Alexander Meuschke: Thiais ist meine zweite Heimat geworden

Einbecker verbrachte einprägsame Monate in der Partnerstadt / Große freundschaftliche Verbundenheit zwischen Einbeck und Thiais

Von Einbeck über Thiais bis hin zur gelebten Städtefreundschaft: Alexander Meuschke beteiligt sich erst seit drei Jahren intensiv mit dem Austausch, hat aber schon vieles erlebt, in Deutschland wie in Frankreich.

Einbeck. Nach der Beendigung seiner Ausbildung als Sortiments-Buchhändler reifte in Alexander Meuschke der Wunsch, im Ausland zu arbeiten. Mit 23 Jahren fühlte er sich bereit diesen Schritt zu wagen, um in einem frankophilen Land neue Erfahrungen sammeln. Zwar hatte er seit der Schulzeit sechs Jahre kein Französisch mehr gesprochen, doch war seine Motivation so groß, dass er stetig Vokabeln und Grammatik lernte.

Bei einem Gespräch mit Bürgermeister Ulrich Minkner brachte dieser Meuschke auf die Idee, zum bevorstehenden Treffen der Partnerstädte einen Motivationsbrief an die Stadt Thiais zu schreiben, der an den stellvertretenden Bürgermeister, Dany Beucher, weitergereicht werden sollte. Schon wenige Monate später erhielt der Einbecker positive Nachrichten: In einem Brief war die Telefonnummer von Christoph Boulmier, dem Chef des Thiaiser Kinos Pathé Belle Epine, angegeben, den er kontaktieren könnte. Nach einem Telefonat mit Boulmier erhielt Meuschke die Zusage, im Kino des Belle Epine arbeiten zu können, was ihn sehr freute. In den folgenden Wochen wurde er immer aufgeregter, da er nicht wusste, was ihn erwartete und wie er zurechtkommen würde.Bei seiner Ankunft am Gare de l`Est in Paris wurde der Einbecker vom Fahrer des Bürgermeisters empfangen, der Meuschke durch den ungewohnten Pariser Stadtverkehr bis zum Rathaus der Partnerstadt chauffierte. Dort wartete auf ihn Dany Beucher, der ihn auch zu seinen vorübergehenden Gasteltern Roland und Monique Bonnet begleitete. Zuerst sollte der Aufenthalt in der französischen Familie nur für wenige Tage sein, bevor ein Studio oder Appartment gefunden wurde, doch entstand schnell eine Freundschaft und eine Verbundenheit mit den Bonnets, so dass Meuschke die ganze Zeit bei ihnen weilte.

Am nächsten Tag lernte der Einbecker im Kino Boulmier sowie dessen stellvertretenden Direktor, Damien Lebé, kennen, der zu einem guten Freund wurde. Trotz der sprachlichen Barrieren, bei denen Meuschke oft der Kopf »rauchte«, verlief die interessante Zeit in der Partnerstadt viel zu schnell. Der Abschied von lieb gewonnen Menschen rückte näher, und er wurde dem Einbecker mit einer Überraschungsparty versüßt. Überwältigt von seinen positiven Erlebnissen sowie von den geschlossenen Freundschaften, stand nach der Rückkehr nach Einbeck für Meuschke der Entschluss fest, oft nach Thiais zu reisen und sich für die Partnerstadt einzusetzen. Noch im selben Jahr fuhr er mit der Einbecker Delegation zum Gärtnerfest in die Partnerstadt, und er half beim Bierausschank und Würstchenverkauf. Diesem Aufenthalt folgten noch viele weitere, da es für ihn als »Thiaiser« selbstverständlich ist, sich für die Partnerschaft aktiv einzusetzen, wie zum Beispiel beim 50-jährigen Jubiläum in Einbeck zu Pfingsten.

Oft denkt Meuschke an alle Personen, die den Aufenthalt in Frankreich ermöglicht haben und die er dort kennengelernt hat. Und obwohl er erst seit drei Jahren an den Austäuschen beteiligt ist, liegt ihm die französische Kleinstadt und die Freundschaft mit den Menschen sehr am Herzen. Da die Beziehung der Städte untereinander ein Beispiel für eine gut funktionierende Relation sei, will er sie weiter vorantreiben, weshalb er auch Französisch auf Lehramt studiert. Weiter will er durch Begegnungen von jungen Menschen das Verständnis untereinander fördern sowie noch vorhandene Vorurteile abbauen.

Er erklärte, dass er sehr vielen respektvollen und offenen Menschen begegnet sei, die ihn auch in Deutschland besucht hätten und die am kulturellen, menschlichen und gesellschaftlichen Austausch interessiert seien. Wichtig sei bei den Begegnungen gewesen, dass die Beteiligten offen für Neues waren, da jeder Mensch und jede Region anders seien.

Für Meuschke war der Aufenthalt in Thiais ein Traum, der noch anhält. Der stellvertretende Direktor Lebé rief wenige Wochen vor der Geburt seines Sohnes beim Einbecker an und fragte ihn, ob das Baby mit zweitem Namen »Alexander« nach deutscher Schreibweise heißen dürfe, wie Meuschke selbst. Leicht sprachlos aber stolz bejahte er diese ehrenvolle Anfrage. Zusätzlich wurde er von Familie Bonnet zum »(Enkel)-Sohn« adoptiert, und er ist weiterhin ein gern gesehener Gast bei vielen Personen in Thiais, auch im Rathaus und im Kino. Für ihn hat sich mit der Entscheidung, in Thiais zu arbeiten, vieles verändert, auch dank der langfristigen und freundschaftlichen Kontakte zwischen den beiden Städten, die vieles erleichtert hatten. Genau deshalb will er die Jumelage in den kommenden Jahren aktiv begleiten und gestalten, wie auch das 50. Jubiläum von Einbeck und Thiais an diesem Wochenende.mru