Arbeitsmarkt in »aktuell guter Verfassung«

Agentur gibt Juli-Zahlen bekannt | Quote in Einbeck auf 7,3 Prozent gesunken | Saisonaler Anstieg niedriger als erwartet

Der saisonale Anstieg der Arbeitslosigkeit fiel niedriger aus als erwartet, die Zahl junger Arbeitsloser ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen, und die Nachfrage nach Arbeits­kräften lag deutlich über Vorjahresniveau: Das waren die Eckdaten, die die Agentur für Arbeit Göttingen gestern zur Arbeitsmarktentwicklung im Juli bekanntgegeben hat. Der Arbeitsmarkt zeige sich zum Ferienbeginn stabil, so das Fazit. Die Arbeitslosenquote lag im Bezirk bei 6,6 Prozent; in Einbeck erreichte sie 7,3 Prozent.

Einbeck. Das Quartalsende und das Ende von Schul- und Ausbildungszeiten ließen im Vorfeld einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Juli erwarten, so die Agentur. Mit einem Plus von 0,8 Prozent beziehungsweise 130 Arbeitslosen gegenüber Juni sei dieser Anstieg jedoch deutlich moderater ausgefallen als saisonal üblich. Insgesamt waren im Juli im Agenturbezirk Göttingen 15.654 Menschen arbeitslos gemeldet, das waren 1.447 Personen beziehungsweise 8,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote lag mit 6,6 Prozent um 0,6 Prozent unter dem Juli-Wert von 2013.

»Auch der Arbeitsmarkt kennt saisonale Schwankungen, die neben konjunkturellen Aspekten für die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen typisch sind«, sagte dazu Klaus-Dieter Gläser, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Göttingen. Dazu gehöre der Anstieg der Arbeitslosenzahl im Sommer, zum Schuljahresende und vor Beginn von Ausbildung oder Studium. Auch Fachkräfte, die nach dem Ende der Lehre nicht von Betrieben übernommen würden, kämen auf die Agentur zu. So gab es bei den jugendlichen Arbeitslosen unter 25 Jahren im Vergleich zum Juni einen um 278 Personen beziehungsweise 24,1 Prozent höheren Wert. Allerdings bewege er sich mit 1.432 noch um 21,3 Prozent unter dem Vorjahr.

Als erfreulich bezeichnete der Agenturchef den Zugang der offenen Stellen: Im Juli meldeten Wirtschaft und Verwaltung 1.180 Arbeitsstellen, das waren 21 beziehungsweise 21,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon waren 1.032 sozialversicherungspflichtig. Arbeitsuchende in Südniedersachsen konnten unter 2.552 Arbeitsangeboten auswählen, ein Plus von 155 gegenüber dem Juni und von 471 gegenüber Juli 2013. So spricht die Agentur von einer »aktuell guten Verfassung des Arbeitsmarktes in der Region.« Sie spiegele sich in den vorliegenden Zahlen zur Beschäftigungsentwicklung im vierten Quartal 2013 wider. Gegenüber dem Vorjahresquartal waren 1,1 Prozent beziehungsweise 1.748 mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zu verzeichnen. Das größte Wachstum wies dabei der Bereich Gesundheits- und Sozialwesen mit einem Plus von 3,1 Prozent aus. Die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk Göttingen zeigte in den vergangenen Monaten saisonal bedingte Höhen und Tiefen. Seit Januar 2014 unterschreitet die Arbeitslosenzahl regelmäßig wieder den Wert des Vorjahresmonats. Zur Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt stellt die Agentur fest: »Rein rechnerisch könnte alles schön sein: Wir hatten in den letzten Monaten 201 Ausbildungsstellen mehr als im Vorjahr im Angebot, dafür ging die Zahl der Bewerber um 337 zurück.« 851 der insgesamt 2.702 Ausbildungsstellen im Agenturbezirk waren noch unbesetzt; umgekehrt hatten 922 von 3.097 Ausbildungsinteressierten noch keine Zusage. Auf dem Papier schließe sich die Lehrstellenlücke langsam – in der Praxis würden Jugendliche und Ausbildungsbetriebe aber oft nicht zusammenfinden. Viele Berufe hätten Nachwuchssorgen, sie stünden nicht auf der Wunschliste der Jugendlichen. In den stark nachgefragten Berufen, etwa im Bürobereich, gebe es nicht ausreichend Ausbildungsplätze. Zudem sei es ohne Führerschein und Auto gerade im ländlichen Raum oft kompliziert, den Ausbildungsplatz in einer anderen Gemeinde zu erreichen.

