Brauhaus-Blick auf 2014 ist »verhalten optimistisch«

Aktionärsversammlung | Konsolidierung statt Expandion | Position auf rückläufigem Biermarkt festigen | Investitionen

Wieder keine Dividende, aber die Aktionäre des Einbecker Brauhauses haben es mit Fassung – und Zustimmung – getragen. Bei der Aktionärsversammlung, die aufgrund von Baumaßnahmen in der Wilhelm-Bendow-Schule erstmals außerhalb Einbecks abgehalten wurde, erläuterte Vorstandssprecher Lothar Gauß in der Northeimer Stadthalle die Zahlen des abge­laufenen Geschäftsjahres. Grund zur Euphorie bestehe nicht, aber man sei auf einem guten Weg, stellte er fest. Unter anderem kündigte er anstehende Millionen-Investitionen an.

Einbeck. Vor dem Hintergrund eines sinkenden Gesamt-Bierabsatzes der deutschen Brauereien um zwei Prozent konnten sich die Einbecker gut behaupten. Trotz rückläufigem Gesamtabsatz ist die Anzahl der Braustätten in Deutschland um weitere zehn Brauereien auf 1.349 gestiegen, und zunehmende Überkapazitäten heizten den Wettbewerb an. Das Wetter, so Gauß weiter, habe eine deutliche Rolle gespielt. Der Pro-Kopf-Verbrauch im Inland lag bei 106,6 Litern. Der Absatzverlust betrug fast 4,9 Prozent bis zur Jahresmitte – es machte sich Katerstimmung breit. Im Gegenzug stieg die Aktionsfrequenz mit einem Promotionspreis von unter zehn Euro. Diese Marktgegebenheiten wirkten sich auch auf das Unternehmen auf. Der Gesamtbiersabsatz 2013 lag bei 676.000 Hektolitern, das waren 1,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Jahresüberschuss von Härke in Höhe von 33.000 Euro wurde an die Einbecker abgeführt.

Der Absatz ging um 13.000 Hektoliter gegenüber dem Vorjahr zurück; bewusst habe man auf 7.000 Handelsmarken-Hektoliter für den Italien-Export verzichtet. Außerdem habe man das Portfolio um Einbecker Diät und Einbecker Gold reduziert. Deutlich über den Erwartungen lagen die Absätze bei den Bockbierspezialitäten. Deutlich zugelegt haben Einbecker Alkoholfrei, Einbecker Landbier und das neue Weihnachtsbier. Besser als der Gesamtmarkt entwickelte sich der Pils-Absatz. Insgesamt hat die Marke Einbecker 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr verloren, »wir liegen damit ‘n Tucken besser als das Branchenniveau«, so der Vorstandssprecher. An Absatz verloren haben die Lokalmarken Göttinger sowie Martini aus Kassel. Angesichts der Aktionsangebote der »Fernsehbiere« stand Nörten-Hardenberger sehr unter Druck.

Die Bilanzsumme verringerte sich um 2,4 Millionen Euro auf 29,1 Millionen Euro. In Kästen und Flaschen wurden zur Modernisierung des Markenauftritts 1,1 Millionen Euro investiert. Die Rückstellungen für Pensionsverpflichtungen lagen mit 7,6 Millionen Euro bei 26 Prozent der Bilanzsumme. Die Aufzinsung dafür, kündigte Gauß an, werde weiter steigen und das Ergebnis beeinflussen. Abbauen konnte man Verbindlichkeiten, beispielsweise Bankschulden um 12,3 Millionen Euro.

Für Teile des Sortiments wurden im August die Preise erhöht, die Auswirkung auf die Erlöse wird sich erst im Laufe dieses Jahres zeigen. Erhöht hat sich der Materialaufwand, wobei Bezugspreise für Malz, Verpackungsmaterial und Energie stärker zugelegt haben, als durch Sparmaßnahmen kompensiert werden konnte. Gesunken ist der Personalaufwand für Löhne und Gehälter um 488.000 Euro. Der Abbau von Personal konnte überwiegend über altersbedingte Fluktuation geregelt werden; die Hektoliter-Leistung je Mitarbeiter ist in den vergangenen drei Jahren um 6,5 Prozent gestiegen, der Umsatz um 8,1 Prozent. Erhöhten Aufwand musste die Brauerei für die Leergutsortierung betreiben.

