AWO will nicht länger Einbecker Krankenhaus betreiben

Einbeck. Die AWO Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) will nicht länger als Betreiberin für das AWO Sertürner-Krankenhaus in Einbeck zur Verfügung stehen – das geht aus einer Pressemitteilung von gestern Mittag hervor. Als Grund führt die KHBG die mangelnde Unterstützung der Krankenhaussanierung durch die Stadt Einbeck und weitere Gläubiger an.

Zur Erinnerung: Im Juni ist das AWO Sertürner-Krankenhaus in Einbeck, ebenso wie das AWO Charlottenstift Stadtoldendorf, in die Planinsolvenz gegangen. Damit sollten die Altschulden, die die beiden Häuser belasten, neu geregelt werden. Bei der Planinsolvenz bleibt die alte Geschäftsführung im Amt, es wird ein Insolvenzberater bestellt und ein Insolvenzplan ausgearbeitet. Über den beim Amtsgericht eingereichten Plan entscheiden dann die Gläubiger. Die erste Gläubigerversammlung fand im September statt, wurde unterbrochen und soll am nächsten Montag fortgesetzt werden.

Jetzt, nur wenige Tage vorher, geht die AWO mit der Meldung an die Öffentlichkeit, kein Interesse mehr am Fortbestand des Einbecker Krankenhauses zu haben. Denn bei der letzten Gläubigerversammlung soll eine konkurrierende Investorengruppe angekündigt worden sein. Zu dieser Investorengruppe gehören nach Mitteilung der AWO auch zwei Chefärzte des Krankenhauses. »Die Gruppe plant, auf der nächsten Gläubigerversammlung am 15. Oktober ihr Alternativangebot vorzulegen«, schreibt die AWO. Die KHBG hat sich bereits von einem ihrer Geschäftsführer getrennt.

KHBG-Geschäftsführer Wolfgang Schuth meint: »Vieles spricht dafür, dass man mit diesem Szenario die eigene Verhandlungsposition im Gläubigerausschuss verbessern möchte.« Die Stadt wolle offenbar ihr Engagement für die Sanierung des Krankenhauses begrenzen und die AWO dazu bewegen, dem Unternehmen weitere finanzielle Lasten aufzubürden. Dazu erklärt Einbecks Bürgermeister Ulrich Minkner, dass die Stadt das Haus in den vergangenen sechs Jahren mit rund acht Millionen Euro gestützt habe. Aktuell sei bei der Stadt nicht nach Geld gefragt worden. Ob eine weitere finanzielle Finanzspritze überhaupt möglich sei, sei fraglich. Die Kommunalaufsicht würde das untersagen. Im Zukunftsvertrag aber sei die gesundheitliche Grundversorgung festgeschrieben. Um das Krankenhaus weiter finanziell zu stützen, wäre ein entsprechender Beschluss des Einbecker Stadtrates nötig.

Die AWO sei in Einbeck angetreten, das Krankenhaus für die Region zu erhalten. Schuth habe allerdings klar gemacht, dass die Sanierung nur funktionieren könne, wenn alle Beteiligten bereit seien, sich zu engagieren. Betriebsrat und Mitarbeiter wollten das Konzept mittragen. Der Betriebsrat soll die AWO aufgefordert haben, an ihrem Plan zur Fortführung festzuhalten.

»Die Stadt hat gemeinsam mit den beiden Chefärzten diesen Konsens hinter den Kulissen aufgekündigt«, erklärt die AWO, die sich hintergangen fühlt. Damit sehe die AWO keine Chance, ihr Sanierungskonzept hier umzusetzen. Das Konzept sah vor, das Haus als eine Klinik der chirurgisch-internistischen Grundversorgung fortzuführen. Hinzukommen sollte eine Spezialisierung auf die Behandlungsschwerpunkte Geriatrie und Schmerztherapie.80 bis 95 Patienten werden pro Tag behandelt, die Auslastung des Krankenhauses sei gut, sagte der Geschäftsführer auf Anfrage. Man werde kämpfen und alles tun, das Krankenhaus in Einbeck zu erhalten, erklärte er. Die Gläubigerversammlung wird am Montag entscheiden, ob das Krankenhaus eine Zukunft haben soll.Bereits im August wurden die 160 Mitarbeiter des AWO Charlottenstiftes in Stadtoldendorf über die Schließung ihres Hauses informiert. Die Staatsanwaltschaft Hildesheim ermittelt gegen frühere Geschäftsführer des Charlottenstifts wegen Insolvenzverschleppung und Veruntreuung von Arbeitsentgelt.oh