haben keine vernünftige Bushaltestelle, ihr Schulweg ist zu schlecht ausgeleuchtet. Schwerlastverkehr muss die Gewerbetreibenden erreichen können, das bringt in den engen Straßen Probleme mit sich. Im Dorf herrsche »pures Chaos«, machte ein Einwohner seinem Unmut Luft.

Sachbearbeiter Uwe Köcke vom Straßenbauamt sieht als einzige Möglichkeit, den Pendlerverkehr aus dem Ort zu bekommen, die Schranke, die am Ortsausgang Richtung Wangelnstedt aufgestellt werden soll. »Es hält sich niemand an die Verbote«, und deshalb würden auch Tonnage-Begrenzungen keinen Sinn machen.

Die Lüthorster aber sahen andere Möglichkeiten: verstärkte Kontrolle durch die Polizei, ein Geschwindigkeitsmessgerät, Verkehrshindernisse, die die Autofahrer zu geringerem Tempo zwingen, oder eine Ampel am Elbigsweg, um den Begegnungsverkehr zu entschärfen. Die Schranke wurde als »Behinderung der Lüthorster« empfunden. Eine Vollsperrung könne nicht der richtige Weg sein.

Das sah das Straßenbauamt anders: Die Bequemlichkeit der Verkehrsteilnehmer sorge für das Verkehrschaos. Fuchs sagte zu, die »bestmögliche Verkehrsführung« auszuloten. »Aus der Luft kann man nicht bauen«, versuchte auch Ortsbürgermeister Fingerhut die Wogen zu glätten. »Mittelfristig freuen wir uns über eine vernünftige Ortsdurchfahrt.« Er plädierte dafür, mit Toleranz das Thema einvernehmlich »zu schaukeln«.

Anregungen könnten jeden Dienstag bei der Baubesprechung vorgebracht werden. Und er sah auch die andere Seite: Einige Lüthorster freuen sich an der »himmlischen Ruhe« im Ort. Nach Abschluss der Baumaßnahme soll der Elbigsweg wiederhergestellt werden als Baustraße. An den Ausbau wird noch nicht gedacht, denn dann würden auch die Anlieger zur Kasse gebeten. Gewünscht hätten sich die Lüthorster auch eine bessere Anbindung ans Internet: Die Telekom aber ist nicht an Kanalerneuerung interessiert. Auf Kosten der Stadt wird lediglich ein Leerrohr verlegt.sts

Dassel

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