Der Jahresüberschuss ist auf 208.000 Euro gestiegen. Da man Mitte 2013 noch einen Fehlbetrag von 346.000 ausweisen musste, könne man durchaus zufrieden sein. »Unserem Ziel, nachhaltig eine Dividende auszuschütten, sind wir deutlich näher gerückt, wir haben es aber noch nicht erreicht« sagte Gauß. Die Konsolidierung der Brauerei schreite voran. Es seien Voraussetzungen geschaffen worden, den Masterplan in den Bereichen Technik und Logistik umzusetzen. Bis 2017 werden rund 15 Millionen Euro in die Brauerei in Einbeck und in das Logistikzentrum investiert; Aufträge mit einem Gesamtvolumen von rund zehn Millionen Euro seien bereits vergeben. Im kommenden Monat wird eine neue Keg-Reinigungs- und Abfüllanlage in Betrieb genommen. Im November wird in Einbeck eine zweite Abfüllanlage anlaufen, dazu wird das Abfüllgebäude einstöckig erweitert. Sie hat eine Leistung von 30.000 Flaschen pro Stunde, ist hoch flexibel und schnell umrüstbar. Sie ersetzt die Flaschenabfüllanlage in Kassel, die stillgelegt wird. Bis zum Jahresende sollen die logistischen Abläufe zwischen Brauerei und Logistikzentrum und innerhalb der Logistik optimiert werden. Die Verladehalle auf dem Brauereigelände wird stützenfrei neu gestaltet. Auf dem Logistikgelände wird eine weitere Halle gebaut, in der Anfang 2015 mit der Tochterfirma Hanse-Service- und Logistik eine neue Leergut-Sortieranlage in Betrieb genommen wird. Maßnahmen im Energiebereich sind bereits erfolgt, weitere sind geplant. Den Abschluss bilden Investitionen im Produktionsbereich 2016/17.

Bei allen Vorhaben müsse man berücksichtigen, dass der deutsche Biermarkt auch künftig rückläufig sein werde, so Gauß. Der Vorstand kündigte verschiedene Werbemaßnahmen an:?einen frischen Markenauftritt für das Sortiment, Funkspots mit dem »Einbecker-Reim«. Die Fußball-Weltmeisterschaft könne zusätzliche Impulse für das Geschäft auslosen. Er breche zwar nicht in Euphorie aus, so der Vorstandssprecher, aber die bisherige Entwicklung könne man »verhalten positiv« beurteilen. Ein normaler Witterungsverlauf und ein stabiles wirtschaftliches Umfeld unterstellt, sei die Ausschüttung einer Dividende für das laufende Jahr aus heutiger Sicht möglich.

In einer Abfolge der deutschen Brauereien sei Einbecker etwa auf Platz 35 einzuordnen, sagte Gauß auf eine der Aktionärs-Nachfragen. Weitere Exportmärkte seien zwar denkbar, »aber wir wollen nur das nutzen, was wir uns erlauben und leisten können.« Auf einem gesättigten und rückläufigen Markt schreie man nicht überall nach Einbecker Bier. Eine in den vergangene Jahren angestrebte Expansion sei gefloppt, die Absätze seien nicht gekommen. »Wir gehen zurück zu dem, was wir können - zu einer starken Rolle im?Kernabsatzmarkt.« Einbecker sei Teil des Lebens und der Kultur der Region. Entscheidend sei, »dass unten rechts muss was stehen.« Es müsse den Aktionären Spaß machen, sich am Einbecker Brauhaus zu beteiligen, und es müsse eine Dividende dabei herauskommen. Auf verschiedene Vorschläge zu Werbemaßnahmen sagte er, der Köder müsse dem Fisch schmecken, nicht dem Angler:?Der Konsument wolle Abwechslung, und entsprechend wolle man Vielfalt bieten. Da sei man auf einem guten Weg, und den müsse man auch konsequent fortführen. Gauß sprach von den Möglichkeiten einer »zwiebelartigen Erweiterung«, ein Überstülpen habe nicht funktioniert.

Vertreten waren rund zwei Drittel des Grundkapitals. Zu 99,98 Prozent stimmten die Aktionäre dafür, den Bilanzgewinn von knapp 300.000 Euro auf neue Rechnung vorzutragen. Damit ist verbunden, dass erneut keine Dividende gezahlt wird. Mit gleicher Mehrheit wurde der Vorstand entlastet. Für die Entlastung des Aufsichtsrates stimmten 88,35 Prozent.ek