Rat Einbeck

Abwanderung stoppen, Bürger halten

CDU-Fraktion bringt Antrag ein: Wie lässt sich Rückkehrbereitschaft steigern?

Wie man Abwanderung stoppen und Haltefaktoren stärken kann, darüber hat der Einbecker Rat bei seiner jüngsten Sitzung debattiert. Die CDU-Ratsfraktion hatte einen entsprechenden Antrag gestellt mit dem Ziel, Gründe für Abwanderung untersuchen zu lassen, Haltefaktoren zu benennen und Förderungsmöglichkeiten der Rückkehrbereitschaft zu untersuchen.

Einbeck. Für die CDU-Fraktion stellte Heidrun Hoffmann-Taufall den Antrag vor. Der demografische Wandel werde immer deutlicher sichtbar: Diese Region schrumpfe, während andere Teile des Landes noch Wachstum hätten. Potenzielle Väter und Mütter würden abwandern. Nachdem sie Kindheit und Jugend hier verbracht hätten, gingen sie zur weiteren Ausbildung fort, und man würde sich sehr wünschen, dass sie zurückkämen. Es sei ein Problem für Einbeck, Fach- und Führungskräfte zu bekommen und zu halten. Es wäre schön, wenn aus einer Abwanderung eine zirkuläre Wanderung würde, wenn die jungen Menschen nach Ausbildung und Studium zurückkommen würden, um hier eine Familie zu gründen.

Der Antrag der CDU sehe einen Auftrag an die Verwaltung vor, Möglichkeiten und Maßnahmen zu erarbeiten, die eine differenzierte Beurteilung der Wanderungsbewegungen insbesondere von jungen Menschen sowie die Förderung von deren Rückkehr ermöglichen. Dabei sollen drei Fragestellungen mit den Maßnahmen beantwortet werden: die Gründe für Abwanderung, Haltefaktoren sowie Förderungsmöglichkeiten der Rückkehrbereitschaft. Außerdem sollen Kosten ermittelt werden, die eine mögliche Abwanderungsbefragung nach sich ziehen würde, und es sollen Gespräche mit »Einbeck Marketing« geführt werden mit dem Ziel der Einbeziehung.

Der erste Teil des Antrags sei für sie nachvollziehbar, sagte Margrit Cludius-Brandt, SPD-Frakionsvorsitzende. Abwanderung zu stoppen, hänge jedoch vor allem an Arbeitsplätzen, und hier habe man schon viel versucht, ohne Erfolg zu haben. Die Ziele sollten deshalb konkreter formuliert werden. So allgemein formuliert, seien sie nicht zu realisieren, dahinter stehe eine Mammutaufgabe für die Verwaltung. Dennoch sei es sinnvoll, sich weiter mit dieser Frage zu beschäftigen, auch unter Einbeziehung von »Einbeck Marketing«.

Man sollte, so der Appell des CDU-Fraktionsvorsitzenden Dirk Ebrecht, das Thema nicht in Details zerreden. Sicher könne man nicht das Thema Demografie in Gänze abdecken, aber gewünscht sei, möglichst übergreifend den Komplex zu bearbeiten. Dann könne man sehen, über welche Stellschrauben man Einfluss nehmen könne. Dass sich die CDU »plötzlich« Gedanken mache, sei grundsätzlich positiv zu sehen, so Rainer Hamann, Linke, dennoch fehle ihm der Glaube, dass das ernst gemeint sein. Auch die CDU sei nämlich an der Situation mit Schuld, weil die Übertragung von Aufgaben verstärkt ohne finanziellen Ausgleich erfolgt sei – hier habe die Politik versagt. Die Mittel sollte man vielmehr so einsetzen, dass die Attraktivität allgemein erhöht werde, für einen »allgemeinen Wohlfühleffekt«.

Es tue schon weh, wenn junge Menschen nach der Ausbildung nicht wiederkommen würde, so Dr. Reinhard Binder, FDP-Fraktionsvorsitzender. Auf verschiedene Weise habe man versucht, Arbeitsplätze hier zu fördern, und das sollte über das Stadtmarketing auch weiter geschehen. Aber auch andere Haltefaktoren seien wichtig, etwa im Bereich Kultur oder das Angebot an Schulen. Im Prinzip sei der Antrag also zu begrüßen.

Ausdrückliche Unterstützung kam auch von der GfE beziehungsweise ihrem Fraktionsvorsitzenden Rainer Koch. Dennoch sei die vorgetragene Fragestellung zu komplex: Eine Beratung im Fachausschuss sei angezeigt. Er halte von dem Antrag »relativ wenig«, sagte Bürgermeister Ulrich Minkner, er sprach von einer »Luftblase«. Es sei bekannt, dass Abiturienten in der Regel die Stadt verlassen würden. Allerdings müsse man auch sehen, dass pro Jahr zwar etwa 1.000 Menschen aus Einbeck wegziehen, aber auch 1.000 Neubürger zuziehen würden, und das müsse ja Gründe haben. Einbecker, war er sicher, kämen gern bei einem entsprechenden Arbeitsplatzangebot in ihre Heimatstadt zurück. Ein Programm für eine solche Rückkehrbereitschaft halte er aber für fraglich. Man solle das Thema im Ausschuss behandeln und es insgesamt etwas tiefer hängen.

Der Rat sprach sich dafür aus, dass Rückwanderung demnächst diskutiert wird – voraussichtlich im Ausschuss für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung.ek