Aus der Kellerwandgeborgen:

Bier-Historie von 1965

Einbeck. Der Zufall hat das Einbecker Brauhaus zu einem interessanten Fund aus der Vergangenheit geführt: Derzeit laufen umfangreiche Bauarbeiten im Ur-Bock-Keller. Putz wurde von den Wänden genommen, Durchbrüche wurden geschaffen, das gesamte Keller-Konzept wird überarbeitet. In diesem Zusammenhang haben Brauhaus-Vorstand Walter Schmidt (links) und Marketingleiter Ingo Schrader (rechts) auch in einem alten Fotoalbum geblättert, und dabei sind sie auf Aufnahmen von 1965 gestoßen. Zu sehen ist unter anderem, wie in einer Nische neben der Treppe zum Keller ein Paket eingemauert wird, ein anderes Bild zeigt Stadtdirektor Heinrich Keim und Bürgermeisterin Auguste Jünemann über einer Urkunde.

Anhand der Fotos ließ sich die mit Putz verdeckte Nische schnell ausfindig machen, und gespannt haben Walter Schmidt und Ingo Schrader das historische Päckchen geöffnet: Enthalten waren zehn Flaschen Einbecker Bier – jeweils zweimal Urbock, Bock hell, Brauherrenbier, Export Spezial und Nährbier –, außerdem ein Glas, alles verpackt in der damaligen Originalaufmachung in einer Präsentkiste. Dazu gepackt waren ein Einbecker Stadtprospekt im A-5-Format und ein Buch, außerdem eine verschlossene Metallröhre. Viel, das bedauern die Finder, ist allerdings von den außergewöhnlichen Fundstücken nicht übrig geblieben, denn einige der Bierflaschen standen auf dem Kopf, und die Kronkorken haben über die Jahrzehnte nicht dicht gehalten. So haben sich die Flaschen in die Plastikverpackung entleert, die Holzkiste ist in einige Einzelteile zerfallen, das Buch ist, obwohl noch mit einer Extra-Plastikhülle versehen, total durchnässt, und auch die touristische Broschüre ist wellig geworden. Dicht geblieben ist dagegen die Metallhülse, und nach ihrer Öffnung kamen eine zusammengerollte Urkunde und einige Einbecker Ansichtskarten zum Vorschein. Die Urkunde ist datiert auf den 10. Februar 1965, Anlass war die Besichtigung des Ur-Bock-Kellers durch Rat und Verwaltung der Stadt. Schriftlich festgehalten ist der Inhalt der eingemauerten Kiste.

Außerdem gibt es einen Verweis auf weitere historische Flaschen. »Möge eine spätere Generation die Kiste mit den Flaschen unversehrt auffinden und dadurch feststellen, dass die Stadt Einbeck historischer Bierproduktionsort im Auf und Nieder der Zeitgeschichte war und hoffentlich bleiben wird«, heißt es weiter. Unterschrieben ist die Urkunde von drei Brauhaus-Vorständen, darunter Karl-Ernst Lenz, sowie Bürgermeisterin Jünemann und Stadtdirektor Keim. Die Fundsachen, kündigen Schmidt und Schrader an, sollen im Rahmen der derzeitigen Renovierung einen passenden Platz finden. Termin zur Eröffnung ist das Hoffest des Brauhauses am Sonnabend, 27. April, verbunden mit dem Mai-Bock-Anstich.

Verschiedene Bands werden auf einer Bühne auf dem Brauereihof auftreten, es gibt Bier und Snacks, und die Gäste haben Gelegenheit, an einer Brauhaus-Führung teilzunehmen, einschließlich Besichtigung des Ur-Bock-Kellers.oh