Schulchronik zur PGS erschienen

Schulgeschichte wird auf rund 150 Seiten und mit nahezu 300 Fotos nachgezeichnet

Dassel. Mit der rechtzeitig zur Jubiläumsfeier am 8. September vorgelegten Schulchronik – verfasst durch den Vorsitzenden des Ehemaligenverein der Paul-Gerhardt-Schule, Rolf-Erich Wandhoff, werden die 70 Jahre Schulgeschichte eingehend auf 150 Seiten und mit 300 Fotos nachgezeichnet.

Ausführlich werden in der Chronik insbesondere die ersten zehn Jahre beleuchtet, in denen sich die »Private Oberschule« vom Unterricht im Pastorat in Dassel bis zu dem heutigen Standort an der Ilme entwickelte. Zwischenzeitlich gab es eine »unchristlich« ausgetragene Konkurrenz seitens der ebenfalls privaten »Zwergschule« in Lüthorst mit 35 Schülern, die in einem Schreiben vom Mai 1950 an das Landeskirchenamt Klage führte, »dass die PGS in Dassel kaum als wirkliche evangelische Schule angesprochen werden könne, da nur eine Wochenstunde Religionsunterricht stattfände, obwohl dazu in der nahe gelegene Kirche ohne Schwierigkeiten die Möglichkeit gegeben sei.« Vielmehr stelle sich die Dasseler Oberschule als »eine Art ‘Presse’ dar, die in starker Weise einer falschen Leistungssucht unserer Tage nachgebe!«.

Die Schulaufsichtsbehörden sahen es genau anders herum und monierten jahrelang nicht nur die dürftige schulische Unterbringung, sondern auch das Leistungsniveau. Mit immer wieder unangemeldeten Überprüfungen hofften die Schulbehörden in Einbeck und der Regierung in Hildesheim in 1948 bis 1950 auf Schließungsverfügungen, denen zum Trotz Dr. Petzold als Schulleiter und Pastor Frese – getragen vom Widerstand der Dasseler Eltern gegen eine Schließung – die Schule illegal weiter betrieben.

In dieser Situation war es schon ein besonderes Kuriosum, dass die illegal geführte Oberschule in Dassel zu Ostern 1950 30 Einbecker Schüler zusätzlich aufnahm, die zwar die Aufnahmeprüfung zur Klasse 5 bestanden hatten, aber in der Goethe-Schule wegen Überfüllung abgewiesen worden waren. Das »Göttinger Tagesblatt« sprach damals vom »Schilda in Einbeck« und die »EM« schrieb hierzu, dass »jeden Tag Till Eulenspiegel im Geiste dem Kinderzug nach Dassel vorrausziehe«.

Ihre Namensbenennung als Paul-Gerhardt-Schule gab sich die Schule erst in einem feierlichen Gottesdienst in der St. Laurentius-Kirche Dassel am 26. Juni 1949. Gewissermaßen knüpfte sie historisch an die vor dem Krieg bestandene »Höhere Schule« in Dassel von 1936 bis 1938 und davor auch schon einer im 19 Jahrhundert bestehenden »Höheren Schule« an. Dass Dassel schon davor »bildungsbeflissen« war, zeigt die Existenz einer »Höhere Lateinschule« aus dem Jahre 1643 in Dassel, wie ein Stundenplan aus der Zeit belegt.

Die alten Fachwerkgebäude auf dem ehemaligen Gelände der Ruwo-Werke – vormals die sogenannte Altenmühle – dienten ab 1951 als Schule. Auch hier gab es immer wieder große Widrigkeiten. Fast wäre es Weihnachten 1951 wieder zur Aufgabe des Schulstandortes gekommen, als ein Schrotthändler die direkt neben dem Schulgebäude liegende Maschinenhalle (die spätere Turnhalle) erwerben wollte, um dort ohrenbetäubende Zerreißmaschinen für Lumpen aufzustellen. Glücklicherweise scheiterte das an den zu hohen Forderungen des Eigentümers der Ruwo-Werke. Nach langen zähen Verhandlungen konnte der Kirchenvorstand in Dassel – der 28 Jahre lang Träger der PGS war – das bis dahin gepachtete Schulgelände an der Ilme für 92.000 Mark käuflich erwerben.

Eine eher provisorische Unterbringung von acht Internatsschülern in der »Alten Scheune« und vier Schüler beim Schulleiter Dr. Petzold waren der Beginn des der Schule angegliederten Internats, das später auf über 130 Plätze anwuchs. Wie schwierig die Rahmenbedingungen anfangs waren, unterstreicht ein Beschluss des Kirchenvorstandes aus der Weihnachtszeit 1951, zur Versorgung der Lehrkräfte wie Schüler »ein fettes Schwein« anzuschaffen.

Die heutigen Schulgebäude wecken keine Erinnerungen mehr an die Gründungszeit; mit dem Abriss der alten Fabrikanten-Villa der Familie Wolters in 2010 zugunsten des zuletzt errichteten Paulinums ist der letzte bauliche Zeuge an die Anfangsjahre verschwunden. Seit 1955 sind nach und nach die heutigen Schul-und Internatsgebäude errichtet worden.

Mit über 900 Schülern und einem breiten Fächerkanon und vielfältigen Ergänzungsangeboten ist die Paul-Gerhardt-Schule aus der Region nicht mehr wegzudenken. Seit der Ablegung des ersten Reifeprüfung vor fast 60 Jahren hat die Paul-Gerhardt Schule – mehrere tausend junger Menschen vor allem aus der Region zum Abitur geführt. Mit berechtigtem Stolz darf die nun »70 Jahre alte Dame« PGS auf das Erreichte verweisen und feiern.oh

Dassel

Dassel grillt mit guter Stimmung an