Aus der Ecke des Schweigens auf die Straße des Lebens

Aktiv gegen Krebs: Radtouren führen nach Hannover / Rast am Einbecker StadtMuseum / Fortsetzung am 9. Juni in Richtung Alfeld

Die Niedersächsische Krebsgesellschaft und die Niedersächsische Krebsstiftung machen mobil, sie wollen zeigen, dass an Krebs Erkrankte aktiv am Leben teilnehmen können. Deshalb ist jetzt die Aktion »Sternstunden für Niedersachsen - Aktiv gegen Krebs« gestartet, bei der sich seit Sonnabend Krebserkrankte, Angehörige und Unterstützer aus allen Teilen Niedersachsens mit dem Fahrrad auf den Weg nach Hannover machen. Unterstützer haben die Veranstalter gefunden in der Einbecker Ilco-Gruppe für Stomaträger und Darmkrebsbetroffene. Ihr Sprecher ist Karl Heinz Leuschner, und er ruft dazu auf, die Tour aktiv zu begleiten.

Einbeck. Zunächst startete eine Gruppe am Sonnabend in Göttingen. Nach einem Zwischenstopp in Northeim wurden die Radler nachmittags in Einbeck am Museum erwartet. Hier wurden die 38 Radler vom stellvertretenden Bürgermeister, Alexander Kloss, empfangen. Er übermittelte herzliche Willkommensgrüße von Rat und Verwaltung. Kloss ist selbst Fahrradfahrer und weiß, wie viel Spaß die Fortbewegung auf zwei Rädern macht. Zudem hat er  Erfahrung in der Betreuung und Begleitung eines an Krebs erkrankten Menschen sammeln müssen. Die Diagnose Krebs, stellte er fest, treffen die Betroffenen und Angehörige stets mit voller Wucht. Verschiedene Phasen folgten - des Verarbeitens, des Redens, des Schweigens und Weinens, Phasen der Verzweifelung und der Hoffnung. Leider werde die Krankheit immer noch tabuisiert, meinte Kloss. Noch immer seien die Ursachen für eine Erkrankung nicht ausgemacht. Selbst Menschen, die gesund und aktiv versuchen, alle Risikofaktoren auszuklammern, erkrankten plötzlich.

»Mit Ihrer Sternfahrt tragen Sie dazu bei, das Thema Krebs aus der Ecke des Schweigens auf die Straße des Lebens zu holen. In den rund 200 niedersächsischen Selbsthilfegruppen werden neben Information vor allem Hoffnung vermittelt. Und schon allein dadurch würden unzähligen Betroffenen jeden Tag aufs Neue viele Sternstunden geschenkt«. Er lud die Radfahrer ein, sich das RadMuseum anzusehen und wünschte ihnen »gutes Gelingen«.

Vor der Rückfahrt wurden die Teilnehmer verpflegt. Dank gilt deshalb den Sponsoren, dem Einbecker Brauhaus, der Firma Breitzke, der Bäckerei Binnewies und dem Sanitätshaus o.r.t.. Karl-Heinz Leuschner von der Ilco-Gruppe freute sich über die gute Beteiligung. Er dankte auch der Stadt Einbeck für die Unterstützung, und deshalb wurde das Stadtwappen im Staffelstab auf den Weg nach Hannover geschickt. Für die freundliche Aufnahme in Einbeck bedankte sich Regina Denecke von der Northeimer Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs.Die Route Richtung Hannover wird von Einbeck aus am kommenden Sonnabend, 9. Juni, fortgesetzt. Die Teiletappe bis Alfeld startet um 13 Uhr am Museum. Karl Heinz Leuschner hofft, dass sich viele interessierte Bürger anschließen, die einfach eine schöne Radtour unternehmen wollen. Die Route führt über Erzhausen, wo eine Pause eingelegt wird, bis ins 25 Kilometer entfernte Alfeld. Leuschner rechnet mit etwa zweieinhalb Stunden Fahrzeit. Die Begleitung erfolgt durch den ADFC. Unterwegs wollen sich Teilnehmer aus der Reha-Klinik Bad Gandersheim mit anschließen. Wer gern Fahrrad fährt, sollte mitmachen. Damit zeige man Solidarität mit allen Krebserkrankten, und gerade das Thema Darmkrebs sei noch immer begleitet von Schweigen. Von Alfeld aus erfolgt die Rückfahrt in Eigenregie.

Es gebe viele Krebskranke - die Tour soll deutlich machen, dass es jeden treffen kann, so Leuschner. Bundesweit gibt es etwa eine Million Stomaträger, also Menschen mit einem künstlichen Darm- oder Blasenausgang. Jährlich kommen 30.000 bis 40.000 neue Patienten dazu. Die Aktion soll zudem auf die oftmals schwierige Situation von Krebspatienten in Niedersachsen aufmerksam machen. Vielen ist nicht bewusst, dass eine solche Diagnose zugleich ein Armutsrisiko bedeuten kann. Ein vielfältiges Netz von Hilfen ist in dieser Situation lebenswichtig. Krebsgesellschaft und Krebsstiftung begleiten Betroffene seit vielen Jahren mit konkreten Angeboten. Gemeinsam wollen die Radfahrer - Betroffene, Angehörige und Unterstützer - ein starkes Zeichen des Zusammenhalts geben. Die Aktion wird dann fortgeführt am 23. Juni, wenn es von Nordstemmen nach Hannover geht. Auf dem Emmichplatz vor der Hochschule für Musik, Theater und Medien findet zwischen 15 und 18 Uhr eine Abschlussveranstaltung statt. Unter www.sternstunden.org erhalten Interessierte weitere Informationen. Anmeldungen für die Radtour von Einbeck nach Alfeld nimmt Karl Heinz Leuschner unter Telefon 05561/5065 oder 0172/7121665.sts