In den Landkreisen Göttingen, Northeim und Osterode lagen die aktuellen Arbeitslosenzahlen unter den Werten des Vorjahresmonats. Im Landkreis Göttingen betrug die Arbeitslosenquote 6,3 Prozent und damit 0,8 Prozentpunkte weniger. Im Landkreis Northeim sank die Quote gegenüber Juli 2013 um 0,6 Prozentpunkte auf 6,7 Prozent. Im Landkreis Osterode gab es im Vergleich zum Juli 2013 ebenfalls weniger Arbeitslose: Die Quote lag bei 7,6 Prozent, 0,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. Gegenüber dem Juni ist die Arbeitslosenquote allerdings überall leicht angestiegen: im Landkreis Northeim um 55 Personen beziehungsweise 1,2 Prozent auf 4.718 Gemeldete.

Im Geschäftsstellenbezirk Einbeck ist die Arbeitslosigkeit von Juni auf Juli um 25 auf 1.573 Personen gestiegen. Das waren 279 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote auf der Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Juli 7,3 Prozent; vor einem Jahr hatte sie bei 8,7 Prozent gelegen. Es meldeten sich 400 Personen – neu oder erneut – arbeitslos. 369 Personen konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden. Beide Zahlen lagen annähernd auf Vorjahresniveau. Seit Jahresbeginn gab es 2.448 Arbeitslosmeldungen, ein Minus von 324 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dem standen 2.594 Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit gegenüber. Der Bestand an Arbeitsstellen ist um 29 auf 193 gestiegen, das waren 38 mehr als im Vorjahres-Juli. 110 Stellen wurden neu gemeldet, drei mehr als vor einem Jahr.

Von den 1.573 Arbeitslosen waren 876 (55,7 Prozent) Männer und 697 (44,3 Prozent) Frauen. 152 Gemeldete waren 15 bis unter 25 Jahre alt, 29 davon 15 bis unter 20 Jahre. 623 Arbeitsuchende waren 50 Jahre und älter, 378 davon 55 Jahre und älter. Gezählt wurden 692 Langzeitarbeitslose, 78 Schwerbehinderte und 163 Ausländer. Von den neu arbeitslos Gemeldeten kamen 122 aus Erwerbstätigkeit und 140 aus einer Ausbildung ­beziehungsweise einer Maßnahme. In Erwerbs­tätigkeit konnten sich 117 Personen abmelden, 109 Personen gingen in eine Ausbildung oder eine Maßnahme.

Die Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB III ist von Juni auf Juli um 31 auf 459 Personen angestiegen, 196 Arbeitslose weniger als im Vorjahresmonat. Die anteilige Arbeitslosenquote betrug 2,1 Prozent nach zuvor 3,1 Prozent. Im Rechtskreis SGB II verringerte sich die Arbeitslosigkeit um sechs auf 1.114 Personen, 83 weniger als vor einem Jahr. Die anteilige Quote betrug hier 5,2 nach zuvor 5,6 Prozent.

In der Geschäftsstelle Duderstadt hat sich die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Juli 2013 von 5,9 auf 5,3 Prozent verringert, in Hann.Münden von 6,6 auf 5,6 Prozent, in Northeim von 6,6 auf 6,4 Prozent, in der Geschäftsstelle Göttingen von 7,5 auf 6,7 Prozent und in der Geschäftsstelle Osterode von 7,8 auf 7,6 Prozent. In Uslar ist die Quote von 6,8 auf 6,9 Prozent gestiegen.ek