Bewusst aufs Lokale setzen

Walter Schmalzried wirbt für »Buy Local« | Vom Einzelhandel haben alle was

Einbeck. Einkaufen per »Klick« bei den Großen, bei Amazon oder Zalando - das kann teuer werden – nicht unter finanziellen, sondern unter gesellschaftlichen Aspekten. Das Wachstum des Internethandels bedeutet eine Gefahr für den Einzelhandel vor Ort und damit für gewachsene Strukturen. »Wer sich bewusst für die Online-Angebote entscheidet, bewirkt geringere Einnahmen beim Einzelhandel vor Ort, geringeres Steueraufkommen und schließlich weniger Geld für Infrastruktur.« Das stellt der Einbecker Einzelhändler Walter Schmalzried fest. Er hat sich deshalb dem Verein »Buy Local« angeschlossen, und er hofft, dass Kollegen es ihm gleich tun.

Der Anteil der Artikel, die im Internet gekauft werden, liegt derzeit bei rund 20 Prozent. Damit werde es für viele Bereiche schon schwierig, meint Walter Schmalzried. Ein Ansteigen würde gravierende Auswirkungen beim Handel vor Ort haben: »Was nicht genutzt wird, fällt weg«. Man könne nicht erwarten, dass Handel und Handwerk vor Ort unbegrenzt zur Verfügung stünden, wenn sie von den Kunden nicht genutzt würden. Auf diese Weise würden die Kunden nach und nach dafür sorgen, dass lokale Strukturen zerfallen.

»Mit dem Appell «Lebe und liebe deine Stadt” möchte ich auf die Auswirkungen hinweisen«, so Schmalzried. Vor Jahrzehnten gab es eine einprägsame Initiative der Einbecker Werbegemeinschaft, »Hier leben wir, hier kaufen wir.« Das sei ein guter Aufruf zu verantwortlichem Handeln gewesen. Heute seien die Gefahren größer, dass bequem vom Sofa aus eingekauft werde. »Der Handel vor Ort wird ausgehebelt.« Die Strukturen vor Ort würden geschwächt – noch dazu mit Unterstützung des Staates, denn die großen Versandhändler müssten keine Gewinne machen und keine Steuern zahlen; vielmehr könnten sie Schlupflöcher nutzen.

Für eine Stadt wie Einbeck hält er ein florierendes Zentrum für besonders wichtig: Die Besitzer der zahlreichen alten Gebäude lebten von der Vermietung an die Geschäfte, seien darauf angewiesen für Sanierung und Erneuerung. Wer jammere, dass das Angebot immer dünner werde, sollte sich an die eigene Brust schlagen, wenn er nämlich die örtlichen Geschäfte nicht unterstütze. Der Entwicklung Einhalt zu gebieten, werde nicht funktionieren, da ist Walter Schmalzried Realist. Er will aber auf die Gefahren hinweisen und den Finger in die Wunde legen: »Mit «Buy Local” können wir nicht die Welt retten, aber die Vielfalt des Ortes. Wir können uns die Probleme hier bewusst machen und gemeinsam ein verändertes Verhalten umsetzen.« Dem Kunden müsse es Wert sein, vor Ort zu kaufen.

»Buy Local« wendet sich offensiv gegen Öde in Innenstädten, die Initiative will Alternativen zu Amazon & Co. und zum damit verbundenen Verdrängungswettbewerb bieten. Die Stärkung regionaler Märkte sei wichtig gegen leere, austauschbare Stadtkerne. Die Kunden sollen animiert werden, Kaufentscheidungen bewusst und sensibel zu treffen – mit Blick auf die Auswirkungen. »Jeder Euro, der in der Region verbleibt, sorgt für den Erhalt von Arbeitsplätzen, erhöht durch Steuereinnahmen die Lebensqualität aller Bürger und trägt dazu bei, Strukturen zu erhalten.« Das kann Walter Schmalzried voll und ganz unterstreichen. Kindergärten, Schulen, soziale Einrichtungen und Vereine – alle würden von »Buy Local« profitieren und von der Wertschöpfung vor Ort, die damit verbunden sei.

Dabei sieht sich die Initiative nicht als Gegner des Internets: Viele Mitglieder hätten eigene Webshops, über die ihre Produkte vertrieben würden. Anlass zur Sorge seien dagegen die Online-Konzerne, die nicht auf Nachhaltigkeit setzen würden.

Das Mitgliedszertifikat weist Schünemann Mode + Sport als ein der Nachhaltigkeit verpflichtetes Unternehmen aus, zudem engagiert für ein attraktives Erscheinungsbild der Innenstadt. Wert gelegt wird ebenfalls auf aufmerksames, geschultes und freundliches Personal.

Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet durch die Universität Lüneburg, die Duale Hochschule für Handel in Zukunft und das Zukunftsinstitut von Matthias Horx.ek