Annemarie Stoltenberg präsentierte ihre Herbsttipps

Bekannte Moderatorin stellte Neuerscheinungen im »Haus der Bücher« vor / Mischung aus Krimis, Sachbüchern und Romanen

Einen großen Stapel Bücher hatte die bekannte Moderatorin, Journalistin und Kritkerin Annemarie Stoltenberg anlässlich der Vorstellung ihrer Herbsttipps im »Haus der Bücher« im Gepäck. In charmant-unterhaltsamer Art präsentierte sie den Zuhörern Neuheiten aus Belletristik und Sachbüchern.

Einbeck. Als Tipp hatte Stoltenberg unter anderem Ian McEwans Roman »Solar« mitgebracht. Im Mittelpunkt steht ein Physikprofessor, der »ein elender Schürzenjäger ist und in eine Lebenskrise stürzt«. Schließlich drehe sich alles um Eitelkeit, Macht, Intrigen und Geld, gemischt mit ein paar urkomischen Szenen. »Das ist Amüsement auf hohem Niveau«, versprach sie.

Ein Buch, »bei dem man laut anfängt zu lachen«, sei Peter Hoegs »Die Kinder der Elefantenhüter«. In einer »federleichten, heiteren Geschichte« machen sich zwei Geschwister auf die Suche nach ihren Eltern. Dabei wird unter anderem die dänische Gutmenschen-Gesellschaft durch den Kakao gezogen. Der durch Sprachwitz und Stil überzeugende Roman »Cleo« von Helen Brown zeichnet die Geschichte einer Familie nach, die den Tod ihres Sohnes mittels einer Katze kompensiert. Das Tier sorgt schließlich für jede Menge Hektik und Trubel, aber auch für eine therapeutische Wirkung. »Wenn Sie Katzen mögen, möchten Sie dieses Buch streicheln«, war sich Stoltenberg sicher. Robert Goolricks »Eine verlässliche Frau« schildert die Geschichte eines Witwers Anfang des 20. Jahrhunderts, der per Annonce eine neue Frau sucht. Zunächst dreht sich bei beiden alles nur ums Geld, doch nach und nach entwickeln die Protagonisten »in dem Schmöker für verregnete Sonntage« Zuneigung und Gefühle füreinander.

Praktisch im Format und ungewöhnlich im Inhalt sei Tom Rachmanns »Die Unperfekten«. In dem »frechen, modernen Text« erlebt man den sanften Niedergang einer Zeitung und ihrer detailliert beschriebenen Angestellten.»Einen würdigen und poetischen Ton« treffe Autor Erri de Luca in seinem Werk »Der Tagvor dem Glück«, das im Neapel der Nachkriegszeit spielt. Geschildert wird, wie sich einige Bewohner eines Waisenjungen annehmen. Eine besondere Bezugsperson ist dabei der Hausmeister, der sich um den Jungen kümmert.

»Das Buch ist eine Hymne an das Leben in Neapel«, erklärt Stoltenberg. Ein Abenteuerbuch mit einer schönen Rahmenhandlung stelle Glenn Taylors »Die Ballade von Trenchmouth Taggert« dar. Darin interviewt ein Reporter den 108-jährigen Taggert, der ein bewegtes Leben hinter sich hat. Der ruppige, ungestüme Protagonist »ist ein Überlebenskünstler und ein Schurke« dessen Leben es wert ist, erzählt zu werden.

Der neue Stern am skandinavischen Krimihimmel sei Jussi Adler-Olsen, der in seinem mitreißenden Thriller »Schändung« ein schnelles Tempo anschlägt. Dabei halte sich der Autor nicht in nuancierten Psychogrammen auf und scheue auch keine Klischees. »Das ist ein brutaler Krimi und schon ziemlich hart«, allerdings so fesselnd, dass man nicht mehr aufhören könne zu lesen.

Gediegener gehe es bei Jörg Reckmanns »Bärlinger Splitt« zu, in dem ein Kommisar und ein Wirtschaftsanwalt zusammenarbeiten. »Der Krimi ist ähnlich wie ein ›Tatort‹ gestrickt«, dessen Schluss für Zufriedenheit sorge. Ein Gegenwartsroman, »der einem das Herz zerschneidet«, sei »Angerichtet« vom niederländischen Autor Hermann Koch. In einem Nobelrestaurant treffen sich zwei Elternpaare, deren Kinder etwas Schreckliches verbrochen haben. »Vom Aperitif bis zum Digestif spielt sich die ganze Handlung in dem Restaurant ab«, so Stoltenberg.

Einen detaillierten Einblick in das Leben Agatha Christies gewähre Laura Thompson in der Biografie der Autorin. Darin skizziere die Christie-Expertin »in einem spannenden Stil« das bewegte Leben der Kriminalautorin. »Schöne Illustrationen und einen herausragenden Stil« vereine »Der Schmetterlingskoffer« von Hanna Zeckler und Hanns Zischler, der vom Leben des Schmetterlingsforschers Arnold Schultze berichte. »Das ist ein schönes Geschenkbuch«, in dem man »blättern und sich freuen kann«, berichtete die Moderatorin.

Gedanken über die Gesellschaft mache sich Frank Hertel in seinem Buch »Knochenarbeit«.  In dem kritischen und diskussionswürdigen Buch durchleuchtet der Autor die Arbeit im Niedriglohnbereich.

Wie es ist, einer schweren Erkrankung mit alternativen Heilmethoden zu begegnen, berichtet Tim Parks in »Die Kunst stillzusitzen«. Dabei hat sich der Autor auf verschiedene Therapien eingelassen und berichtet von Erfahrungen und Erkenntnissen. »Ein Buch für jeden, dem es nicht gut geht«, versicherte sie.

Um das Thema Familie drehen sich die Bücher »Tochter einer Familie« von Maile Meloy und Teja Fiedlers »Die Zeit ist aus den Fugen«. Während Meloy die Geschichte einer turbulenten und zerstrittenen Familie schildert, bei der die weibliche Hauptfigur mit einem Roman alles aus den Fugen bringt, verarbeitet Fiedler die Beziehung zu seinem Vater. Darin »übt er nicht nur Kritik, sondern versetzt sich auch in dessen Lage«.

Marica Bodrozics Erzählung »Das Gedächtnis der Libellen« erzeuge »schweren Liebeskummer«. Die Autorin vereine in einer verzweifelten Liebe »Wucht, Trauer und Poesie«. Ebenfalls vorgestellt wurden Max Frischs »Die Schwierigen«, eine »treffsichere Beschreibung der Seelenlandschaft«, und Erich Schaakes »Bordeaux, mon amour«, die Geschichte eines deutschen Offiziers im Zweiten Weltkrieg, der die Zerstörung der Garonne-Stadt verhindert.Zum Abschluss wies Stoltenberg auf »Draußen nur Kännchen« von Prinz Asfa-Wossen Asserate hin. »Das sind heitere kleine Geschichten, mit denen man sich die Zeit vertreiben kann«. Darin nimmt der Autor Orte, Sitten und Gebräuche in Deutschland unter die Lupe.thp