»Achtung! Hochspannung«

Ausstellung im Einbecker StadtMuseum zum Erleben der Elektrizität

Fast nichts mehr funk­tioniert ohne Elektrizität: Beleuchtung, Verkehr, Kommunikation, oder Medizin – in jedem Haushalt und in vielen alltäglichen Bereichen bestimmt sie das Leben. Unter dem Titel »Achtung! Hochspannung« wurde jetzt im Ein­becker StadtMuseum eine Sonderausstellung eröffnet. Bis zum 5. Oktober können Interessierte sich über die Elektrizität informieren und sie bei Experimenten entdecken.

Einbeck. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek erklärte, dass es nicht nur nach den vergangenen Gewitternächten mit vielen Blitzen interessant sei, zu erfahren, wie die Elektrizität und die Entladung funktioniere. Sie war gespannt, Hintergründe und Informationen zur Nutzung des Stroms und dessen Entwicklung über die Jahrhunderte hinweg zu erfahren. Weiter dankte sie Rintelns Museumsleiter Dr. Stefan Meyer und Konzipator Tobias Deterding, die die Wanderausstellung mit Exponaten aus der Pionierzeit zusammengetragen und nach Einbeck gebracht haben, und sie lud alle Interessierten zum mehrmaligen Betrachten und Ausprobieren der besonderen Sammlung bis zum 5. Oktober ein.

Deterding erklärte, dass es bei »Achtung! Hochspannung« um die Entwicklung von statischer Elektrizität vom 18. Jahrhundert bis zum Elektromotor gehe, die »neuere« Elektrotechnik des 20. und 21. Jahrhunderts aber nicht aufgenommen wurde. Die Ausstellung soll verständlich bleiben, so Deterding, da es das Ziel sei, Neugierde zu wecken und Spaß am Thema Strom mit Experimenten zu vermitteln.

Seit Beginn der Menschheit versetzten Gewitter und Blitze die Menschen in Angst und Ehrfurcht. Sie gelten als göttliche Zeichen für Macht und himmlischen Zorn, aber auch für besondere Fügung. Martin Luther entschied während eines Gewitters, Mönch zu werden und sein Leben in den Dienst der Kirche zu stellen.Bei der Konzipierung habe man versucht, so Deterding, nicht die Technik dröge zu vermitteln, sondern sie experimentell, didaktisch und nachvollziehbar darzustellen. Von der Antike bis zum Ende des 19. Jahrhunderts habe man Exponate gesammelt oder zusammen mit Schulen in Rinteln für die Wanderausstellung entwickelt, so dass »Achtung! Hochspannung« ein Erlebnis für jeden Interessierten sei. Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt im »Salon« des 18. Jahrhunderts in der ersten Etage des Museums. Dort erläuterte Rintelns Museumsleiter Dr. Stefan Meyer, dass zu der damaligen Zeit viele Forscher mit Elektrizität experimentierten und Versuche spektakulär inszenierten. Schon in der Antike entdeckten hingegen griechische Gelehrte die statische Elektrizität beim Bernstein und dessen rätselhafter Fähigkeit, nach Reibung Staub und Fusel anzuziehen. Dieses Phänomen erhielt nach dem griechischen Wort für Bernstein (Elektron) die Bezeichnung »Elektrizität«.Rund 2000 Jahre später befassten sich europäische Wissenschaftler erneut mit der elektrostatischen Aufladung. Dabei entdeckte der Engländer William Gilbert, dass auch andere Materialien wie Glas oder Schwefel dieselbe Eigenschaft wie Bernstein haben. Nachdem Otto von Guericke 1672 die erste Elektrisiermaschine baute, die mit einer rotierenden Schwefelkugel eine Ladungstrennung ermöglichte, entstand im 18. Jahrhundert die »Leidener Flasche« als Speichermöglichkeit. Kurze Zeit später entdeckte der amerikanische Wissenschaftler Benjamin Franklin, dass Gewitterblitze nichts anderes sind, als der Funkenschlag einer riesigen, natürlichen Elektrisiermaschine.

Im 19. Jahrhundert folgte die Zurschaustellung elektrischer Effekte auf Jahrmärkten oder Salons für die »vornehme Gesellschaft«. Beliebt waren »elektrische Küsse«, »hüpfende Soldaten«, »elektrisches Leuchten«, »zuckende Muskeln« oder »abstehende Haare«. Dabei stand eine Person auf einer isolierenden Unterlage, und er wurde durch das Berühren des Ladungsüberträgers einer Elektrisiermaschine aufgeladen, so dass ihm buchstäblich »die Haare zu Berge standen«.

Bereits 1800 wurde die Batterie erfunden, um 1840 der Telegraf, und um 1866 entdeckte Werner von Siemens das dynamo-elektrische Prinzip, und er konstruierte den ersten leistungsfähigen Stromgenerator. Diese Entdeckungen gelten als Beginn des grenzenlosen Einsatzes der Elektrizität.

Weiter erklärte Meyer, dass Spannung über 1.000 Volt Hochspannung ist, dass Johann-Wolfgang von Goethe früher auch ein elektrischer Hobby-Forscher war und Elektrizität im 19. Jahrhundert als »Lebensfunke« bezeichnet wurde, da Entladungen bei Menschen Muskelzuckungen hervorriefen.

Viele der gesammelten oder konzipierten Exponate laden bei der Ausstellung zum Forschen und Ausprobieren ein. So können Interessierte die Kugel-, Band- oder Scheiben-Elektrisiermaschinen in Bewegung setzen, den »elektrischen Hagel« erleben, sich an Plasmakugel, Elektroskop oder am E-Lexikon erfreuen, mit einem Fahrrad Strom erzeugen oder den »Elektro-Man«, eine Art multimedialer Roboter, und seine zugehörigen Geräte im Foyer des Museums mittels Fußpedal starten. Immer wieder Neues gibt es bei »Achtung! Hochspannung« zu entdecken, so dass es sich lohnt – auch mehrmals - die Ausstellung im Einbecker Stadtmuseum bis zum 5. Oktober zu besuchen.mru