Babys beeinflussten den Tagesablauf der Schülerinnen

Geschwister-Scholl-Schule: Zwölf Jugendliche übten Elternschaft mit Simulatoren und kümmerten sich um ihren »Nachwuchs«

»Die Babys wollten auch in der Nacht gefüttert werden.« Vor allem in den Nachtstunden empfanden die Schüler der Geschwister-Scholl-Schule – Außenstelle der Wilhelm-Bendow-Schule –, die freiwillig an dem Projekt »Elternschaft lernen mit Hilfe von Babysimulatoren« teilnahmen, ihren »Nachwuchs« als anstrengend. Von Montag bis Donnerstag kümmerten sie sich rund um die Uhr um »ihre Babys«.

Einbeck. Eine junge Mutter auf Zeit konnte nicht schlafen, weil ihr »Baby Amanda« schrie, andere wurden in der Stadt und in Cafés komisch von Passanten angeguckt, und eine weitere nahm »ihren Nachwuchs« sogar mit in die Reithalle; alle Teilnehmerinnen mussten Verantwortung beim Projekt »Elternschaft lernen mit Hilfe von Babysimulatoren« übernehmen, auch wenn der Umgang mit »Elias«, »Leon« oder »Levin-Jamal« bei 60 bis 80 Pflegehandlungen und 60 bis 110 Schreizeiten jeden Tag anstrengender wurde – so die Erfahrungen der »jugendlichen Eltern«. Erneut wurde an der Geschwister-Scholl-Schule das Projekt mit den Baby-Simulatoren durchgeführt. Die Teilnahme war freiwillig und zwölf Jugendliche aus der neunten und zehnten Klasse beteiligten sich daran, einige schon zum zweiten Mal. Die Projektleitung lag bei Iris Laskowski und Thomas Seifert von ProFamilia. Ziel des Programms war es, Heranwachsenden die Chance zu geben, den Alltag mit einem »eigenen Baby« mehrere Tage und Nächte zu erleben und durch persönliche Erfahrungen Denkanstöße für kompetente Entscheidungen zu erhalten. Weiter sollten positive Einstellungen zu Kindern gestärkt, realistische Lebens- und Berufsplanung gefördert, Informationen über außerfamiliäre Beratungs- und Unterstützungsangebote gegeben und Kontakte zu entsprechenden Institutionen und Ärzten der Stadt geknüpft werden. Auch erhielten die Schülerinnen Informationen, wie sie die Elternrolle aktiv und partnerschaftlich gestalten sowie Familie und Beruf vereinbaren können.

Das Projekt soll nicht abschreckend wirken, erklärte Laskowski, sondern realistische Einschätzungen ermöglichen. Rund um die Uhr war die Mitarbeiterin von ProFamilia telefonisch erreichbar, denn ein Ansprechpartner sei wichtig. Diese Position füllt an der Geschwister-Scholl-Schule Schulsozialarbeiterin Ellen Huntsche aus, die das Projekt erneut organisiert und begleitet hat und die eine Vertrauensperson für viele Schüler ist. Nicht immer hätten die Schüler die Unterstützung durch die Eltern, so dass verlässliche Partner zum Ansprechen sehr wichtig seien.

Wolfgang Barke, stellvertretender Schulleiter, lobte das Projekt, das den Schülern zahlreiche Ansätze für ihre Lebensplanung und -bewältigung gebe. Es wurde finanziert durch die Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Northeim, Rosita Wismach, und der Stadt Einbeck, Sabine Möhle, sowie dem Verein FIPS um Thomas Schlachter und Annette Junge-Schweigl. Aus der neunten und zehnten Klasse haben Suzan Jasharaj, Basse Ayo, Marcella Manz, Marie Al-Soudani, Sara Westphal, Nicole Czarnecki, Julia Justus, Michelle Arnemann, Lisa Marie Lachstädter und Mandy Schönknecht (alle Geschwister-Scholl-Schule) sowie Martina Gremmel und Julia Hausmann (Wilhelm-Bendow-Schule) mit viel Spaß und Engagement teilgenommen.oh