Weggehen ist gut, zurückkommen besser

Dr. Axel Behrendt kommt als Lehrer zurück in seine Heimat | Gefühl von Angekommensein

Axel Behrendt ist gerne Lehrer, er freut sich auf jeden Tag im Schulbetrieb.

Dassel. »Jetzt bin ich angekommen«, davon ist Axel Behrendt überzeugt. Der 44-Jährige ist Rückkehrer, er ist wieder in seiner Heimat. Seit kurzem arbeitet er als Lehrer für Mathe und Physik an der Rainald-von-Dassel-Schule. Schon seit Vater Claus-Peter Behrendt war hier Lehrer, und die Kollegen von Axel Behrendt erinnern sich gerne an ihn.

Weggehen ist gut – zurückkommen ist besser: Denn heute freut sich Behrendt über »richtig tolle Tage«, mit fröhlichen Schülern und einem netten Kollegium. Für ihn war es die richtige Entscheidung, mitten im Leben einen neuen Weg einzuschlagen.

Forscher auf der »Polarstern«

Aufgewachsen in Hellental, hat Behrendt den Arbeits­alltag eines Lehrers durch seinen Vater schon früh miterlebt. Nach dem Abitur zog es ihn an die FH Göttingen, wo er Physiktechnik studierte. Er wollte in der Forschung arbeiten und so sattelte er ein Masterstudium obenauf. Am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven trat er eine Doktorandenstelle an. Das Institut erforscht die Arktis, Antarktis sowie die Küsten und Meere gemäßigter Breiten und betreibt Klima­forschung. Mit der ­»Polarstern« fuhr Behrendt beispielsweise in die Arktis, weitere wissenschaftliche Seereisen folgten. Abgesehen davon aber arbeitete er viel im Büro, saß stundenlang am Rechner. Mitt­lerweile hatte er promoviert, aber gerade ­wissenschaftliche Tätigkeiten im Bereich der Forschung werden oftmals nur mit Zeitver­trägen bedacht. Und das »trägt nicht gerade zur Begeisterung bei«, meint Behrendt.

In ihm wurde der Wunsch stärker, das Büro zu verlassen, etwas anderes zu machen. »Die Option Lehrer lag auf dem Tisch«, sagt er – auch, wenn sein Vater ihn immer davor gewarnt hat.

»Erschreckend viel Spaß«

Sein Freund aus Kindheitstagen, Sebastian Schrader, lud ihn in die Rainald-von-Dassel-Schule ein, Behrendt sollte dort über seine spannende Arbeit berichten. Zunächst lehnte Behrendt ab, aber irgendwann sagte er aus alter Verbundenheit zu. »Und die Schüler waren toll, haben intelligente Fragen gestellt«, berichtet er. Und auch wenn er immer noch verstörende Bilder von Brennpunktschulen im Kopf hatte, musste er feststellen, dass der Tag in der Schule ihm »erschreckend viel Spaß« gemacht habe.

Langsam begannen die Gedankenspiele, in den Lehrerberuf zu wechseln. Er hospitierte an der Dasseler Oberschule und fasste den Entschluss, Lehrer für Physik und Mathe zu ­werden. Dafür kündigte er im Juli 2019 beim Alfred-Wegener-Institut und besuchte anschließend das Studienseminar in Stade. Dort habe er zwar einen »Praxisschock« erlitten, aber er ließ sich nicht abbringen von seinem Ziel: als Lehrer zurück in eine Heimat zu gehen.

Auch wenn die See und das Leben an der Küste schön sei, so hat er sich doch immer als »Feld- und Waldmensch« empfunden. Das Weserbergland und der Solling, wo man wunderbar Fahrrad fahren könne, haben es ihm angetan. Bei seinen Heimatbesuchen bei den Eltern hat er sich immer sehr wohl gefühlt. Die ­Heimat habe ihn anscheinend nie losgelassen, unterstreicht er. Zurzeit wohnt er in Holzminden.
Schularchiv-Recherche

Seit wenigen Wochen unterrichtet Behrendt an der ­Rainald-von-Dassel-Schule – »das fühlt sich richtig an«, sagt er zufrieden, auch wenn der Berufseinstieg »anstrengend« sei. Zurzeit, im Lockdown, ist er in der Notbe­treuung eingesetzt und unterrichtet im Abschlussjahrgang Physik. Er hofft, dass er Schule bald im Normalzustand erleben wird.

Behrendt hat in der Schule das gleiche Kürzel wie sein Vater früher. Sein Kollege Sebas­tian Schrader hat ihm versprochen, dass sie nochmal ins Schularchiv eintauchen und sich auf Spurensuche begeben. Behrendt fragt sich manchmal, was sein Vater wohl dazu sagen würde, dass er letztendlich in seine Fußstapfen getreten ist – und das noch an der gleichen Schule. »Alles fühlt sich richtig an«, sagt er zufrieden.sts

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