Ausschuss für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung

An der Zukunft des StadtMuseums arbeiten

Jahresbericht für Museum und Archiv vorgestellt | Masterplan: Stand, Ziele, Veränderungen

Für das StadtMuseum Auf dem Steinwege wurde ein Masterplan erarbeitet und vorgestellt, der zeigt, welche Entwicklung sinnvoll wäre. Berichtet wurde außerdem über die Zahlen für Museum und ­Archiv für 2017.

Einbeck. Um den Verlauf des vergangenen Jahres im StadtMuseum Einbeck und im Stadtarchiv ging es bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung. Außerdem wurde der Masterplan für das StadtMuseum vorgestellt.

Das StadtMuseum muss sich fortentwickeln, wie sich auch die Stadt verändert. Es soll attraktiver Baustein im Tourismuskonzept sein, aber auch ein eigenständiger Partner mit besonderen Möglichkeiten im kulturellen und gesellschaftlichen Miteinander. Der Masterplan beschreibt aus externer Sicht künftige Anforderungen wie Infrastruktur, Funktion und eventuell notwendige strukturelle, inhaltliche und personelle Veränderungen. Der Auftrag wurde an das Büro für Gestaltung Peter Gössel aus Bremen vergeben. Er hat die Studie jetzt vorgestellt. Sie sei, betonte Gössel, noch kein Entwurf für ein neues Museum. Untersucht habe er vielmehr die Fragen, wie es um das Museum bestellt sei, was das StadtMuseum wolle und welche Veränderungen man sich vorstellen könne.

Schwierig sei die Lichttechnik, und auch klimatische Probleme könne es geben, wenn viel mehr Besucher kämen. »Ganz fatal« sei es bei Barrierefreiheit, und das meine nicht nur Besucher im Rollstuhl, sondern das gelte auch für Barrieren im Kopf. Da müsse man an einem größeren Hebel drehen statt nur die Beschriftung zu erneuern. Noch immer sei der Eindruck »wie früher«, obwohl es verschiedene Gebäudeteile und unterschiedliche museale Erzählweisen gebe. Bildend, unterhalten, konsumierend, das seien Zugänge zum Museum. Man müsse versuchen, es anders zu machen und dabei trotzdem die materiellen und immateriellen Zeugnisse beschaffen, bewahren, erforschen und ausstellen.

Nur zehn Prozent der Bürger interessierten sich überhaupt für Museen – beim Fußball seien es auch nur zehn Prozent, »aber die machen mehr Lärm.« So komme man zu einer ganz anderen Wahrnehmung.

Wenn man Geschichte wirklich vermitteln wolle, brauche man Methoden für das 21. Jahrhundert. Die Zielgruppe bestehe weniger aus Touristen als vielmehr aus Einwohnern von Stadt und Region. Man müsse stärker als bisher auf nicht beteiligte Gruppen zugehen. Nicht nur Räume, Ausstellung und Geschichte, sondern auch Teilhabe müsse zum Kernangebot gehören. Die Bereiche Fachwerk, Braukunst und Fahrrad seien für Einbeck nicht änderbar.

Darüber hinaus sollte man rausgehen ins Alltagsleben. Notwendig wären größere Räume, auch für Wechselausstellungen. Einbeck mache wenig aus seiner eigenen Vergangenheit. Zudem sei die Personaldecke zu dünn.

Der PS.SPEICHER werde stärker öffentlich wahrgenommen, und für das StadtMuseum sei es schade, in diesem Schatten zu liegen. Man müsse den Eindruck vermitteln, im Museum sei immer etwas los: mit neuem Leuchtturm-Charakter, neuen Akzenten. Er rate dazu, vom Produkt- zum Prozesscharakter zu kommen.

In der Verwaltung gebe es eine Arbeitsgruppe mit Beteiligung von drei Fachbereichen darüber, wie man Ideen in Strukturen umsetzen könne, ergänzte Museumsleiterin Dr. Elke Heege. Überlegungen gebe es auch, Bibliothek, Museum und Archiv »gemeinsam zu denken.« Dazu werde bis zum Herbst ein konkretes Bild entwickelt. Dann könnte man die Arbeitsgruppe für Ausschussmitglieder öffnen. Der Ausschuss hat die schrittweise Umsetzung der Vorschläge entsprechend den finanziellen Möglichkeiten befürwortet.

