Ausschuss für Schule und Sport des Landkreises Northeim

Absage: Keine Löns-Oberschule in Einbeck ab August 2013

Abwarten: Entwicklung der Schullandschaft offen / Befragung der Eltern zur Einrichtung der Oberschule mit Gymnasialzweig

Wohin soll sich die Schullandschaft entwickeln? Diese Frage wurde ausgiebig bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Schule und Sport des Landkreises diskutiert. Grund war der Vorstoß der Einbecker Löns-Realschule, die die Umwandlung in eine Oberschule mit gymnasialem Angebot als teilgebundene Ganztagsschule zum nächstmöglichen Termin beantragt hatte. Nach langwierigen Diskussionen forderte Landrat Michael Wickmann die politischen Parteien auf, Farbe zu bekennen. Denn schließlich sei von dieser Entscheidung die gesamte Schullandschaft betroffenen – nicht nur in Einbeck, sondern auch in Dassel und beim Fusionspartner Kreiensen. Der Fachausschuss, der in der Aula der Goetheschule tagte, entschied nun, noch keine Oberschule an der Löns-Schule zum 1. August 2013 einzurichten. Im Raum steht noch der Wunsch nach einer Integrierten Gesamtschule (IGS): Abzuwarten bleibt nämlich die Landtagswahl im kommenden Januar und damit eventuell veränderte Rahmenbedingungen, die eine IGS in Einbeck doch noch möglich machen.

Einbeck. Die Einbecker Löns-Realschule hat die Umwandlung in eine Oberschule mit gymnasialem Angebot als teilgebundene Ganztagsschule zum nächstmöglichen Termin beantragt. Teilgebunden bedeutet dabei, dass an zwei Tagen verbindlicher Nachmittagsunterricht stattfindet, an einem weiteren werden verschiedene Angebote vorgehalten. Die Goetheschule befürwortet die Einrichtung einer Oberschule und sieht darin keine Konkurrenz, eine Kooperation sei gut machbar. Die Wilhelm-Bendow-Schule hingegen lehnt eine Oberschule grundsätzlich ab, da dies keine zukunftsträchtige Lösung für Einbeck darstelle. Ebenfalls gegen die Oberschule hat sich die Geschwister-Scholl-Schule ausgesprochen.

Eine Oberschule mit gymnasialem Angebot ist mit mindestens drei Klassen pro Schuljahrgang und höchstens neunzügig zu führen. Die Schülerzahl muss je Schuljahrgang mindestens 75 betragen, davon mindestens 27 im gymnasialen Angebot. Diese Mindestschülerzahlen sind mit dem Antrag auf schulbehördliche Genehmigung rechnerisch für die Dauer von mindestens zehn Jahren nachzuweisen. Bei Errichtung einer Oberschule mit gymnasialem Angebot ist durch Befragung der Erziehungsberechtigten in den Grundschulen des Einzugsbereichs der geplanten Oberschule nachzuweisen, dass diese Schülerzahl erreicht wird.Eine Oberschule kann ergänzend neben vorhandenen Schulen oder ersetzend eingerichtet werden. Den Schülerzahlen zufolge können die Bendow-Schule, die Scholl-Schule und auch die Haupt- und Realschule Kreiensen nicht dauerhaft fortgeführt werden. Eine Oberschule könnte daher nur ersetzende Schulform sein. Schüler haben die Wahl zwischen der Ganztagsschule mit ganz oder teilweise verpflichtendem Angebot oder einer Halbtagsform der selben Schulform. Das wäre die benachbarte Oberschule Bad Gandersheim. Berechnungen zufolge wird erwartet, dass sich die Oberschule in Einbeck bis 2022/2023 etwa fünfzügig entwickeln würde. Der Gebäudekomplex des Schulzentrums am Hubeweg verfügt über 40 allgemeine und 27 Fachunterrichtsräume. Rein rechnerisch wäre damit eine sechszügige Oberschule in dem Komplex unterzubringen. Die Oberschule könnte frühestens zum 1. August 2013 errichtet werden, der entsprechende Antrag auf Einrichtung müsste bis zum 31. Oktober gestellt sein.

Wie Schulleiterin Claudia Miehe hervorhob, wolle man etwas tun für Einbeck. Die Umwandlung der Löns-Realschule in eine Oberschule mit Gymnasialzweig sei ein Kompromiss, der sowohl integrative Lernansätze berücksichtige, aber auch kooperative Lernwege weiterführe. Schülerorientierte Maßnahmen könnten fortgesetzt werden. Angedacht sei eine Verzahnung mit der Goetheschule, um neben Französisch auch Spanisch und Latein anbieten zu können. Gymnasiallehrer würden Fachunterricht an der Oberschule erteilen, die zehnte Klasse und damit die Einführungsphase für die Oberstufe könnte im Gymnasium unterrichtet werden, jedoch noch im eigenen Kursverbund. Schüler, denen die Entscheidung nach der vierten Klasse schwerfällt, stehe damit eine Alternative zum klassischen Gymnasium offen. »Geben Sie der Oberschule eine Chance«, appellierte sie an die Politiker.Keine Eile hingegen sah Jens Hampe, Grüne, für die SPD/Grünen-Gruppe. Nach wie vor gebe es den Wunsch in Einbeck, eine IGS einzurichten. Marc Hainski, GfE, hingegen stellte die Willensbildung der Eltern in den Vordergrund. Man sollte abfragen, ob eine IGS oder eine Oberschule mit Gymnasialzweig favorisiert werde, regte er an. Die Situation vor Ort im Blick zu haben, darum bat Siegfried Pinkepank, Leiter der Wilhelm-Bendow-Schule und Befürworter der IGS. Jetzt eine Oberschule einzuführen, hielt auch Rolf Metje, SPD, für den falschen Zeitpunkt. Er führte an, dass von 40 Schulabgängern in Drüber 32 Erkundungen bei der KGS Moringen eingeholt hätten. Auch Hampe wollte den Eltern die Wahlmöglichkeit offen halten.

