Begeisterung über »Crème frech«

Theatergruppe spielt »Ladykillers« | »TangoBrücke« zweimal ausverkauft

Einbeck. Die »TangoBrücke« war zweimal völlig ausverkauft. »Crème frech«, das Theaterprojekt Einbeck, sorgte mit einer »kriminellen Komödie« für begeisterten Beifall der Zuschauer. Auf dem Programm stand »Ladykillers« nach dem gleichnamigen Kinofilm in der Fassung von E. Körner und M. Caleita, bearbeitet von Rolf-D. Bartels. Die junge Amateur-Theatergruppe brillierte mit Einfallsreichtum und Charme. Der Regisseur hatte für eine stimmige Besetzung der einzelnen Rollen gesorgt und konnte damit viel Spaß garantieren.

In einem alten Haus direkt neben der Bahnstrecke wohnen die beiden Schwestern Wimmerforce, in überzeugender Weise dargestellt von Anastasia Lisizin und Ivana Kreies. Immer wieder konnte man vergessen, dass die beiden Darstellerinnen gerade einmal gut 20 Jahre alt sind, führten sie doch die Schrulligkeit vor, mit denen manchmal alte Menschen daherkommen. Die Schwestern haben ein ruhiges Leben, in dem sich kaum mehr ereignet, als dass sie mit ihren Freundinnen (ebenfalls erstaunlich alt wirkend: Rabea Scholz und Laura Langhage) Karten spielen. Ab und zu erscheinen sie auf dem nahe gelegenen Polizeirevier und geben Verdächtigungen zum Besten, gepaart mit allerlei skurrilen Tagträumen. Die Polizistinnen (meist über Parfums und Eaux de Toilette diskutierend: Nadja Pastrick und Saskia Krummhaar) schwindeln den beiden vor, ihnen bisher jedes Mal ihre abenteuerlichen Geschichten geglaubt zu haben.

Dann aber kommt Abwechslung. Ein merkwürdiger Professor, Mr. Marcus, gespielt von Yannick Langenfeld, möchte das Zimmer mieten, das die beiden schon lange anbieten. Er bringt Freunde mit, die er mehr oder weniger energisch zu beeinflussen versucht. Da ist Dr. Courtenay, eine Ärztin, die heftig dem Alkohol zuspricht und deshalb längst ihre Zulassung »versoffen« hat (Henrike Bock). Da ist Mr. Knoten (großartig in einer behäbigen Art: Nico Rosniewski), der ungeheure Mengen an Kuchen und Keksen verschlingt und selbst dann, wenn er satt zu sein scheint, noch ein Stück Diätspeck hinunterwürgt. Da sind der herrlich fluchende und Sprüche klopfende Mr. Harvey (Boi Krumwiede) und auch seine Verlobte Sandra (Sina Fietze), die unmissverständlich klar macht, dass sie mit Machos eigentlich lieber nichts zu tun haben will: »Ich hätte lieber einen Mann als binnengesteuerte Boxershorts.«

Angeblich machen diese Besucher in ihrem Zimmer Hausmusik und haben auch ihre Instrumentenkoffer mitgebracht. In Wirklichkeit kommen die Klänge von einer CD. Die Fünf planen den Überfall auf einen Geldtransporter. Immer, wenn die Ladies Tee bringen, muss der CD-Player rasch abgestellt werden. Dann greifen die Gangster zu den Instrumenten und tun so, als könnten sie wirklich spielen.

Der Überfall gelingt, und 1,2 Millionen englische Pfund werden erbeutet. Doch als die Verbrecher das Haus verlassen wollen, klappt Mr. Knotens Cellokasten auf, und ein Teil des Geldes fällt heraus, den alten Damen direkt vor die Füße. Die Täter sind ertappt und werden aufgefordert, das Geld zurück zu geben. Doch diese beschließen, stattdessen lieber die beiden Mitwisserinnen zu beseitigen. Wie man sich wohl schon denken kann, gehen diese Versuche schief. Mehr noch: Die Gangster kommen selbst ums Leben. Dr. Courtenay bricht mit dem morschen Balkon zusammen, der zur Bahnstrecke hin gelegen ist. Harvey wird als vermeintlicher Mörder der Schwestern von Knoten erschlagen. Beim Versuch, Harvey auf einen Güterzug zu werfen, hält ihn Sandra so lange fest, dass sie selbst zum Opfer wird. Knoten kontrolliert einen defekten Tauchsieder und zittert sich, elektrisch geladen, selbst über den nicht mehr vorhandenen Balkon in die Tiefe, und Marcus möchte nach dem Mond sehen, wobei er einfach vergisst, dass der Balkon nicht mehr da ist.

Die Polizistinnen glauben natürlich wieder einmal, dass die Schwestern fantasieren, wenn sie von Geld in Instrumentenkoffern reden, und schlagen ihnen vor, es einfach zu behalten. So können die alten Ladies das erste Mal in ihrem Leben Reisepläne machen, und zwar nicht nur ein paar Tage nach Cornwall, sondern viele Wochen nach Neuseeland.

»Crème frech« hatte mit der Souffleuse Svenja Küster und dem Techniker Arne Dorn eine zuverlässige und grundsolide Unterstützung. Das Publikum amüsierte sich prächtig über die Story, den Wort- und Handlungswitz sowie die Spielfreude der Mitwirkenden und spendete langen Beifall. Die Theatergruppe wird das Stück voraussichtlich im November noch einmal aufführen.oh