Im vergangenen Jahr sind im Museum verschiedene Ausstellungen gezeigt worden: »Orgeln an der Nordsee«, »Kunstmaler aus Leidenschaft« mit Arbeiten von Josef Wenzel, »90 Jahre Gutbrod – im Dienst der Photographie« mit Arbeiten von Foto-Gutbrod, eine Sonderausstellung »Alles koscher« und Kunstwerke zum DKKD-Festival. Das Museumscafé wurde regelmäßig von unterschiedlichen Nutzern belegt. Die wöchentliche Besuchersprechstunde am Donnerstag von 15 bis 16 Uhr hat sich eta-bliert. Regelmäßig wurden Führungen in die Einbecker Vergangenheit angeboten. Das Museum hat sich am Museumstag beteiligt und am Ferienpass-Angebot, und ein Familientag wurde organisiert. Eckhard Senger hat seinen Film »An der Ilme« präsentiert, und Museumsleiterin Dr. Heege hat mehrfach referiert.

Fortgesetzt wurde die Digitalisierung von Museumsobjekten: 4.427 von rund 14.000 sind in der Datenbank vorhanden. In der Zusammenarbeit mit dem PS.SPEICHER gibt es die Kombi-Karte, wobei sich die Gästezahlen von 820 auf 463 reduziert haben, ohne dass es eine eindeutige Erklärung dafür gab. Eine Kinder-Rallye wurde entwickelt, und geplant ist, den Barocksaal zu renovieren – erstmals seit 1970. Für 2020 wird an einer Ausstellung zu Fritz Mackensen gearbeitet. Die Besucherzahl hat abgenommen: Neben 2.200 zahlenden Nutzern kamen 1.500 Gäste, die aus verschiedenen Anlässen nicht gezahlt haben.

Die Gesamtbesucherzahl lag bei 4.762 nach 5.433 im Vorjahr. Regelmäßig wurde das Museum in die touristischen Angebote eingebunden. Gestiegen ist die Zahl der Schulklassen. 160 Objekte wurden neu in die Sammlung aufgenommen.

Die Bereitstellung von Informationen für Verwaltung und Bürger sowie eine interessierte Fachöffentlichkeit sind das Kerngeschäft des Stadtarchivs. Anfragen aller Art werden bearbeitet und teils kostenpflichtig, teils kostenfrei zur Verfügung gestellt. Derzeit können von der Verwaltung abgegebene Aktenbestände aus Platzgründen nicht mehr bearbeitet und verzeichnet werden. Nach wie vor lagern umfangreiche archivwürdige Aktenbestände an externen Standorten.

2017 wurden 88 Anfragen zu Personenstand- surkunden bearbeitet, davon 73 kostenpflichtig. Zusätzlich wurden 52 Anfragen aus der Verwaltung, von Ortsheimatpflegern, zu Forschungsprojekten, von Universitäten, von externen Verwaltungsstellen und privaten Nutzern bearbeitet. Neben den zeitlich erfassten Aufträgen werden etwa 200 Anfragen per Telefon oder per E-Mail bearbeitet.

Beim Archiv liegt auch die Aufgabe der Betreuung der aktuell 43 ehrenamtlichen Ortsheimatpfleger. Beauftragter der Stadt für die Ortsheimatpflege ist Willi Hoppe, Kuventhal.

Fortlaufende Recherchen gibt es zu Flurnamen in Ortsgemarkungen des Leinetals, zur Ortsgeschichte/Ortschronik Dassensen und zur Ortsgeschichte von Hohnstedt.

Im Dezember wurde der erste Band der Einbecker Denkmaltopografie von Dr. Thomas Kellmann vorgestellt. Viele Ergebnisse dieser Arbeit sind in mehr als 20-jähriger Forschungsarbeit auf der Basis der Quellen im Stadtarchiv gewonnen worden. Ergänzungsbände sind noch geplant. Das Archiv beantwortet Anfragen zu unterschiedlichen Forschungsprojekten. Die Quellen würden für ihre inhaltliche Qualität und Vollständigkeit von den Nutzern oft positiv hervorgehoben, heißt es im Jahresbericht. Die Mitarbeiterinnen Anne Pigge und Susanne Gerdes haben an Fortbildungen zur Archivarbeit teilgenommen.

Das Stadtarchiv hat sich nach umfangreicher Recherche entschieden, dem Archivverbund Arcinsys beizutreten, der einen neuen Standard für die Bearbeitung und Erschließung von Archivgut setzen soll. Der digitalen Erschließung von Archivquellen dient ebenfalls die Anschaffung eines Archivscanners. Das Stadtarchiv durfte 2017 einen Förderantrag an die AKB-Stiftung richten und hat die Anschaffungskosten bewilligt erhalten. Man hofft, auf diese Weise auch Zeitungsbestände erfassen zu können, die sich nicht in Archivbesitz befinden.

Im Rahmen der seit Jahren diskutierten Platznot im Archiv wird nach Prüfung zahlreicher Alternativen ein Neubau am jetzigen Archivstandort beraten. Anschub bekam das Projekt auch durch die Erstellung des Masterplans für das Museum. Durch gemeinsame Planung können mehrere Kultureinrichtungen zusammen ein »Wissensquartier« mit inhaltlich aufeinander bezogenen Angeboten entwickeln.ek