Werner Thiele, CDU, sprach sich für eine Elternbefragung aus. In kurzer Zeit sei eine solche Befragung allerdings nicht durchführbar, gab die Verwaltung zu bedenken. Richte man jetzt eine Oberschule in Einbeck ein, zementiere man das dreigliedrige Schulsystem, meinte auch Henning Alter, stimmberechtigtes Mitglied. Der Antrag von Christel Eppenstein, CDU, umgehend eine Elternbefragung durchzuführen, fand keine Mehrheit. Nach der Aufforderung des Landrates, »politisch Farbe« zu bekennen, stimmten die Ausschussmitglieder mehrheitlich  – neun Ja- und drei Nein-Stimmen – dafür, die Löns-Realschule nicht zum 1. August 2013 Oberschule werden zu lassen. Damit bleibt genug Zeit – eine Elternbefragung, die bei Einrichtung eines gymnasialen Zweiges vorgeschrieben ist, kann durchgeführt werden. Abzuwarten bleibt die Landtagswahl, bei der bei veränderten Mehrheiten vielleicht noch die Einrichtung einer IGS in Einbeck möglich wird.

Die Gutenberg-Realschule in Northeim  beantragte Oberschule mit gymnasialem Angebot als Halbtagsschule zu werden. Die Thomas-Mann-Schule möchte ebenfalls Oberschule mit gymnasialem Angebot werden. Im Juni vergangenen Jahres hatte der Kreistag beschlossen, diese Anträge zurückzustellen. Die Gerhardt-Hauptmann-Schule hat keinen Antrag gestellt. In Northeim soll in den Gebäuden der Gutenberg-Realschule, der Gerhardt-Hautmann-Schule und der Thomas-Mann-Schule ebenfalls bis zum 1. August 2013 keine Oberschule installiert werden, empfahlen die Ausschussmitglieder.

Zur Kenntnis nahm der Ausschuss den Sachstandsbericht zur Bildungsregion. Rüdiger Reyhn, Geschäftsführer des Regionalverbandes Südniedersachsen, stellte die Bildungsregion Göttingen vor. Zentrale Aufgabe des Regionalverbandes ist die Entwicklung der Wissensgesellschaft. Für das Projekt »SchulBetrieb« mit Lernpartnerschaften – wie beispielsweise bei der Löns-Realschule in Verbindung mit der KWS – sollen weitere Firmen gewonnen werden, der Runde Tisch zur Inklusion soll sich weiter treffen, Ende der ersten und zweiten Jahreshälfte soll es die elfte beziehungsweise zwölfte Bildungskonferenz geben. Denn das Bildungsangebot einer Region sei mittlerweile ein wichtiger Standortfaktor, stellte Reyhn heraus.

Die CDU-Kreistagsfraktion setzte sich dafür ein, die kommunale Bildungsplanung in Absprache mit den benachbarten Landkreisen Göttingen und Osterode zu verwirklichen. Dabei soll die Vertiefung des kommunalen Bildungsmanagements und -monitorings mit einer Vernetzung der lokalen Akteure erfolgen. Die CDU meint, dass durch eine stärkere Vernetzung und die Schaffung von dauerhaften Einrichtungen zur Bildungsberatung und -koordinierung ein Beitrag dazu geleistet werde, langfristig die Menschen in der Region zu halten und der Abwanderung entgegen zu wirken. Helmar Breuker, CDU, appellierte, nach vorne zu gucken. Und dieser Vorschlag stieß auch bei Landrat Michael Wickmann auf Gegenliebe: »Besser kann man Fusion nicht formulieren.« Durch eine verbesserte Koordination könne man trotzdem nicht erreichen, dass alle Schulen Bestand haben, erklärte Wickmann weiter. Man müsse allerdings dafür sorgen, die Region voranzubringen und junge, gut ausgebildete Menschen zur Rückkehr bewegen. Der Antrag der CDU wurde mehrheitlich befürwortet.

Zur Kenntnis genommen wurden die Änderungssatzung zur Satzung über die Festlegung von Schulbezirken im Landkreis Northeim. Die Neuregelung betrifft – bedingt durch die Fusion der Stadt mit Kreiensen – unter anderem den Schulbezirk der Goetheschule. Nun soll das Beteiligungsverfahren eingeleitet werden.sts