Stadtführer lenkt den Blick auf Historisches

Fakten und Fotos wurden von Stadtarchivar Schnepel und Dr. Kappen vom Museum zusammengetragen

Näher kennenlernen kann man Dassel jetzt bei einem historischen Stadtrundgang. Ein neuer Flyer stellt Sehenswürdigkeiten vor, rät aber auch, den Blick einmal in weitere Gäss-chen zu werfen.

Dassel. Das bebilderte Faltblatt mit den 14 Stationen stellte Bürgermeister Gerhard Melching jetzt mit Dr. Ludger Kappen und Stadtarchivar Manfred Schnepel vor, die den Stadtrundgang mit Lutz Kiefer von der Stadtverwaltung Dassel erarbeitet haben. Rund 30 Minuten dauert der Stadtrundgang. Bereichert werden kann der Rundgang durch die Besichtigung des Technikmuseums Blankschmiede oder des Museums »Grafschaft Dassel« oder einen Ausflug zum Wilhelm-Busch-Zimmer in Lüthorst.

Der Rundgang, der sicher nicht nur für Touristen, sondern vielleicht auch für Einheimische Neues bereithält, startet am Parkplatz in der Innenstadt: Der Parkplatz »An der Kirche« war bis 1972 ein historisches Gebäudeensemble: Er befindet sich auf dem ehemaligen Grundstück des Burgmannshofes, der von 1454 bis 1834 den Herren von Rauschenplat gehörte. Das große Fachwerkgebäude ließen sie 1732 neu errichten. An das Grundstück grenzte zur Neuen Straße hin das 1665 erbaute Diakonatshaus (Capelanei) und die steinerne Sieburgsche Scheune. Ihr gotischer Torbogen sowie einer der beiden steinernen Torpfosten des Burgmannshofes mit dem Wappen derer von Rauschenplat sind heute in die Stadtmauer integriert.

Im alten Stadtpark steht der »Irmingardstein«, ein bedeutendes Zeugnis aus jener Zeit, als Dassel an der Wende vom Sitz der Grafen von Dassel hin zur Gründung der Stadt (1315) im Bistum Hildesheim stand. Dieser für die Region typische Scheiben- kreuzstein kündet von einem Unfall und berichtet, dass 1325 Irmingard, die Gattin Ludolfs, des vorletzten Grafen von Dassel, »von einem Baum fiel«.

Der Stadtführer macht aufmerksam auf die zwei Fachwerkhäuschen in der Stadtmauer. Zu sehen sind Turmreste und das frisch restaurierte Schäferhaus aus dem beginnenden 19.Jahrhundert. Weiter geht es zum um 1735 errichteten Gebäude der »Blankschmiede«, das Technikmuseum, das den Besucher in die Zeit um 1900 versetzt. Im hellen Fachwerkgebäude nebenan befindet sich das Museum »Grafschaft Dassel«. Es führt die Besucher in die Geschichte der Stadt Dassel ein, es dokumentiert die mittelalterliche Grafschaft Dassel mit den Grafen von Dassel, deren berühmtester Vertreter Rainald von Dassel war. Es erinnert an die traditionsreiche Geschichte der Eisenverarbeitung und der Papierherstellung, die Dassel überregional berühmt gemacht haben.

Auf einem der Grundstücke in der Wilhelmstraße hatte sich im 19. Jahrhundert ein Bethaus der Juden befunden, weshalb die Parallelstraße (Burgstraße) früher Judenstraße hieß. Am Ende der Wilhelmstraße hört man den unterirdischen Lauf des verrohrten Mühlengrabens durch die Gullyverschlüsse. Das zweite Haus links der Ausmündung der Wilhelmstraße war einst Standort einer Ölmühle. Der dreieckige Platz am Lilienplan entstand nach Abriss der Bebauung in den 1970er Jahren.

Aufmerksam gemacht wird auf die Werksanlagen der Eisengießerei Gattermann, einem erfolgreichen Familienbetrieb, der 1927 gegründet worden ist. Eisenguss wurde in Dassel schon seit 1690 betrieben. Die alte Eisenhütte befand sich südöstlich von Dassel am Burgberg. Einst wurde dort das Erz vom Steinberg bei Markoldendorf verhüttet.

Eine Besonderheit stellt das Haus Ritterstraße 3 dar. Das vermutlich im Jahr 1791 erbaute Haus steht unter Denkmalschutz. Es ist mit 3,59 Metern Breite und 30 Metern Tiefe das schmalste Haus im Landkreis. Hier hat die Dasseler Familie Weber über viele Generationen eine Klemptnerwerkstatt unterhalten. Der Straßenname weist auf die ehemaligen Anwesen der Herren von Garmissen (Ritterhof) und der Herren von Hake hin. Beide Rittergeschlechter waren im Mittelalter Vasallen der Grafen von Dassel.

Am Kirchplatz ragen hohen Bauten auf. Das Haus mit der Krangaube war wohl ein Handelshaus. Man sieht das ehemalige Badehaus und das einstige Brauhaus.  An der Ecke Mühlenstraße steht das älteste noch erhaltene Steinhaus der Stadt, die Stadtmühle. Sie wurde bereits 1588 in Betrieb genommen. Auf der rechten Seite des Marktplatzes beherrscht das Gebäude des so genannten Ratskellers mit seinen Freitreppen das Straßenbild. Er wurde 1817 nach Abriss des alten Rathauses von 1674 hier erbaut. Seine Besonderheit ist der historische Saal. Im Ratskeller ist Wilhelm Busch gern eingekehrt, als er sich mehrmals im Jahre 1858 mit dem »Klub« zu gemeinsamen Theateraufführungen im ersten Stock links von der heutigen Sollingapotheke traf. Mehr über Wilhelm Busch erfährt man im Wilhelm-Busch-Zimmer in Lüthorst.

Der dreischiffige gotische Hallenbau der St. Laurentiuskirche von 1447 lehnt sich an einen älteren, festungsartigen Turm mit dicken Mauern. Ähnlich wie bei anderen Kirchen in Südniedersachsen und in Ostwestfalen bildete er im Mittelalter eine sichere Zuflucht für die Bürger. Noch bis 1966 gehörte er der Stadt Dassel. Besonders gelenkt wird der Blick der Besucher auf das Weltgerichtsbild, das im Gegensatz zu vielen anderen Bildern zu diesem Thema zeitgenössische Figuren abbildet.

Bei einem sogenannten Mystery-Check war die Stadt touristisch unter die Lupe genommen worden, ein Stadtführer wurde angeregt, der die historische Bausubstanz erklärt. Dieser Vorschlag wurde nun umgesetzt, freut sich Bürgermeister Gerhard Melching über die gelungene Zusammenarbeit. Die Broschüre, die neben dem Info-Terminal am Rathaus zu finden ist, wird zukünftig ebenfalls auf der Internetseite der Stadt Dassel sowie der Solling-Vogler-Region im Weserbergland abrufbar sein. Weiterhin ist geplant, noch in diesem Jahr Beschilderungen an den vorgestellten Objekten mit sogenannten QR-Codes anzubringen, über die dann zusätzliche Informationen abrufbar sind. In Zusammenarbeit mit den Harz-Weser-Werkstätten wird zudem die Barrierefreiheit des Stadtführers noch in den Blick genommen.sts

Dassel

Immer freundlich und verbindlich

Hegering IV sammelt Müll