Bauschäden machen Sanierungsvorhaben teurer

Ehemaliges Waisenhaus in der Baustraße: »Kellerschwamm« sorgt für zeitliche Verzögerung und Mehrkosten

Der Umbau des ehemaligen Waisenhauses in der Baustraße 23 hat im Sommer begonnen. Die Instandsetzung der Südfassade mit dem besonderen Leiterfachwerk verläuft gut. Schwierigkeiten gibt es dagegen in anderen Bereichen des Gebäudes.

Einbeck. Wer ein altes Haus saniert, muss in der Regel mit Überraschungen rechnen – das gilt nun auch für das Bauvorhaben Baustraße 23, das ehemalige Waisenhaus. Im Sommer haben die Bauarbeiten für zeitgemäße Wohnungen begonnen. Inzwischen gibt es einige schöne Überraschungen, etwa die historischen Farbbefunde am abgehängten Giebel auf der Westseite, aber auch einige unschöne, und die werden das Vorhaben deutlich teurer machen.

Das große Gebäude Baustraße 23 wurde als königliches Waisen- und Werkhaus 1712 errichtet. Zusammen mit der möglicherweise älteren Kelleranlage steht es unter Denkmalschutz. Es nimmt baukonstruktiv eine Sonderstellung in Einbeck ein: Das im Nordhessischen bekannte Leiterfachwerk, zu sehen auf der Fassade an der Südseite/Baustraße, ist für Einbeck einzigartig.

Das Haus gehört den Einbecker Hospitalstiftungen. Sie bauen es nun um, damit – im Stiftungssinn – zeitgemäße, barrierearme Wohnungen unterschiedlicher Größe für einkommensschwache Personen entstehen.

Dass es einen Unterhaltungs- und Sanierungsstau gab, war bekannt; dass man auf derartige Baufehler treffen würde, damit hatte Gunnar Groneweg vom Gebäude- und Liegenschaftsmanagement bei der Einbecker Stadtverwaltung vermutlich nicht gerechnet.

Mit den Vorbereitungen zum Umbau ist bereits 2016 begonnen worden: Die Wohnungen, die noch belegt waren, wurden entmietet, das gesamte Haus wurde ausgeräumt. Aufgedoppelte Fußböden und Türzargen wurden entfernt. Die Kostenschätzung für die Maßnahme, vom Architekten auf der Basis einer Voruntersuchung ermittelt, belief sich auf 960.000 Euro. Als die Wände geöffnet und Decken abgenommen waren, stellte man fest, dass die komplette Statik erneuert werden muss: Dachbalken verlaufen nicht mehr durchgängig, sondern viele sind in der Baugeschichte irgendwann einmal abgesägt, durchtrennt oder abgebeilt worden, und anschließend waren sie unter Verkleidungen versteckt. »Das verteuert das Bauvorhaben in Umfang und Kosten enorm«, stellt Gunnar Groneweg fest.

Besonders gravierend sind die Probleme an der Fassade an der Nordseite. Hier wurde das Erdgeschoss untermauert und der Putz bis auf die Querbalken hochgezogen. »Das sah dann schön gerade aus, wirkte aber wie eine Badewanne«, berichtet Gunnar Groneweg. Dieser Baufehler, vermutlich aus den 1970er Jahren, habe zu Schimmelbildung geführt. »Wir haben das zweimal von Fachlabors untersuchen lassen: Es ist kein echter Hausschwamm, sondern «nur” brauner Kellerschwamm.« Trotzdem bedeutet das, dass Schwellen und Balkenköpfe entfernt werden müssen – wie weit der Schaden fortgeschritten ist, wird ein weiteres Gutachten zeigen, das in den nächsten Wochen erwartet wird. Möglicherweise müssen die Holzteile um bis zu 60 Zentimeter zurückgeschnitten und erneuert werden, und die Schwellen müssen ausgetauscht werden. Dazu muss die gesamte Konstruktion angehoben und neu abgestützt werden. Auch alle Gefache müssen herausgenommen und erneuert werden. »Das wirft uns um Monate zurück«, hieß es dazu.

Unproblematisch läuft es dagegen auf der Südseite: Hier ist die Bausubstanz besser in Schuss. Es werden demnächst die Fenster eingebaut, und das Gerüst kann voraussichtlich in diesem Jahr noch abgebaut werden.

Im Erdgeschoss sind zwei Zwei-Zimmer-Wohnungen und eine Ein-Zimmer-Wohnung vorgesehen, die vom Garten aus erschlossen werden. Ihnen sind kleine eigene Gärten zugeordnet. Die Wohnungen sind behindertengerecht. Das erste Obergeschoss soll ohne Aufzug über ein Treppenhaus erschlossen werden; ein Laubengang wird als Stahlkonstruktion vor das Gebäude gesetzt, über das die Wohnungen ihren Zugang erhalten.

Hier ist eine Vier-Zimmer-Wohnung von fast 100 Quadratmetern geplant, außerdem eine Zwei- und eine Ein-Zimmer-Wohnung. Eine Erschließung des Dachgeschosses macht baulich keinen Sinn; er soll nur zu Wartungszwecken begehbar bleiben. Die Gauben sind inzwischen entfernt worden, das Dach ist bereits neu gedeckt.

Die Fertigstellung war für August 2018 vorgesehen – angesichts der jüngsten Erkenntnisse wird das aber voraussichtlich nicht einzuhalten sein, sondern der Termin wird sich um ein paar Monate nach hinten verschieben.

»Da platzt die nächste Bombe«, kündigte die Sachgebietsleiterin Haushalt und Steuern, Brigitte Hankel, in der Finanzausschusssitzung an, in der eigentlich der Haushalt für die Hospitalstiftungen beraten werden sollte. Aufgrund vieler ungeklärter Fragen war das noch nicht möglich. Eine gute Nachricht gibt es immerhin: Das gesamte Projekt wird über den Städtebaulichen Denkmalschutz gefördert, und diese Förderung soll auch die nun entstehenden Mehrkosten einschließen. Solange die Gutachten und damit Kostenschätzungen ausstehen, kann aber der Haushalt nicht beraten werden.

Einstimmig hat der Ausschuss beschlossen, ihn bei der nächsten Sitzung am 22. November auf die Tagesordnung zu nehmen.ek