Sehnsucht nach Blut und nach einem warmen Herzen

Theater-AG der Paul-Gerhardt-Schule spielt »Dracula« / Grusel-Märchen um das Wirken des Untoten aus Transsylvanien

Gierig nach Blut, immer auf der Suche nach neuen Opfern, dabei aber auf der Flucht vor dem Tageslicht: Ein seltsames »Leben« führen die Vampire. Die Vampir-Geschichte schlechthin, »Dracula«, hat die Theater-AG der Paul-Gerhardt-Schule jetzt auf die Bühne gebracht. In Motiven von Bram Stoker und in der Bearbeitung von B. K. Jerofke erzählten die Schüler die gruselige Geschichte des Untoten aus Transsylvanien.

Dassel. Jonathan, ein junger Anwalt, muss seine Freundin Mina kurz vor der Verlobung verlassen. Juristische Geschäfte führen ihn nach Transsylvanien, wo er, wie er zunächst meint, einen Auftrag wie jeden anderen abwickeln soll, eine Grundstücksangelegenheit. Sein Ziel ist eine verstaubte Burg mit einer beeindruckenden großen Bibliothek und seinem seltsamen Gastgeber. Der sucht ein Anwesen mit Gruft, und der Vorschlag, ein englisches Schloss neben einer Irrenanstalt zu kaufen, findet großen Anklang. Jonathans Aufenthalt zieht sich länger hin als geplant, und der Gastgeber ist für ihn undurchschaubar.

Er scheint nichts zu essen, er nähert sich ohne Geräusch aus dem Nichts, wie auch das gesamte Schloss seltsam still ist, abgesehen von einem gelegentlichen langen »Huuh«, und er hat kein Spiegelbild. Zudem kommt es Jonathan vor, als könne er Gedanken lesen, und einige Zimmer dürfen nicht betreten werden. Der junge Mann möchte endlich nach Hause, aber Geld, Pass und Brieftasche sind verschwunden, und die Bücher, mit denen er sich beschäftigen könnte, zerfallen bei Berührung zu Staub.

Parallel zu Jonathans Besuch in Transsylvanien schaltet das Stück zu den Ereignissen zuhause in England. Hier treffen sich die Freunde um Mina regelmäßig, und es wird gefeiert. Eine aus diesem Kreis ist Jacky, Ärztin in der Irrenanstalt in der Nähe. Sie berichtet von grauenhaften Anfällen und ungewöhnlichen Ereignissen: Die Patienten verspeisen mit Genuss lebendige Insekten, und sie sprechen davon, dass »es« kommen wird. Als die Post von Jonathan immer seltener wird und schließlich gar nicht mehr kommt, fürchtet Mina, dass etwas nicht stimmt.

Als im Zusammenhang mit einem seltsamen Naturphänomen ein Schiff fast ohne Besatzung strandet und zwei Personen an Land gehen, nimmt ein Drama seinen Lauf: Lucy aus dem Freundeskreis trifft mit Dracula zusammen. »Du wirst nie mehr einsam sein«, verspricht er ihr. Er sehnt sich nach Blut, nach einem warmen Herzen. Nach seinem Biss in den Hals geht es Lucy sehr schlecht. Abraham van Helsing, Mediziner und Theologe, nimmt sich ihrer an. Er denkt über das mysteriöse Schiffsunglück nach, er wundert sich mit den Freunden, warum Bluttransfusionen bei Lucy nichts nutzen, und er bemerkt ein ausgefranstes Mal an ihrem Hals. Doch wollen die Freunde wissen, was los ist? Wissen könne auch Angst machen, warnt er. Als eine entflohene Patientin der Anstalt übel zugerichtet aufgefunden wird, rät van Helsing zu Knoblauch und Kreuzen, um den Vampir abzuwehren. Auch Lucy ist zur Untoten geworden. Ihre Seele, weiß van Helsing, werde nicht zur Ruhe kommen. Lucy will in ihrer unstillbaren Gier nach Blut auch Mina verführen, doch sie kann sich zur Wehr setzen. Bei Sonnenaufgang kommt es zum entscheidenden Kampf, noch rechtzeitig, bevor Lucy Jonathan beißen kann, um ein neues Geschlecht zu begründen. Die Freunde entschließen sich, Lucy endgültig zu töten, ebenso Dracula, dem sie einen Holzpflock ins Herz rammen – sein endgültiges Ende, aber die Rettung weiterer möglicher Opfer.

Geschickt war die Erzähltechnik gewählt: Jonathan sprach zunächst nur wenig, ein Erzähler aus dem Hintergrund gab seine Gedanken wieder. Mittels Projektion verwandelte sich die Bühne von Draculas Burg ins private Heim des Freundeskreises oder – durch Vorlegen einer Kette – in die Irrenanstalt. Die Mitwirkenden haben unter der Leitung von Anke Wurmstädt und Manuela Angerstein dem Stück aus dem Ende des 19. Jahrhunderts ein modernes Gesicht gegeben. Interessante Licht-, Ton- und Nebeleffekte sowie Live-Musik ließen die Zuschauer eintauchen in eine zeitlose Geschichte, in ein gruseliges Märchen aus der Welt der Untoten. Mitgewirkt haben Tom Astein als Dracula sowie Lenard Stichnoth, Sophia Hirschmann, Marlena Schönberner, Henrike Conrad, Victoria Schreiber, Kira Meyer, Charlotte Broska und Alina Fröse auf der Bühne, Jörn Meincke als Sprecher, Lukas Graf als Gitarrist und Tabea Kreykenbohm und Felix Banning an der Technik.
ek

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