Blick in die Stadtgeschichte

Mehrsprachige Stadtführungen im Rahmen der Interkulturellen Woche

Mehrsprachige Führungen werden im Rahmen der Interkulturellen Woche angeboten. Dabei geht es um Fachwerkhäuser und die Einbecker Stadtgeschichte.

In Deutschland wie auch in anderen Ländern Europas scheint die Hemmschwelle für rassistische Worte und Taten zu sinken. Der Ruf nach einfachen Lösungen findet Beachtung. Für komplexe Probleme und Herausforderungen gibt es aber keine einfachen Lösungen. In diesem Jahr lautet das Motto der Interkulturellen Woche deshalb »Zusammen leben, zusammen wachsen«.

Einbeck. Die bundesweit jährlich stattfindende Interkulturelle Woche ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie findet seit 1975 statt und wird von Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Inte­grations­beiräten und -beauftragten, Migrantenorganisationen, Religionsgemeinschaften und Initiativgruppen unterstützt und mitgetragen. In mehr als 500 Städten und Gemeinden werden rund 5.000 Veranstaltungen durchgeführt. Der Tag des Flüchtlings ist Bestandteil der Interkulturellen Woche.

In Einbeck bieten der Bereich Tourismus der Stadt Einbeck, die IGS und die Diakoniestiftung »Nächstenliebe« in dieser Woche mehrsprachige Stadtführungen an. Auf Deutsch, Arabisch, Kurdisch und Türkisch können die Teilnehmer bei den kostenlosen Stadtspaziergängen Wissenswertes über die Altstadt, die historischen Gebäude und die Geschichte des Bieres erfahren.

Stadtführerin Edeltraud Hebel freute sich, dass die Stadtführung gut angenommen wurde, Mayssam Freitag übernahm die Übersetzung ins Arabische. Die Teilnehmer erfuhren, dass Einbeck rund 35.000 Einwohner hat, leider mit sinkender Tendenz. Sie leben in einer Flächenstadt, und in der Kernstadt findet man viele alte Fachwerkhäuser, die nach dem großen Stadtbrand im Jahr 1540 gebaut ­wurden. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es den letzten großen Stadtbrand in der Innenstadt (abgesehen vom dem im Jahr 2005). Das Juwel der Fachwerkkunst, das Eickesche Haus, wurde samt Sanierungsgeschichte vorgestellt, ebenso die das ehemalige Clarissenkloster und die Stadtmauer. In der Tiedexer Straße ging es um die lange Geschichte des Bierbrauens. Ein Blick auf den Marktkirchturm verdeutlichte, wie schief er steht. Und auf dem Marktplatz waren der Till, die Rats-Apotheke, das Brodhaus und das Rathaus sowie das Stadtkommandantenhaus mit seinem Erker Ziel der Stadtführung.

Die Organisatoren der Stadtspaziergänge, Ulrike Lauerwald vom Fachbereich Tourismus, Simone Bertram, Schulsozialarbeiterin der IGS, und Mayssam Freitag von der Diakoniestiftung »Nächstenliebe«, meinen, dass in der Vielfalt, die in Deutschland über Generationen gewachsen ist, die Zukunft der Gesellschaft liege. Vielfalt wecke Kreativität für Problemlösungen, das verbinde und mache stark. Diese verbindende Kraft der Vielfalt wird bei den Stadtspaziergängen in Erinnerung gerufen.

Bis heute ist das Eintreten für bessere politische und rechtliche Rahmenbedingungen des Zusammenlebens von Deutschen und Zugewanderten ein Ziel der Interkulturellen Woche. Aber auch durch Begegnungen und Kontakte im persönlichen Bereich ein besseres gegenseitiges Verständnis zu entwickeln und zum Abbau von Vorurteilen beizutragen, ist ein zentrales Anliegen der Initiative.

Heute kann man ab 17 Uhr an einer deutsch-afghanischen Führung teilnehmen, morgen ab 18 Uhr an einer deutsch-türkischen be­ziehungsweise deutsch-arabischen Führung. Treffpunkt ist am Eickeschen Haus. Die ­Führungen sind kostenlos, allerdings ist eine Anmeldung unter simone.bertram@igs-einbeck.eu erforderlich.sts