Bockbier und Bockwurst gäbe es ohne Einbeck nicht

SPD-Abteilung Einbeck Kernstadt besuchte zum Abschluss des Projektsommers das Einbecker Brauhaus

Zum Abschluss des Projektsommers besuchten die Mitglieder der SPD-Abteilung Kernstadt Einbeck samt Freunden und interessierten Personen das Einbecker Brauhaus.

Zum Abschluss des SPD-Projektsommers besuchten die Mitglieder der SPD-Abteilung Einbeck Kernstadt mit Freunden und Gästen das Einbecker Brauhaus. Viel Wissenswertes und Neues präsentierte Birgit Wiegmann mit Wortwitz den Besuchern, bevor ein Umtrunk im Ur-Bock-Keller folgte.

Einbeck. Brauhaus-Vorstand Martin Deutsch freute sich, dass der Projektsommer in der Brauerei ausklinge – wie schon vor sechs Jahren. Seit 2013 wurden rund 20 Millionen Euro investiert, kürzlich kam erst eine neue Filtration hinzu. Zum Entdecken und Erleben der beliebten Brauerei lud er ein – und nach dem interessanten Rundgang zum geselligen Umtrunk.

Der Projektsommer stand unter dem Motto »Wir hören uns um«, erklärte Vorsitzende Rita Moos. Anlässlich 150 Jahre SPD in Einbeck wurde Arbeiter-, Bürger- und Industriegeschichte beim Einbecker Sportverein, in der Marktkirche St. Jacobi, bei der Oppermann-Gruppe, der Diakoniestiftung Nächstenliebe und der ehemaligen Tapetenfabrik Vereta kennengelernt. Zum Abschluss stand der Besuch des Einbecker Brauhauses an. Vielfältig war das Programm, gefreut wurde sich schon auf interessante Veranstaltungen 2020.

Zu Beginn teilte Wiegmann mit, dass das Einbecker Bier 1378 erstmals urkundlich erwähnt wurde – beim Verkauf von zwei Tonnen Bier nach Celle. Doch auch schon davor war der Bierhandel in Einbeck bedeutungsvoll. Mehr als 740 Vollbürger gab es, die das Recht hatten, Bier zu brauen. Der Braumeister zog mit der Braupfanne von Haus zu Haus. Runde große Torbögen in die Innenstadt verdeutlichten, in welche Haushalte sie geschoben werden konnte. Die jeweilige Reihenfolge für das Brauen loste man jährlich neu aus. Der Rat der Stadt kaufte die Überproduktionen auf und sorgte für deren Vermarktung im gesamten deutschen Raum und im Ausland wie Österreich, Niederlande oder Dänemark. Die Mitgliedschaft in der Hanse begünstigte dies.

Seit dem 23. April 1516 gelte das deutsche Reinheitsgebot, so Wiegmann. Für Bier darf ausschließlich Gerstenmalz, Hopfen und Wasser verwendet werden. Dies sei ein Segen, denn davor wurde teilweise Pech oder Ochsengalle beigemischt.

Am 17. April 1521 soll Martin Luther von Herzog Erich auf dem Reichstag zu Worms einen Krug Einbecker Bier erhalten haben, worauf er vermeintlich sagte: »Der beste Trank, den einer kennt, der wird Einbecker Bier genennt«; seine Thesen widerrief er jedoch nicht.

Schon 1519 kostete er das erste Mal bei seiner Disputation den kostbaren Gerstensaft, die Stadt Wittenberg schenkte ihm zu seiner Hochzeit mit Katharina von Bora mehrere Fässer aus Einbeck. Seine Frau braute auch gutes Bier, doch kam dies nicht an das »beste Bier« heran. Dies zeige, was er für einen guten Geschmack hatte.

Mehrfach beeinflusste das Einbecker Bier positiv die Münchner Geschichte, schmunzelte Wiegmann: 1614 wurde der Einbecker Braumeister Elias Pichler vom Münchener Hofbräuhaus abgeworben, der darauf sein Ainpöckisch Bier in München braute. Als Folge entstand in der Münchner Mundart die Bezeichnung Bockbier, der Slogan »Ohne Einbecker gäbe es kein Bockbier« entwickelte sich.

1632 belagerten die Schweden München. Nach der Übergabe von Einbecker Bier sahen sie von Plünderung ab. Ohne Einbeck gäbe es kein Bockbier, aber auch keine Bockwurst, teilte Wiegmann mit. Mönche in Klostern hatten nach dem Verzehr des Ainpöckisch Bieres Hunger und verzehrte gern dazu Würste. Bockbier und Bockwurst galten schon 1827 als »beliebtes altmünchnerisches Frühstück«.

Die Einbecker Gemeinschaftsbrauerei wurde 1794 errichtet samt Zusammenlegung der Einzelbraurechte. 1851 gab es die erste Abfüllung in Flaschen. Die »Original Einbecker Flasche« gilt seitdem als eines der Wahrzeichen des Einbecker Brauhauses.

1988 wurde die Göttinger Brauhaus AG übernommen, 1997 die Martini-Brauerei aus Kassel samt der Marke Nörten-Hardenberger. 2013 folgte die Privatbrauerei Härke in Peine und die Neugründung der Härke Braumanufaktur. 2018 setzte das Einbecker Brauhaus rund 600.000 Hektoliter ab. Rund 150 Mitarbeiter werden beschäftigt.

Die Verbindung von Martin Luther, Elias Pichler und Till Eulenspiegel zum Einbecker Bier lernten die SPD-Besucher bei einem unterhaltsamen Film kennen, bevor Wiegmann am Modell der Innenstadt erklärte, wie das Unternehmen in die Stadt eingebunden sei und sich über die Jahre vergrößerte. Täglich pendeln Shuttle-Lastwagen zum Logistikzentrum in der Hansestadt und zurück.

Die Prozesse der Bierherstellung mit Maischen, Läutern, Sieden, Kühlen und Gären waren im Mittelalter mühselig, der Braumeister musste sie stetig überwachen. In der heutigen Zeit werden sie modern gesteuert und kontrolliert. Gelang früher einem Braumeister das Bier nicht, schlug er dem Fass den Boden aus. Die bekannte Redewendung stamme daher, so Wiegmann.

Beliebt war das Probieren der verschiedenen Malz- und Gerstesorten, bevor es zu den Gärkellern ging, die bis zu 22 Meter hoch sind. In ihnen gären bis zu 240.000 Liter Bier sechs bis zehn Tage. Anschließend muss es noch einige Wochen vor der Abfüllung lagern.

Dieses geschieht entweder bei der Fassabfüllung mit maximal 160 Stück pro Stunde – oder in den zwei modernen Flaschenabfüllanlagen, in denen bis zu 95.000 Flaschen pro Stunde gewaschen, kontrolliert, gefüllt, etikettiert und verschlossen werden können. Neben den eigenen Sorten vertreibt das Einbecker Brauhaus Chargen der Tochterunternehmen und produziert im Lohnbrau weiteres Bier.

Nach der Führung durch das Brauhaus genossen die Besucher den Umtrunk im Ur-Bock-Keller. Rita Moos bedankte sich bei Wiegmann für den interessanten und informativen Rundgang sowie bei den Teilnehmern für die rege Teilnahme am Projektsommer.mru