Barbie als Beispiel für die erfolgreiche berufstätige Frau

»Busy Girl – Barbie macht Karriere« zeigt beliebte Spielzeugpuppe als Spiegel von Zeit- und Modegeschichte / Motiviert zum Beruf

Von den einen als trendiges Spielzeug heiß geliebt, von den anderen als blondes Dummchen abgetan, aber immer ein Spiegel ihrer Zeit: »Barbie« hat den Weg ins Museum geschafft. »Busy Girl – Barbie macht Karriere« heißt eine Sonderausstellung, die am Wochenende im StadtMuseum Einbeck eröffnet wurde. Zahlreiche Barbies aus den Sammlungen von Karin Schrey und Bettina Dorfmann zeigen, dass das zuweilen schlechte Image, das die Puppe in Deutschland hat, zu Unrecht besteht. Vielmehr wird Barbie gezeigt als positives Beispiel für eine Frau, die beruflich ihren Weg geht – als Astronautin, als Pilotin, als Ärztin, denn längst hat sie sich aus den traditionellen Mustern befreit, in denen »Ken« der Arzt und sie die lächelnde Oberschwester ist.

Einbeck. Der gute Zuspruch zur Ausstellungseröffnung zeige, dass auch ein solches möglicherweise »abgelegenes« Thema Publikum finde, stellte Bürgermeister Ulrich Minkner angesichts des starken Besuchs fest. Ihm selbst, bekannte er, sei das Thema fremd, er habe keine Schwester, bei der er als Kind das Barbie-Spiel beobachten konnte. Allerdings seien die Vielfalt der Puppen und ihre Lebensdauer durchaus faszinierend. Museumsleiterin Dr. Elke Heege dankte er, dass sie diese Idee ins Museum gebracht habe. Auch Männer, so sein Rat, seien hier richtig, gebe es doch mitunter Erklärungen für das »seltsame Verhalten der Ehefrau«.

»Ein solcher Bürgermeister ehrt eine Stadt«, dankte die Journalistin und Museumspädagogin Karin Schrey für die Begrüßung. Einbeck sei die 21. Station der Barbie-Ausstellung, die bisher mehr als 120.000 Besucher gesehen hätten – das zeige ein gutes Konzept. »Wir haben nicht nur eine Puppenausstellung erarbeitet, sondern wir haben Szenen so aufgebaut, dass sie Spaß  machen, und sie haben Sinn«, stellte sie fest. Die Ausstellung stammt von ihr und von Bettina Dorfmann, die mit der weltgrößten Sammlung alter Barbie-Puppen – rund 3.000 Stück – sogar im Guiness-Buch steht. Insgesamt umfasst die Sammlung mehr als 6.000 alte und neue Barbies. Die Puppe zeigt die Welt um sie herum, nicht nur Glamour, sondern eine sich verändernde Zeit – die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. »Alles in unserer Welt findet sich auch in Barbies Welt wieder, sie ist ein Spiegel der Epoche«, so Karin Schrey. Sie sei aber auch die Frau, der man nichts zutraue. Dabei ist sie mit mittlerweile fast 54 Jahren das älteste Spielzeug ihrer Art, nur übertroffen von der Käthe-Kruse-Puppe. Ein Geheimnis des Erfolges sei, dass das  Image gepflegt werde, Barbie sei authentisch. In Deutschland allerdings habe sie ein schlechtes Image, bedauerte die Journalistin.

