Blick auf eine schöne Woche – und Bratwurst beim Kürbisfest

Einbeck und Keene feiern Abschied nach »Chamber Singer«- und Komitee-Besuch sowie zehnjähriges Bestehen der Städtepartnerschaft

Rückblick, Abschied und der Blick in die Zukunft: Mit einem festlichen Abend haben Vertreter aus Einbeck und Keene das zehnjährige Bestehen der Partnerschaft gefeiert. Zugleich endete damit der offizielle Teil des Besuchs von Mitgliedern der »Chamber Singers of Keene« und des Partnerschaftskomitees aus den USA.

Einbeck. Die Woche sei schnell vergangenen, sagte Jörg Meister vom Einbecker Partnerschaftskomitee. Es sei eine Woche des Kennenlernens gewesen, in der man neue Eindrücke gewinnen konnte. Im Namen der Stadt Einbeck hieß der stellvertretende Bürgermeister Alexander Kloss die Besucher willkommen. Vor zehn Jahren habe die Stadt Einbeck ihr 750-jähriges Bestehen gefeiert, und am Rand der Feierlichkeiten wurde Kontakte zu einer Delegation nach Keene vertieft, die in der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde mündeten. Er selbst, blickte Kloss zurück, habe als Neuling im Rat einen beeindruckenden Abend mit den Gästen verlebt. Nach der Rede des Keener Bürgermeisters Michael Blastos sei er unvermittelt aufgefordert worden, etwas zu sagen. Er hatte nichts vorbereitet, konnte die Aufgabe aber meistern, und endete mit dem Satz »Heute Abend sind wir alle Keener.« Der Abend, so Kloss, habe nachhaltigen Eindruck hinterlassen – bis heute. Er freue sich, dass er nun die Gäste erneut offiziell begrüßen dürfe. Er sei dankbar für die schönen Augenblicke der zehnjährigen Partnerschaft, und die Stadt Einbeck schätze sich glücklich über die vielfältigen Kontakte, die in den vergangenen Jahren über diese weite Distanz entstanden seien. Für die Einbecker werde die Städtefreundschaft mit dem neuen Keene-Platz noch präsenter. Er hoffe, so Kloss weiter, dass neben symbolhaften Gesten weiter vor allem begeisterte Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks die Partnerschaft beleben und ausbauen würden.

Der Partnerschaftsvertrag wurde am 15. Mai 2002 in Einbeck und am 3. Oktober 2002 in Keene von den Bürgermeistern Martin Wehner und Michael Blastos unterzeichnet. Der Beginn der Partnerschaft liege noch weiter zurück, wobei Wehner sich über den Anfang nicht sicher war: War es ein Anruf des damaligen Chefs der Einbecker Firma Schleicher & Schuell, Dr. Specht, der eine Partnerschaft zu Keene anregte, wo das Unternehmen eine Filiale unterhielt, oder war es der Besuch von Steven Cole aus Keene, der den Willen zur Partnerschaft aus Keener Sicht bekundete? Zunächst habe er sich kundig machen müssen über die Lage im Bundesstaat New Hampshire, zwei Autostunden vom Flughafen Boston entfernt. Immerhin spiele, so Wehner,die Erreichbarkeit einer Partnerschaft eine wichtige Rolle. Die Idee des Austausches mit Amerika sei für ihn faszinierend gewesen. Dabei seien die Widerstände »nicht gering« gewesen. Dass sie überwunden wurden, sei Dr. Specht, Jürgen Renken, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Einbeck, sowie den Fraktionsvorsitzenden von SPD und CDU, Ulrich Minkner und Hans-Jürgen Rusch, zu verdanken. Gemeinsam sei es gelungen, einen positiven Beschluss zur Partnerschaft zu erreichen. Eine wichtige Rolle habe Steven Cole mit seiner Beharrlichkeit gespielt, und dem habe man sich nicht verschließen können.

