Sich typisieren lassen und damit Sandra und anderen helfen

Am Sonntag in Dassel: Bloße Registrierung bei der DKMS beinhaltet nicht die bindende Verpflichtung für eine Stammzellspende

Die 38-jährige Sandra Fischer aus Dassel, Mutter zweier Kinder, ist an Blutkrebs erkrankt. Um ihr und anderen Patienten zu helfen, veranstaltet die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) am Sonntag, 3. Februar, ab 10 Uhr im Paulinum der PGS in Dassel eine Registrierungsaktion. Jeder kann helfen und sich als potenzieller Stammzellspender aufnehmen lassen oder Geld spenden, damit die Typisierungen finanziert werden können.

Dassel. Nicole Heßmert von der DKMS, erklärt, wer als Spender in Frage kommt: Grundsätzlich kommt jeder gesunde Mensch zwischen 18 und 55 Jahren, der mindestens 50 Kilogramm wiegt, als Spender in Frage. Ausschlussgründe sind beispielsweise schwere Erkrankungen des Herzens oder der Lunge, chronische Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes, Krebserkrankungen, Hepatitis B, C oder D. Für Detailfragen steht am Aktionstag ein DKMS-Betreuer vor Ort zur Verfügung.

Nach dem Ausfüllen einer Einverständniserklärung werden dem Spender fünf Milliliter Blut aus der Armvene entnommen. Für den Spender ist das zunächst eine Sache von fünf bis zehn Minuten und ein kleiner Piks. Damit ist der erste Schritt getan, um einem Menschen das Leben retten zu können.

Bei einer Typisierung werden die Gewebemerkmale des Blutes bestimmt. Die Blutgruppe spielt hier keine Rolle. Die Befunde werden im Anschluss anonymisiert an das Zentrale Knochenmarkspender Register (ZKRD) in Ulm weitergeleitet, wo sie für Patientenanfragen aus dem In- und Ausland zur Verfügung stehen. Die Bestimmung der Gewebemerkmale des Blutes (Typisierung) ist eine sehr aufwändige Laboruntersuchung. Für die Neuaufnahme eines potenziellen Lebensspenders entstehen der DKMS Kosten in Höhe von 50 Euro, die weder von den Krankenkassen übernommen noch staatlich bezuschusst werden, sondern allein durch Spendengelder finanziert werden müssen. »Wir wissen natürlich, dass nicht jeder seine Registrierungskosten selbst tragen kann. Aber auch kleine Beträge helfen. Jeder Euro zählt«, erklärt Heßmert.

Die Gewebemerkmale von Patient und Spender müssen nahezu 100-prozentig übereinstimmen, damit eine Transplantation erfolgreich durchgeführt werden kann. Anders als bei den verschiedenen Blutgruppen, ist die Übereinstimmung der Gewebemerkmale zweier Menschen jedoch äußerst selten. Deshalb ist es sehr wichtig, dass so viele Menschen wie möglich als potenzielle Stammzellspender registriert sind. Bei häufigen Merkmalskombinationen kann ein Spender unter 20.000 gefunden werden, bei seltenen Gewebemerkmalen findet sich eventuell unter mehreren Millionen kein passender Spender.

Alle Blutproben der Aktion werden sofort nach der Aktion ins Labor gebracht und untersucht. Im Labor werden zehn Gewebemerkmale analysiert. Entscheidend für eine Stammzellspende ist die Übereinstimmung von mindestens acht Gewebemerkmalen zwischen Patient und Spender. Kommt man als Spender für einen Patienten in Frage, kommt es zur Bestätigungstypisierung. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sich der potenzielle Spender endgültig entscheiden muss, ob er für den Patienten zur Verfügung stehen will. Wenn er »ja« sagt, wird bei ihm ein gründlicher Gesundheits-Check durchgeführt.

Die bloße Registrierung bei der DKMS beinhaltet zunächst nicht die bindende Verpflichtung zur tatsächlichen Stammzellspende. Denn oft kommt es erst nach Jahren zur Anfrage für eine Stammzellspende und in dieser Zeit können im Leben eines Spenders Umstände (Krankheiten) eingetreten sein, die eine Spende unmöglich machen.
Es gibt zwei verschiedene Entnahmeverfahren: Seltener durchgeführt wird heute die Knochenmarkentnahme, bei der dem Spender das  Blut-Knochenmarkgemisch unter Vollnarkose direkt aus dem Beckenkamm entnommen wird. Es bildet sich übrigens nach zwei Wochen wieder vollständig nach. Die wesentlich häufigere Methode (80 Prozent) ist die periphere Stammzellentnahme: Dem Spender wird über mehrere Tage ein Medikament verabreicht, das die Produktion der Stammzellen im Knochenmark anregt und diese in die Blutbahn ausschwemmt. Nach dieser Vorbehandlung werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gesammelt. Nur bei der Knochenmarkentnahme ist ein Krankenhausaufenthalt nötig, der etwa zwei bis drei Tage dauert. Die periphere Stammzellspende wird ambulant durchgeführt, sie dauert in der Regel vier Stunden. Bei der Knochenmarkentnahme besteht für ein paar Tage ein lokaler Wundschmerz. Das Risiko beschränkt sich bei dieser Methode auf das übliche Narkoserisiko. Bei der peripheren Stammzellspende können während der Vorbereitungsphase grippeähnliche Symptome auftreten. Langzeitnebenwirkungen sind nach heutigem Forschungsstand nicht bekannt.

Was sind die Anzeichen für einen Erfolg einer Stammzelltransplantation? Nach etwa zwei bis vier Wochen gibt der Anstieg der weißen Blutkörperchen erste Anhaltspunkte dafür, ob die neuen Stammzellen ihre Aufgabe aufgenommen haben und – wie gewünscht – gesunde Blutzellen bilden. Ist beim Patienten ein stetiger Anstieg weißer Blutkörperchen nachweisbar ist, steigt auch seine Chance auf ein zweites Leben.
Die DKMS kooperiert bundesweit mit ausgesuchten, routinierten Entnahmezentren. Die gesamte Reiseabwicklung inklusive Unterkunft übernimmt die DKMS, dem Spender entstehen keine Kosten.oh

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