Auf der Suche nach einer vernünftigen Lösung

Pro und Contra Hochwasserrückhaltebecken oberhalb des Sportplatzes | Planungsbüro prüft Ursachen

Das Dorf war im vergangenen Jahr dreimal von Hochwasser nach Stark­regen betroffen, und so sahen sich die Ausschussmitglieder auch innerhalb der Ortslage um, hier in der Pferdestraße.

Vardeilsen. Die Hochwasser-Problematik, die Vardeilsen und zum Teil auch Kohnsen im vergangenen Jahr gleich dreimal »kalt erwischt« hat, war jetzt Thema einer Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Energie und Bau. Erst während der Debatte über ein möglicherweise zu bauendes Rückhaltebecken fiel auf, dass es gut wäre, die tatsächliche Situation vor Augen zu haben – das wurde für die Ausschussmitglieder jetzt bei einem Ortstermin nachgeholt.

»Das Wasser kommt den Berg runtergeflossen«, stellte der Ausschussvorsitzende Willi Teutsch, CDU, an der Kreisstraße 518 zwischen Ortsausgang Vardeilsen/Sportplatz und Avendshausen fest. Es seien, auch angesichts der Topographie, also ganzheitliche Maßnahmen notwendig, um die Lage in den Griff zu bekommen.

Dabei sei das Einzugsgebiet für solche Stark- und Sturzregenereignisse, wie man im vergangenen Jahr erlebt habe, nicht besonders groß, erläuterte Wilfried Kappei, Ortsheimatpfleger und als früherer langjähriger Ortsbrandmeister mit dem Thema bestens vertraut. Ein Problem sei, dass das Hochwasserereignis den Ort plötzlich treffe: »Wir können vorher nicht viel machen.« Anders als in anderen Dörfern, die an Flussläufen wüssten, dass nach Starkregen noch ein, zwei Tage Zeit bleibe bis zur Überschwemmung, sei es hier so: »Der Regen kommt, und sofort ist das Hochwasser da.« Lediglich Sandsäcke könne man als Vorrat anlegen.

Das Ingenieurbüro Rinne hat bei der Ausschusssitzung im Alten Rathaus Planungen für ein Hochwasserrückhaltebecken vorgestellt (»EM« berichtete). In Frage kommt dafür eine Fläche oberhalb des Sportplatzes. Eine natürlich Senke, die es früher dort gegeben hat, zusammen mit einem kleinen Auewäldchen, alles ein natürlicher Rückhalteraum für Hochwasser, ist verschwunden: zum großen Teil aufgeschüttet und als Ackerland genutzt. Erschwert wird die Lage dadurch, dass es im ans Sportplatz angrenzenden Feld eine Quelle gibt und dass das Gelände insgesamt eher feucht ist: Der Flur­name »Lehmbreite« mache das deutlich. Beim ersten Hochwasser 2019 wurde die ohnehin nur noch kleine vorhandene Senke zugeschwemmt, ein weiterer ungünstiger Faktor für die folgenden Ereignisse.

Die Auffüllung der Senke, darauf legen die Beteiligten Wert, sei seinerzeit mit behördlicher Genehmigung erfolgt, alles sei im legalen Rahmen verlaufen, auch wenn es unter heutigen Gesichtspunkten als verkehrt und widersinnig und somit kaum nachvollziehbar erscheine, den natürlichen Retentionsräume zu verfüllen, so die Ausschussmitglieder vor Ort. Schuldzuweisungen wolle man nicht aussprechen. Aber Regenereignisse mit 30 Litern und mehr pro Quadratmeter, die verkrafte die Fläche nicht.

Die Kosten für ein mögliches Rückhaltebecken oberhalb des Sportplatzes bezifferten die Planer auf rund 400.000 Euro. Erfahrungsgemäß, so Willi Teutsch, werde es dabei nicht bleiben. Man müsse deshalb andere Lösungen finden, gerade mit Blick auf die Kosten. Es würde sich seiner Ansicht nach anbieten, Wegsäume in den natürlichen Rückhalt mit einzubeziehen. Zudem mache die Situation auch deshalb Sorgen, weil einige andere Ortschaften mit ähnlichen Problemen belastet seien.

Fachbereichsleiter Joachim Mertens berichtete, dass das Planungsbüro nach der Sitzung ergänzend den Auftrag erhalten habe zu prüfen, ob die Aufschüttung ursächlich sei für die jetzigen Schwierigkeiten. Mehrfache Verrohrungen, die beispielsweise unter Straßen und dem Sportplatz entlang laufen und von ihren Abmessungen her zu klein sind, bilden ebenfalls Engstellen beziehungsweise behindern den Ablauf des Wassers.

Mit einer solchen Situation, wie sie im vergangenen Jahr eingetreten sei, habe niemand gerechnet, hieß es aus dem Dorf. Die Rohre zu vergrößern und Gräben zu räumen, erschien dem Ausschuss zu kurz gefasst und nicht als Ideallösung. Man sehe, fasste Willi Teutsch zusammen, Handlungsbedarf – aber blinder Aktionismus sei nicht gefragt. Das Problem entstehe vor Ort, die Ursache werde jetzt genauer untersucht, auf dieser Basis werde man entscheiden. Das Becken sei für ihn eine Ersatzlösung für andere Maßnahmen, und das Vorhaben erscheine ihm »ein paar Nummern zu groß«. Zunächst sollte man abwarten, was die weitere Untersuchung ergebe, dann sollten diejenigen, die es angehe, sich zusammensetzen. Fachbereichsleiter Mertens kündigte dazu an, dass man im Bauausschuss im Oktober Ergebnisse präsentieren wolle.ek