Brandruine an der Saline abgerissen und geräumt

Kultur-Förderkreis: Erhaltene Überreste der historischen Technik sollen für Wiederaufbau genutzt werden | Spenden

Die Grundmauern, ein Fachwerk-Gerippe und vorn links der Siedeofen: Viel ist nach dem Feuer vom Bohrturm der Salzderheldener Saline nicht übrig geblieben. Die Brandreste wurden jetzt weitgehend abgeräumt, die erhaltenen und geborgenen Überreste der historischen Technik könnten für einen Wiederaufbau – in welcher Form auch immer – genutzt werden.

Salzderhelden. Es sieht erschreckend aus: ein Gerippe aus dicken verkohlten Balken, über Jahrzehnte mit Sole getränkt, deshalb konnte das Feuer sie nicht komplett zerstören, dazwischen Metall, geschwärzte Backsteine auf dem Boden. Aber es gibt Hoffnung, denn einiges läuft noch oder wieder, hat das Feuer fast unbeschadet überstanden und könnte die Grundlage sein für den Wiederaufbau. In der Nacht vom 3. auf den 4. Juli ist der Bohrturm der Salzderheldener Saline, ein Wahrzeichen des Fleckens, abgebrannt. Die Ursache war vermutlich Brandstiftung. Eigentümerin der Saline ist die Stadt Einbeck. Vor Ort hat sich der Kultur-Förderkreis um das Industriedenkmal gekümmert und über Jahre unzählige Stunden in die Instandsetzung und -erhaltung gesteckt. Die Brandruine ist in den vergangenen Tagen weitgehend abgerissen und geräumt worden.

In der – von der Eingangstür aus gesehen – linken hinteren Ecke habe es angefangen zu brennen, so der Vorsitzende des Kultur-Förderkreises, Karl-Heinz Wessel. In der Nacht des Feuers ist er aus dem Ortskern zur Saline geradelt; dort hat er zuschauen müssen, wie der Bohrturm gebrannt hat wie Zunder und rasch zusammengefallen ist. Was da passiert sei, das habe er erst am nächsten Tag so richtig realisiert, erinnert er sich.
Kurze Zeit später hat er seine Gedanken festgehalten: »Beim Anblick dieser Trümmer fehlen einem die Worte! Könnte von der Technik noch etwas gerettet werden, ist ein Wiederaufbau möglich, wie verkraftet der Verein den Verlust, und wie kann die Zukunft der Saline aussehen? Viele Fragen, die in der nächsten Zeit geklärt werden müssen und eine große Kraftanstrengung erfordern, für die Stadt, den Ort und den Verein!« Das Schreiben ist im Aushang an der Saline zu sehen, direkt neben einer Luftaufnahme des Bohrturms.

Nun ist er gemeinsam mit weiteren Vorstandsmitgliedern in den vergangenen Tagen regelmäßig vor Ort gewesen, um beim Abbruch dabei zu sein. Etliche große Transport­säcke mit Brandschutt sowie einen Container hat das Unternehmen gefüllt, der Bagger hat immer wieder zusammengeschoben und zugepackt, aber es wurde auch einiges geborgen beziehungsweise ist der Blick frei auf das, was noch vorhanden ist. So ist das 385 Meter tiefe Bohrloch weitgehend unversehrt. Wo sich der Schlauch, mit dem die Sohle gefördert wurde, befindet, ist noch ungewiss. »Da müssen wir mit der Kamera rein«, so Karl-Heinz Wessel. Er geht davon aus, dass die Reste des Schlauchs auf dem Grundwasserspiegel schwimmen.
Eine gute Nachricht dürfte auch sein, dass die historische Technik von 1884 nicht ganz und gar zu Schaden gekommen ist, einiges ist noch vorhanden. Dazu zählt unter anderem der Siedeofen. Und auch einige Räder drehen sich wieder, das haben die Ehrenamtlichen vor Ort schon ausprobiert. Nicht alles, was Gerhard Gesche und Hans-Dieter Renneberg vom Göttinger Abbruchunternehmen Klöppner aus der Brandruine gerettet und auf dem Rasen abgelagert haben, ist Schrott, einiges lässt sich aufarbeiten und weiter verwenden: »Wir wissen ja, wie es funktioniert hat«, verweist der Vorsitzende mit Blick auf das Umlenkrad aus dem 18 Meter hohen Turm auf die langjährige Erfahrung der Vereinsmitglieder. Viele von ihnen haben schon ihre Bereitschaft erklärt, bei einem möglichen Wiederaufbau mitzuhelfen.

»Wir packen das wieder«: Derzeit herrscht Zuversicht, dass auf dem Platz an der Saline erneut etwas entstehen kann – was auch immer. Bereits kurz nach dem Feuer waren Vertreter der Stadtverwaltung vor Ort, es gab Gespräche mit Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, und es herrschte Einigkeit darüber, dass da wieder etwas errichtet wird, auch wenn es zwei oder drei, möglicherweise vier Jahre dauern wird.
Dass die alten Maschinen zum Teil gerettet werden konnten, freut den Verein; andere Teile, etwa ein 100 Jahre alter Motor der Antriebstechnik, sind dem Feuer zum Opfer ge­fallen, aber dafür könnte man Ersatz finden. Dem Wunsch des Vereins, den Abriss selbst vorzunehmen und somit Kosten zu sparen, ist die Stadt nicht nachgekommen, denn auf dem Dach gab es eine asbestbelastete Fläche, die von Fachleuten entsorgt werden musste.

Beim Blick auf einen möglichen Wiederaufbau sieht es der Förderkreis als sehr positiv an, dass die Stadt angekündigt hat, dass das Geld, das von der Versicherung gezahlt wird, auch für den Wiederaufbau eingesetzt werden soll. »Wir werden dann hier zunächst eine Bauhütte aufstellen«, kündigt der Vorstand an, als Werkstatt für die künftige Restaurierung, aber auch, um das Erhaltene zu sichern. Sie soll in der Nähe des alten Wasserbehälter-Turms stehen. Wie der abgebrannte Bohrturm wieder aufgebaut werden könnte, dazu gibt es bereits viele Überlegungen. Einerseits würde ein so hohes Bauwerk, wie es 2009/2010 restauriert wurde, unter technischen Gesichtspunkten nicht mehr benötigt, andererseits war dieser Turm ein Wahrzeichen Salzderheldens. Was künftig neu entsteht, soll auf den Grundmauern des alten Turms errichtet werden, so der Wunsch des Förderkreises, und auch die Technik soll wieder dort eingearbeitet werden, wo sie sich befand. Weiter soll es, wie früher auch, ein Modell der Salinentechnik geben, das künftigen Be­suchern die Soleförderung näherbringt. Bei den Entscheidungen zur Gestaltung des Wiederaufbaus hofft der Verein auf ein Mitspracherecht. »Wir haben etwas vorzuweisen«, verweisen die Vorstandsmitglieder auf ihre Erfahrung – und auf die Chance, als gemeinnütziger Verein Fördergelder einwerben zu können.

Es sind alle mit viel Engagement, Herzblut und Seele dabei. »Wir denken positiv«, ver­sichern die Vorstandsmitglieder. Guten Mutes sind sie auch deshalb, weil ihnen bereits viel Hilfe angeboten wurde, von unterschiedlichen Seiten. Um finanzielle Unterstützung wird bereits geworben, unter anderem auch auf der neu gestalteten Internetseite des Vereins, wo man über PayPal spenden kann.

Ein Spendenkonto ist ebenfalls angelegt: bei der Volksbank Einbeck, IBAN DE91 2789 3760 0050 0763 01.ek