Bekannte Heilpflanze

Der Löwenzahn – häufig in der Medizin angewendete Heilpflanze

Einbeck. Der Löwenzahn gehört zu den bekanntesten und am häufigsten angewendeten Heilpflanzen in der Volksmedizin. Den in ihm enthaltenen Wirkstoffen wie Karotenoide, Phytosterin, Cholin, Tannine und Taraxacin schreibt man unter anderem verdauungsfördernde, galle- und harntreibende, stoffwechselanregende sowie abführende Eigenschaften zu. Verwertet wird die komplette Pflanze: die Blütenköpfe lassen sich wie Kapern in Öl ein­legen. Die jungen Blätter ergeben roh oder gekocht einen ausgezeichneten reinigenden Salat und die gerösteten Wurzeln einen Kaffee-Ersatz. Der in allen Pflanzenteilen enthaltene Milchsaft lindert den durch Brennnessel-Kontakt ausgelösten Juckreiz und soll angeblich Warzen, die man mit ihm betupft, zum Verschwinden bringen.Die Beliebtheit der Pflanze mit dem hohen Bekanntheitsgrad zeigt sich nicht zuletzt in den vielfältigen Namen, die der Volksmund ihr gegeben hat. Eine kleine Auswahl: Kuhblume, weil die Kühe auf der Weide sie zum Fressen gern haben; Butterblume, weil ihre goldgelben Blütenköpfe wie Butter glänzen; Maiblume, weil sie im April/Mai ihre Hauptblütezeit hat; Löwenzahn, weil die unregelmäßig eingeschnittenen Blätter Ähnlichkeit mit dem Zahn eines Löwen haben (um das zu erkennen, braucht man allerdings eine große Portion Fantasie); Pusteblume, weil die zarten Fallschirmfrüchte sich so schön in die Luft pusten und vom Winde verwehen lassen; Wenig charmant nimmt sich die französische Bezeichnung »Pissenlit« = Bettnässer aus, die offensichtlich auf die harntreibende Wirkung Bezug nimmt. Doch auch in unserem Nachbarland sieht man gefährliche Zähne in den Blättern und nennt die Art »Dent de Lion« = Löwenzahn.

Ordnung im verwirrenden Vielerlei der Namen schafft die Systematik mit dem international verbindlichen wissenschaftlichen Namen »Taraxacum officinale«. Der Gattungsname Taraxacum kommt aus dem arabischen »Tharakhchakon«, worunter die Araber eine gelbblühende Pflanze verstanden. Dahinter verbirgt sich eine formenreiche Gruppe aus der Familie der Korbblütengewächse. Allen gemeinsam ist, dass die Blätter zu einer grundstän­digen Rosette zusammengefasst sind und dass die kleinen gelben Zungenblüten einen Blütenkorb bilden, der wie eine große Einzelblüte wirkt.

Je nach Standort können die Pflanzen stark variieren. Die enorme Anpassungsfähigkeit des Löwenzahns wurde in mehreren Experimenten demonstriert. Dazu teilte man die Pfahlwurzel einer Pflanze, die im Flachland gewachsen war, senkrecht in der Mitte durch. Eine Hälfte verblieb dort, die andere Hälfte pflanzte man ins Hochgebirge. Das Flachlandexemplar entwickelte sich zu einer stattlichen Pflanze, während im Hochgebirge der Wuchs deutlich niedriger ausfiel. Teilte man anschließend die Wurzel der Hochgebirgspflanze und zog eine Hälfte im Flachland, wurde daraus wieder eine typische Flachlandpflanze. Dahinter steckt keine Zauberei, sondern ein Erbgut, das eine breite Reaktion auf die jeweiligen Umweltbedingungen erlaubt. Egal, ob diese eine fette Wiese, ein Wegrand, ein Rasen im Garten oder eine Mauerritze darstellen, immer gelingt es dem Löwenzahn, Blüten und Früchte zu entwickeln und somit die Art zu erhalten – und das auf der gesamten Nordhalbkugel der Erde. In Deutschland nimmt der Löwenzahn unter den 100 häufigsten Pflanzenarten den sechsten Platz ein. (Angeführt wird die Liste vom Weißklee.)

Die Pflanzen vermögen sogar Asphalt zu durchbrechen, wenn dieser ihnen auf dem Weg zum Licht in die Quere kommt: echt stark – dieser Löwenzahn!oh