Die Geburt hat Barbie eigentlich einer Zeitungsente zu verdanken: Am 24. Juni 1952 musste die »Bild«-Zeitung eine Falschmeldung aus dem Blatt nehmen – die Lücke wurde mit einem Cartoon gefüllt. Zu sehen war Lilli, eine schlanke, blonde Frau mit Pferdeschwanz, und sie wurde zu einem großen Erfolg. Bald gab es Puppen davon, gedacht nicht als Spielzeug, sondern als Mitbringsel für Erwachsene. Parallel dazu war die Firma Mattel in den USA auf der Suche nach Puppen mit erwachsenen Formen, sie sollte die berufstätige Frau zeigen. Als Mattel-Chefin Ruth Handler Lilli bei einem Europa-Besuch entdeckte, war Barbie schnell geboren, benannt nach Handlers Tochter Barbara. Sie wurde zum »Teenage Fashion Modell« und überwand Länder- und kulturelle Grenzen. Vorwürfe, es handele sich um einen »missgebildeten Menschen«, perlten an Barbie ab: Immerhin sind ihre langen, schlanken Beine ein prima Griff für Kinderhände. Als »Vergehen gegen den guten Geschmack« wurde sie beschimpft, aber man könne von Barbie lernen, machte Karin Schrey deutlich. Kinder würden die Welt durch Nachspielen begreifen, Rollenspiel habe eine lange Tradition. So könne Barbie Kindern das »erwachsene« Leben nahebringen. Sie vermittele als Spielzeug Arbeit als positiven Wert, indem die Puppenfigur nämlich Karriere mache. »Seit mehr als 50 Jahren spielen Kinder mit Barbie, und es hat ihnen nicht geschadet«, betonte sie.Zunächst war Barbie in typischen Frauenberufen tätig, aber sie hat sich schnell entschlossen, Traumberufe zu erlernen: Sie war als Astronautin auf dem Mond, sie ist Feuerwehrfrau, Reporterin, Rockstar, aber auch Ärztin oder Soldatin. Schule, Ausbildung oder Universität sind ihr immer wichtig: »Sie ermutigt Kinder, ihre Träume wahr zu machen«, sagte Karin Schrey. Dabei sei die Entwicklung in Deutschland unterschiedlich verlaufen: Hier dominierten noch immer die Fee- und Prinzessin-Darstellungen. Die Paläontologin Barbie habe keinen Erfolg, ergänzte Sammlerin Dorfmann. Den »tollsten Job der Welt« hätten allerdings sie und Bettina Dorfmann, lachte Karin Schrey: »Wir werden fürs Spielen bezahlt.«

Eine Einführung in die Ausstellung gab Bettina Dorfmann, seit rund 20 Jahren Barbie-Sammlerin und mit allen Entwicklungen bestens vertraut. »Barbies Ausstattung zeigt Mode und Material der jeweiligen Zeit«, erläuterte sie. Dabei sei es für die Hersteller wichtig gewesen, dass die Puppen, die zunächst nur im Badeanzug geliefert wurden, gut an- und ausziehbar und gut spielbar seien – entsprechend habe man die Körperformen angepasst. »Das ist kreativ, das bereitet die Kinder aufs Leben vor, denn sie können viel damit machen.«

Die Ausstellung zeigt nicht nur Mode-, sondern auch Wohnwelten, angepasst an den jeweiligen Zeitgeschmack. So verfügte Barbie über Landhäuser und Stadtwohnungen, zunächst aus Pappe, später aus Plastik. Sie zog mit Mager-Model Twiggy in der Carnaby-Street ein, sie war Kamerafrau und Regisseurin bei einem Michael-Jackson-Konzert, und sie sprach als US-Präsidentin vor einer großen Schar berufstätiger Frauen. In der Modeboutique, bei McDonald’s, im Friseursalon oder in Amerika-typischen Kulissen wie Milchbar oder Autokino findet man Barbie ebenfalls wieder. Sie trägt aufwändig gearbeitete Modellkleider mit passendem Hut, Pettycoat oder Schlaghosen, sie ist sportlich, und sie kann mit dem Computer umgehen. Mit Langzeit-Freund Ken hat sie beruflich längst gleichgezogen. Von der Babysitterin zur Präsidentin, in diesem beruflichen Spektrum findet sich Barbie in der Ausstellung wieder.

Die Sonderausstellung ist bis zum 14. April im StadtMuseum zu sehen. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 11 bis 16 Uhr. Zur Ausstellung ist ein Katalog erhältlich.ek

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