Eine Partnerschaft, so Wehner weiter, müsse von Menschen getragen werden, die bereit seien, sich einzubringen. Als es darum ging, den Vertrag mit Leben zu füllen, sei seitens der Schulen nur die BBS Einbeck dem Wunsch nachgekommen; dafür dankte er ausdrücklich. Im Bereich Sport seien es die Fußballer mit Jörg Meister, der klar zur Partnerschaft stehe. In diesem Jahr gebe es nun einen Austausch auf hohem kulturellem Niveau mit zwei Chören, die sich gesucht und gefunden hätten.

Der Austausch diene dem Kennenlernen, dem Verstehen und dem Abbau von Vorurteilen. Man lerne, dass andere anders lebten – aber nicht besser oder schlechter. Beeindruckt habe ihn das private Engagement in Keene, hob Wehner hervor, Bürger setzten sich in besonderem Maße für ihre Stadt ein. Davon könne man in Einbeck und in Deutschland viel lernen. Aber auch Herzlichkeit, Freundlichkeit und Wärme, mit der die Einbecker begrüßt wurden, habe ihn beeindruckt: »Wir wussten vom ersten Moment an: Hier sind wir unter Freunden.« Ein Ziel verbinde beide Seiten, die Freiheit. Über alten Bauernhäusern im Norden stehe oft der Spruch »Lever dood as sklav«, »Lieber tot als Sklave«, und der Wahlspruch des Staates New Hampshire laute »Live free oder die«, »Lebe frei oder stirb.« Das Lernen voneinander sei ein permanenter Prozess, so Wehner schließlich. Wie schnell das gehe könne, zeige das Erfolgsmodell Partnerschaftskomitee, das man übernommen habe. Dank sagte er dabei Albert Thormann, Jürgen Herbst und Burghard Jablonski. Somit sei ihm um die Entwicklung der Partnerschaft nicht bange, denn solange es in beiden Städten Menschen gebe, die sich persönlich einbringen würden, werde sie leben.

Einen Brief von Michael Blastos, Bürgermeister von 2000 bis 2007, an Martin Wehner hatte Irene Davis, stellvertretende Komitee-Vorsitzende in Keene, im Gepäck. Er erinnerte an die wunderbare Beziehung beider Städte, und Keene fühle sich geehrt, in Einbeck so hoch geschätzt zu werden. Fußballer, Politik, Feuerwehr, Polizei, Chöre – eine große Zahl von Bürgern und Gruppen stehe für die Partnerschaft, stellte Tom Link, stellvertretender Komiteevorsitzender in Keene, fest. Er dankte nicht nur dem Einbecker Komitee, sondern auch den »Voices«, die den Sängern Heim und Herzen geöffnet hätten. Es sei der bisher schönste Besuch in Einbeck gewesen, eine wunderbare Reise.

Ein persönliches Dankeschön an Chorleiter-Kollegin Annett Steinberg sagte Dr. Sandra Howard, Leiterin der »Chamber Singers«. Sie sprach zugleich die Einladung aus, nach Keene zu kommen. Gern, so Annett Steinberg, sehe man, wo die amerikanischen Freude leben und singen würden: »Wir haben Feuer gefangen.«

Viel bewegt und in langer Vorbereitung das Programm erarbeitet hat Albert Thormann. Als »bescheidener Bürger, der sich in die Partnerschaft einbringt, für mehr Lebensfreude auf beiden Seiten«, so sah er selbst seine Tätigkeit. Er dankte allen Helfern für ihre Unterstützung, und er erinnerte an den Höhepunkt der Keene-Woche, das Konzert in St. Marien. Das sei wirklich etwas Besonderes gewesen. Der Besuch zeige weiter, dass die Freundschaft funktioniere. »Wir fühlen uns wie eine große Familie«, und unter diesem Aspekt sei der Weg in die USA nicht weit. Menschen schafften Kontakte über gemeinsames Singen oder über den Sport. Mit den Gästen habe man eine sehr schöne Zeit voller Herzlichkeit verbracht, aber leider gingen die schönen Dinge im Leben viel zu schnell vorbei. Man behalte jedoch Erinnerungen. »Ich bin ein Keener«, das sage er gern, und man sehe sich sicher wieder, vielleicht schon bald: »Wir wäre es, wenn wir auf dem Kürbisfest im Oktober eine Bratwurst zusammen essen?« ek

Mai-Ur-Bock-Anstich zum Brauhaus-Hoffest